Fatales Geheimnis: D.C. Affairs 1 (German Edition)
sah sich auf dem gepflegten Grundstück um.
„Anscheinend hat Natalie sich am Ende doch noch einen Sugardaddy geangelt“, sagte Sam und drückte die Klingel. Drinnen läuteten Glocken.
Natalie öffnete die Tür in einer lachsfarbenen Seidenbluse, einer Hose aus weißer Winterwolle und hochhackigen Pumps. Um ihren anmutigen Hals hing eine Goldkette mit einem Diamanten, der die Größe von Sams Daumen hatte. Die Haare trug sie zu einem eleganten Bob geschnitten, der ihr schmales, kantiges Gesicht perfekt betonte. Lediglich die dunklen Ringe unter den scharfen blauen Augen verunzierten ihr ansonsten makelloses Gesicht ein wenig. Sam verstand jetzt, was Nick gemeint hatte, als er zögerte, Natalie zu beschreiben.
Obwohl selbst kein Modemuffel, war sie sofort eingeschüchtert. Ihr Magen zog sich zusammen, sodass sie tief durchatmen musste, damit der Schmerz verschwand. Dann hielt sie der Frau ihre Polizeimarke unter die Nase. „Detective Sergeant Holland und Detective Cruz, Metro Police.“
„Kommen Sie herein“, forderte Natalie die beiden mit weichem Südstaatenakzent auf. „Ich habe Sie schon erwartet.“
„Tatsächlich?“, fragte Sam, während sie ihr in ein Wohnzimmer folgten, das aus der Weihnachtsausgabe von „AD“ stammen konnte.
„Senator O‘Connor und ich waren einige Jahre zusammen. Darum dachte ich mir, dass Sie irgendwann mit mir sprechen wollen. Darf ich Ihnen etwas anbieten? Kaffee oder etwas Kaltes?“
Bevor Freddie das Angebot annehmen konnte, sagte Sam: „Nein, danke. Haben Sie etwas dagegen, dass wir das Gespräch aufzeichnen?“
Als Natalie den Kopf schüttelte, gab Sam Freddie ein Zeichen, das Aufnahmegerät einzuschalten.
Wie immer bei aufgezeichneten Gesprächen begann Sam damit, dass sie die Anwesenden sowie Zeit und Ort des Gesprächs nannte. „Können Sie mir sagen, wo Sie sich Dienstag zwischen zehn Uhr abends und sieben Uhr morgens aufgehalten haben?“
Natalie mochte sie zwar erwartet haben, aber mit dieser Eröffnung hatte sie ganz offensichtlich nicht gerechnet. „Bin ich etwa eine Verdächtige?“
„Bis wir das Gegenteil bewiesen haben, ist jeder verdächtig. Also, wo waren Sie in der fraglichen Zeit?“
„Ich war hier“, stammelte sie. „Mit meinem Mann.“
„Sein Name?“
„Noel Jordan.“
„Und wo finden wir ihn, um uns Ihre Aussage bestätigen zu lassen?“
„Er ist der stellvertretende Justizminister.“ Sie ratterte eine Adresse in der Stadt herunter. „Momentan ist er bei der Arbeit.“
„Schicke Bude für einen Mann mit Regierungsgehalt“, bemerkte Sam.
„Seine Familie hat … Sie sind reich.“
„Können Sie mir erklären, welcher Natur Ihre Beziehung zu Senator O‘Connor war?“
„Wir hatten etwa drei Jahre lang eine Liebesbeziehung.“
„Und die endete wann?“
„Vor ungefähr vier Jahren“, antwortete sie mit einem Seufzer. „Etwa ein Jahr nach seiner Wahl.“
„Haben Sie ihn geliebt?“
„Sehr sogar“, gestand sie mit einer wehmütigen Miene, die Sam vermuten ließ, dass sich an diesen Gefühlen für den Senator nicht viel geändert hatte.
„Warum endete die Beziehung?“
„Ich wollte heiraten, er nicht.“ Sie hob die Schultern. „Wir stritten darüber. Mehrmals. Nach einer besonders hässlichen Auseinandersetzung meinte er, unsere Beziehung habe ihr Ende erreicht und wir sollten darüber nachdenken, ob wir uns nicht jeder einen anderen Partner suchen.“
„Wie fühlten Sie sich in dem Moment?“
„Ich war geschockt und am Boden zerstört. Ich liebte ihn. Ich wollte mein Leben mit ihm verbringen und hatte keine Ahnung, dass er unglücklich war.“
„Hat er Sie geliebt?“
„Er behauptete es, aber da war stets dieses … Es kam mir nie ganz echt vor, würde ich sagen. Ich war nie wirklich überzeugt davon, dass er mich ebenso liebte wie ich ihn.“
„Es muss Sie ziemlich wütend gemacht haben, von dem Mann fallen gelassen zu werden, den Sie heiraten wollten.“
In ihren blauen Augen lag ein wildes Flackern. „Ich war viel zu fertig, um wütend zu sein, Sergeant. Und falls Sie sich fragen, ob ich ihn umgebracht habe, kann ich Ihnen getrost versichern, dass ich es nicht war. Tatsächlich hatte ich gedacht, ich wäre längst über ihn hinweg. Bis ich von seinem Tod erfuhr.“ Plötzlich liefen Tränen über ihre porzellanhellen Wangen. Sie wischte sie mit einer geübten Geste fort, die darauf schließen ließ, dass sie in den vergangenen Tagen oft geweint hatte. „Ich kann seitdem überhaupt nicht mehr
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