Fatales Geheimnis: D.C. Affairs 1 (German Edition)
sagte Gonzo. „Freu dich lieber nicht zu früh, denn sie behauptet, sie hätte sich vor zwei Wochen beim Eiskratzen vom Wagen die Hand verletzt. Die Wunde musste mit drei Stichen genäht werden. Tatsächlich hat sie eine frisch aussehende pinkfarbene Narbe an ihrer rechten Hand. Außerdem konnte sie ein Hinweisblatt für die Wundpflege der Unfallstation vorlegen. Wir untersuchen das Blut trotzdem, aber ich wette einen Monatslohn darauf, dass es ihres ist. Sie hat uns jedenfalls bereitwillig eine Probe gegeben.“
„Verdammt! Wir kommen in dieser Sache einfach nicht weiter.“
„Wir haben die Liste der Freundinnen des Senators, die Billings uns gegeben hat, inzwischen auf zwei reduziert. Die anderen vier konnten nachweisen, dass sie in jener Nacht nicht in der Stadt waren.“
Sam setzte in Gedanken Besuche bei den beiden noch verbleibenden Barbies auf ihre immer länger werdende To-do-Liste. „Tu mir einen Gefallen und sorge für unauffällige Sicherheitsvorkehrungen bei der Trauerfeier für den Senator. Achte darauf, dass du mit der Virginia State Police und Richmond zusammenarbeitest.“
„Natürlich. Willst du auch eine Videoüberwachung oder nur eine Überwachung?“
„Nehmen wir es ruhig auf. Sorg dafür, dass die Cops, die du hinschickst, Fotos der Familienmitglieder des Senators und der Freundinnen haben, damit sie wissen, nach wem sie Ausschau halten sollen.“
„Mach ich.“
„Danke für die gute Arbeit, Gonzo.“
„Gern geschehen. Versuch heute Nacht ein wenig zu schlafen, Sam.“
„Ja, klar.“
Während sie in der Autoschlange festsaß, die sich wegen des Unfalls gebildet hatte, schlug Sam frustriert auf das Lenkrad. Ihr Ärger hatte verschiedene Gründe. Erstens konnte sie nicht aufhören, an Nick zu denken und daran, wie verständnisvoll er reagiert hatte, als sie ihre gerade erst wieder erblühende Beziehung auf Eis legte. Wie oft habe ich es mir erlaubt, mich bei jemandem anzulehnen? Nie. Aber sie konnte sich nun einmal nicht mit jemandem einlassen, der ein wichtiger Zeuge in einem Fall war, in dem sie ermittelte. Sosehr sie es auch wollte, es ging nicht.
Stück für Stück rollte der Verkehr weiter, bis sie endlich die Unfallstelle passiert hatte. Als sie beim Watergate ankam, wartete Nick schon in seinem schwarzen BMW auf sie.
„Warum hast du so lange gebraucht?“, fragte er beim Aussteigen.
„Unfall auf der Independence.“
„Du hättest die Constitution nehmen sollen.“
„Das weiß ich jetzt auch. Schickes Auto übrigens“, sagte sie, den schwarzen Flitzer bewundernd. „Die Steuerzahler sorgen gut für dich.“
„Ich habe verschiedene Laster“, gestand er grinsend und legte den Arm um sie. „Autos sind eines davon.“
Bevor sie die Lobby betraten, duckte sie sich unter seinem Arm weg. „Keine öffentlichen Zuneigungsbekundungen“, ermahnte sie ihn mürrisch. Sie hielt dem Officer am Tresen des Sicherheitspersonals ihre Polizeimarke unter die Nase und deutete zu den Fahrstühlen. „Wir werfen noch mal einen Blick in das Apartment des Senators.“
Der Officer nickte und winkte sie durch.
Sie fuhren in den fünften Stock, wo die Wohnungstür des Senators mit gelbem Absperrband zugeklebt war. Sam gab den Code für das Polizeischloss ein und stieß die Tür auf. Sie hob das gelbe Absperrband an und signalisierte Nick, er solle ruhig vorgehen.
Er holte tief Luft, und sie sah, wie seine breiten Schultern nach unten sackten, als die Erinnerung zurückkam. Sam legte ihm die Hand auf den Arm, um ihn aufzuhalten. „Du musst da nicht reingehen. Ich kann die Sachen auch für dich holen.“
„Nein, ich schaffe das schon.“
„Nimm dir Zeit. Ich sehe mich inzwischen noch einmal um.“
Sie ging durch das luxuriöse Apartment, in dem noch eine feine Schicht des Staubs zur Sicherung von Fingerabdrücken zu sehen war. Immer wieder nahm sie Nippes in die Hand, öffnete Schubladen und hielt nach allem Möglichen Ausschau, was beim ersten Durchsuchen des Apartments übersehen worden sein könnte. Für sie bestand kein Zweifel daran, dass die Wohnung von einem Innenarchitekten eingerichtet worden war - wahrscheinlich schon in der Zeit, als Senator O‘Connor senior hier gewohnt hatte. Es war seltsam, wie wenig Persönliches von John die Wohnung enthielt.
Im Schlafzimmer war das Bettzeug abgezogen und zur DNA-Untersuchung ins Labor geschickt worden. Ein einziges Haar konnte sie in diesem Fall schon enorm weiterbringen. Aber alle Fingerabdrücke, Fasern und DNA gehörten zu
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