Fatales Geheimnis: D.C. Affairs 1 (German Edition)
seiner Eltern. Wir benutzten es beide regelmäßig, um dem Wahnsinn in Washington zu entfliehen.“
„Warum hast du mir nichts davon erzählt?“
„Um ehrlich zu sein, ich habe nicht daran gedacht. Tut mir leid. Ich konnte nicht klar denken, und es fällt mir immer noch schwer. Das, was mit John passiert ist, und dann unser Wiedersehen …“
„Bring mich hin“, unterbrach sie ihn.
„Jetzt?“
Sie nickte.
„Es ist fast Mitternacht. Du arbeitest seit achtzehn Stunden. Ich kann dich morgen hinfahren.“
„Morgen habe ich keine Zeit. Wenn du fährst, schlafe ich im Auto - das heißt, falls du dich wach halten kannst.“
„Mir geht es gut. Ich bin am besten zwischen Mitternacht und drei Uhr morgens.“
Diese Bemerkung konnte auch zweideutig interpretiert werden, doch Sam ignorierte es. Trotzdem schoss ihr die Röte in die Wangen, als sie ihm half, einen dunkelblauen Anzug, ein hellblaues Hemd und einen mit kleinen amerikanischen Flaggen verzierten Schlips auszusuchen. Sie verpackten die Sachen in einem Kleidersack.
„Was ist mit Unterwäsche?“, fragte Sam und zog den Reißverschluss des Sacks zu.
„Er trug nicht einmal welche zu Lebzeiten.“
„Woher um alles in der Welt weißt du das?“
Nick lachte. „Vor etwa einem Jahr waren wir mit den ‚Töchtern der Amerikanischen Revolution‘ beim Lunch. Als alle schon im Aufbruch begriffen waren, kam eine dieser blauhaarigen alten Damen zu mir und meinte, der Senator brauche mich an seinem Tisch. Ich kehrte also um und fand ihn allein am Tisch sitzend.“
„Was war geschehen?“
„Offenbar war seine Hose geplatzt, weshalb er irgendwie unauffällig aus dem Gebäude kommen musste.“
Nun lachte auch Sam. „Lass mich raten - er trug keine Unterwäsche?“
„Du hast es erfasst. Ich suchte ihm einen langen Mantel - keine leichte Aufgabe mitten im Juli, wie ich hinzufügen darf - und brachte ihn hinaus, ohne dass sein Stolz leiden musste.“
„Wo stand das in deiner Arbeitsbeschreibung?“
„Unter ‚sonstige Pflichten‘“, antwortete er mit einem traurigen Lächeln, das sie rührte.
„Na schön. Keine Unterwäsche. Schuhe?“
„Würdest du mit Halbschuhen in die ewigen Jagdgründe eingehen wollen? Der Schlips ist schon schlimm genug. Ich bin sicher, dass ich mir deswegen im Jenseits einiges von ihm anhören muss.“ Er nahm ihre Hand und verschränkte seine Finger mit ihren. „Danke für deine Hilfe.“
Verstört zog sie die Hand hastig zurück und schob sie in die Tasche. „Kein Problem.“
„Gehört das Aussuchen von Kleidung für Verstorbene zu deiner Jobbeschreibung?“
„Das ist definitiv mein erstes Mal.“
Als sie Johns Schlafzimmer verließen, sah Nick sie auf eine Weise an, die Sam daran erinnerte, was er von ihr wollte. Die plötzlich aufwallende Sehnsucht überraschte sie. Normalerweise war sie keine von Sehnsüchten geplagte Frau, schon gar nicht, was Männer anging. Sie war fokussiert, effizient und hingebungsvoll in ihrem Beruf und ihrer Familie, rücksichtslos, wenn es sein musste, und außerdem ein sehr unabhängiger Mensch. Darum hätte sie es äußerst beunruhigend finden müssen, einen Mann so sehr zu begehren wie Nick.
Die Wahrheit aber war, dass sie seit Jahren von ihm und der Nacht, die sie miteinander verbracht hatten, fantasierte. Sie hatte Senator O‘Connors Karriere verfolgt und sich stundenlange Berichte aus dem Kongress im Fernsehen angeschaut, in der Hoffnung, einen Blick auf die Vertrauten des Senators zu erhaschen. Aber sie bekam Nick nur selten zu sehen. Offenbar hielt er sich deutlich im Hintergrund, ganz im Gegensatz zu seinem berühmten Boss.
Auf dem Parkplatz hielt Nick ihr die Beifahrertür seines Wagens auf.
Sie setzte sich in den butterweichen Ledersitz und seufzte zufrieden. Als er den Wagen startete, stellte sie schnell fest, dass die Sitze beheizt waren. Das war himmlisch! „Dieser Wagen passt zu dir.“
„Findest du?“
„Ja. Er hat Klasse, ohne protzig zu sein.“
„Ist das etwa ein Kompliment, Samantha?“
Sie zuckte mit den Schultern.
Sobald sie aus der Stadt heraus waren, nahm er ihre Hand. Sam wollte sie gleich wieder zurückziehen, doch er gab sie nicht frei. „Es ist niemand außer uns da, Baby.“
„Wir haben keine Tischdecke, unter der wir uns verstecken können“, warf sie ein.
Das unwiderstehliche Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Gönn mir wenigstens das, ja?“
Weil er so nett fragte und es wirklich nicht viel war, um das er bat, gab sie nach, auch
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