Fatales Geheimnis: D.C. Affairs 1 (German Edition)
gern noch einmal hinfahren und mich ein bisschen umsehen.“
„Dann haben wir ein Date“, zog er sie auf.
Sie schaltete ihren Computer und die Schreibtischlampe aus. „Es ist kein Date.“
„Wortklauberei“, meinte er und folgte ihr aus dem Büro.
„Es ist kein Date.“
Bei vegetarischer Pizza mit extradicker Kruste in einem Restaurant, in dem jeder Nick zu kennen schien, fragte Sam ihn nach Patricia Donaldson.
„Wer?“
„Laut Aussage seiner Eltern ist sie eine Freundin von John aus seiner Highschoolzeit, die heute in Chicago lebt.“
Er sah verblüfft aus. „Ich habe nie von ihr gehört.“
„John hat ihr jeden Monat dreitausend Dollar überwiesen, seit Jahren schon. Außerdem hat er sie mehrmals pro Woche angerufen und jeweils beinahe eine Stunde mit ihr telefoniert.“
Nick schüttelte den Kopf. „Ich weiß absolut nichts über sie.“ Er wirkte verwirrt, sogar ein wenig gequält. „Wie ist das möglich?“
„Wusstest du, dass er auf Pornos stand? Und zwar heftige.“
Abrupt hielt er inne, legte das Pizzastück, in das er gerade beißen wollte, zurück auf den Teller und wischte sich den Mund ab. „Nein. Woher weißt du das?“
„Wir haben entsprechendes Material auf seinem privaten Computer gefunden.“
Seine Miene wechselte von überrascht zu angewidert. Seine Atmung verlangsamte sich, während er einen Punkt hinter Sam fixierte. Eine ganze Weile schwieg er. „Ich wünschte, ich könnte jetzt einfach behaupten, ich wäre vollkommen überrascht. Aber das stimmt nicht. John setzte seinen Ruf und seine Karriere immer wieder aufs Spiel.“
„Mit was denn noch?“
„Frauen. Unzähligen Frauen. Er schien auf der Suche nach etwas zu sein, das er nicht finden konnte. Wenn er vollkommen verrückt nach einer war, hatte er sie eine Woche später schon wieder vergessen.“
„Hatten diese Frauen irgendetwas gemeinsam?“
„Sie waren alle blond und gut gebaut. Jede von ihnen. Eine Barbiepuppe nach der anderen. Ich machte mir nicht einmal mehr die Mühe, mir ihre Namen zu merken.“
Sam leerte ihr Bier mit einem letzten langen Schluck und musste zugeben, dass sie sich nach dem Essen gestärkt fühlte. „Christina Billings schickte mir eine Liste der Frauen, mit denen er sich in den letzten sechs Monaten getroffen hat. Die arbeiten wir gerade durch. Ich wette, wir finden den Mörder unter seinen Barbiepuppen.“
„Das bezweifle ich.“
„Warum sagst du das?“
„Du meinst, es ist ein Verbrechen aus Leidenschaft gewesen?“
Sie nickte.
„Aber er war mit keiner dieser Frauen lange genug zusammen, dass die Art von Leidenschaft entstehen konnte, die eine Frau zu einer solchen Tat hinreißen könnte. Mit Ausnahme von Natalie, aber das ist schon seit Jahren vorbei. Wenn sie ihn hätte umbringen wollen, hätte sie das vor Jahren getan.“
„Wir werden uns morgen mit ihr unterhalten.“
„Wie machst du das eigentlich?“, wollte er wissen.
„Was denn?“
„Dieses Tempo aufrechterhalten? Es ist erbarmungslos.“
„Du hast diese Woche eine Nacht in seinem Büro verbracht. Du tust auch, was nötig ist, um deine Arbeit zu erledigen. Mehr mache ich nicht. Für gewöhnlich ist es sogar noch schlimmer als das hier. Häufig arbeite ich an mehreren Fällen gleichzeitig, aber dank des Zwangsurlaubs war das Pensum in letzter Zeit noch nicht so hoch.“
„Ständig mit Mördern und Opfern und Gerichtsmedizinern zu tun zu haben - das muss einen doch auslaugen.“
„Das kann es auch. Manchmal ist es aber auch aufregend. Es gibt nichts Besseres, als die Teile eines Puzzles zusammenzufügen und ein Bild zu erhalten, das dann für eine Verurteilung reicht.“
„Wolltest du schon immer Polizistin werden?“ Bei ihrer ersten Begegnung, als sie gerade Detective geworden war, hatte er ihr diese Frage nicht gestellt.
„Das ist ein kompliziertes Thema.“
„Inwiefern?“
Sam spielte mit ihrem Besteck. „Ich bin in meiner Familie das jüngste von drei Mädchen. Ich glaube, ich war zwölf, als mir allmählich dämmerte, dass ich nur auf der Welt bin, weil mein Vater sich einen Sohn gewünscht hat.“
„Das kannst du doch nicht mit Sicherheit wissen.“
„Doch, das kann ich. Meine Mutter hat es mir erzählt.“
„Sam …“
Sie hasste das Mitgefühl, das in seinem Ton mitschwang. „Da ich also wusste, dass ich ihn allein schon durch meine Geburt enttäuscht hatte, setzte ich alles daran, sein Wohlwollen zu gewinnen. Nenn mir einen Highschoolsport - ich habe ihn ausgeübt. Ich ging
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