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Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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erhob sich, es roch für ihn nach einem Gefühlsausbruch der Kensustrianer. Mit einem Schlag befanden sich Substanzen in der Luft, die auf endlose Wut hindeuteten.
    »Bevor wir die Vertreter Kensustrias zu Wort kommen lassen«, sagte er daher schnell, »möchte ich als Vorsitzender der Stadt sprechen.« Er lächelte wieder. »Weswegen wir heute verhandeln, verdanken wir einem Umstand, der sich vor vielen, vielen jähren und vor allem ohne unser Wissen ereignete. Die Einwohner Ammtäras sind vollkommen unschuldig an der Bedeutung ihrer Stadt für Euch, Mi'in. Wir sind nicht einmal an der Gottheit Lakastra interessiert, und dennoch stellt unser Zuhause einen religiösen Mittelpunkt dar - einen Mittelpunkt für Fremde. Das
    bereitet uns Sorge. Manche haben schlicht Angst vor den Nicti und dem, was aus der Verehrung erwachsen wird.« Er sah zu den Kensustrianern. »Auch vor Euch fürchten wir uns, denn Ihr habt uns im schlimmsten Fall den Untergang versprochen, obwohl wir nichts dafürkönnen. Aber ich möchte betonen, dass Ammtara unsere Heimat ist. Eine Heimat, die wir lieben und beschützen werden, und das meine ich neutral als Feststellung.« Einige applaudierten ihm oder pochten mit ihren Trinkgefäßen auf die Tischplatte, und Pashtak setzte sich wieder. »Ich erteile dem ehrenwerten Moolpär dem Jüngeren für Kensustria das Wort.«
    Perdor horchte bei dem Namen auf. Moolpär der Ältere war einst ein guter Bekannter und fast schon ein Freund gewesen, ein Krieger mit Stolz und Einsicht, soweit es ihm die Werte und Ansichten seines Volkes und seiner Kaste erlaubten.
    Dass Kensustria einen Krieger zu den Verhandlungen geschickt hatte, war bemerkenswert - denn eigentlich wurde das, was von dem Reich noch übrig war, von den Priestern regiert. Moolpär der Jüngere trug seine Rüstung und Schwerter; das Dunkelgrün der beiden übereinander angeordneten Haarzöpfe bewegte sich leicht, als er sich erhob. Er hatte durchaus entfernte Ähnlichkeit mit Perdors gutem Bekannten.
    »Wie die Versammlung sehen kann, bin ich kein Priester. Sie haben die Macht aus freien Stücken zurück in die Hände meiner Kaste gegeben«, eröffnete er zur Überraschung der Anwesenden. »Es ist nicht die Stunde der Gebete, sondern die des Schwertes.« Die bernsteinfarbenen Augen richteten sich auf die Nicti. »Wir stimmen dennoch in großen Teilen dem zu, was ihr fordert. Wir können auf die Tempel verzichten, und es wird einen Wettstreit der Gottesfürchtigen geben. Das klingt gerecht. Auch Ammtara mag von uns aus bestehen bleiben, doch die Bewohner und Ihr, Pashtak, werdet bald erkennen, dass Ihr Euch das Böse hinter die Mauern geholt habt. Die Nicti verehren Wesen, denen wir schon lange abgeschworen haben. Sie bringen Vernichtung, das Böse und eine Schlechtigkeit, die sich mit der eines Mortva Nesreca
    messen kann. Aus diesem Grund«, sein Blick wurde unerbittlich, »können wir nicht erlauben, dass die Urlehre Lakastras in
    Kensustria Fuß fasst. Wenn Ulldart sich das Grauen in den Pelz packen lässt, ist es seine Entscheidung. Kensustria wird es nicht tun, sondern eher untergehen.« Moolpär setzte sich. Die Nicti steckten die Köpfe zusammen und berieten sich leise.
    Pashtak sog die unvermittelt aufkeimende Sorge bei den Menschenkönigen und Diplomaten förmlich ein. Die Worte des Kensustrianers hatten ihre Bedenken gegen die Fremden geschürt. Bevor er etwas sagen konnte, erhob sich Stoiko.
    »Wenn Ihr schon sehr eindringlich vor ihnen warnt, Moolpär der Jüngere, dann habt die Güte zu erklären, was so gefährlich an ihnen ist. Bislang haben wir nichts als Andeutungen oder Gerüchte vernommen«, bat der Tarpoler mit den wachen Augen und dem grauen Schnauzbart, der einst braun gewesen war, freundlich. »Oder aber, ehrenwerter Mi'in, wir hören endlich die Wahrheit über das, was sich dort ereignet hat, woher Nicti und Kensustrianer stammen. Wir alle wollen wissen, was es mit den verschiedenen Gottheiten auf sich hat.« Stoiko nahm unter dem Beifall der Mehrheit der Versammlung Platz.
    Mi'in stand auf und öffnete den Mund, aber Moolpär sprach zuerst: »Sie sind wilde Tiere, unkontrollierbar und rasend, wenn ihnen danach ist. Und sie verzehren jegliches Fleisch.« Der Kensustrianer sah Pashtak an. »Vorzugsweise das der Menschen. Ihr werdet Euch an Belkala erinnern, an die rätselhaften Morde an den Orten, an denen sie sich aufhielt. Zählt eins und eins zusammen, und Ihr habt einen Vorgeschmack auf das, was Ulldart bevorsteht. Was

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