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Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Inquisitorin schauderte, ohne den Blick vom Spiegel zu wenden. Ihr Geheimnis war keines mehr. »Ich...«
    Versuche nicht, es zu leugnen. Sonst hätte ich nicht in dich einfahren können. Also?
    »Es ist die Gnade meines Gottes Lakastra«, gestand sie. »Ich bin in einem Ritual der Nicti gestorben und als ihre göttliche Königin zurückgekehrt.« Sie berührte das zusammengefügte Amulett. Eine dünne Schicht Silber hielt die Stelle zusammen. »Ich bin eine von ihnen geworden«, sprach sie traurig. Nicht ganz. Noch unterscheidest du dich von ihnen. Die Stimme wartete eine Weile. Bedeutet das, dass du nicht zerfallen wirst?
    »Nein...«
    KEINE LÜGEN!, brüllte die Stimme.
    Estra verspürte Schmerzen und schwankte, sie musste sich am Schrank abstützen, und ihr Blick verschwamm. »Wenn ich gewisse Bedingungen erfülle, lebe ich ... sehr lange«, keuchte sie. »Ich ... muss essen.«
    Menschenfleisch!, erkannte die Stimme augenblicklich. Die Nicti nehmen ihre Kraft aus dem Fleisch ihrer Feinde. Sie lachte. Dann hast du eine sehr große Zukunft vor dir, Estra. Du wirst bald ... nein, ich sage es dir nicht. Erst möchte ich deine Entscheidung hören. Nun gebe ich dir deinen Leib zurück, aber ich werde es sofort spüren, wenn du mich verraten willst
    Estras Gliedmaßen wurden von den unsichtbaren Tonnen schweren Gewichten befreit und gehorchten ihr wieder.
    Sie setzte sich zitternd auf den Stuhl und goss sich Wasser ein. Wie sehr wünschte sie sich Tokaro an ihre Seite und wusste zugleich, dass sie ihn niemals mehr in die Arme schließen konnte. Zu seinem eigenen Schutz.
    Sie wartete, ob die Stimme erneut erklang, aber es blieb still in ihrem Verstand. Allein war sie dennoch nicht.
    Estra hatte keine andere Wahl.

    Kontinent Ulldart, Königreich Iuris, Freie Stadt Ammtara, Frühherbst im Jahr 2 Ulldrael des Gerechten (461 n.S.)

    Man hatte sich auf Einladung von Perdor am frühen Morgen im Herzen Ammtäras versammelt. In der Halle, in der üblicherweise die Versammlung der Wahren stattfand und über die Belange der gewaltigen Stadt entschied, saßen entweder die gekrönten Häupter oder deren Beauftragte; meist waren es Diplomaten und in seltenen Fällen die Nachkommen der Herrscherinnen und Herrscher. Für Perdor gab es ein Wiedersehen mit Stoiko Gijuschka und seinem Freund Waljakov, was ihn trotz des trüben Anlasses besonders freute; sie saßen für die Königreiche Tarpol und Borasgotan am Tisch. Leider hatten sie noch keine Möglichkeit gehabt, ein persönliches Wort zu wechseln. Auch die Nicti und die Kensustrianer hatten jeweils kleine Delegationen gesandt, die Vertreter von Kaiser Farkon saßen neben dem Mitglied des tersionischen Hauses Malchios. Perdor sah zum Kopf der Tafel, wo Pashtak Platz genommen hatte, und nickte kaum merklich. Der Vorsitzende der Versammlung trug eine Robe, die noch keinen Riss oder Fleck aufwies, und das bedeutete bei ihm sehr viel. Seine Kinder liebten es, seine Garderobe zu verunstalten. Als Hausherr und Vertreter der Hauptbetroffenen der Lage leitete er die Zusammenkunft, und eben diese sollte nun beginnen.
    Die Sumpfkreatur pfiff leise und aufgeregt, ehe sie sich erhob und die roten Augen über die gespannten Gesichter wandern ließ.
    ständig beherrschen, um nicht zu niesen.
    Er hätte jedem Einzelnen sagen können, was er gegessen hatte, welches Duftwasser er benutzte und warum manche mehr stanken als andere. Die süß-fauligen Gerüche der Nicti machten ihm wie immer am meisten zu schaffen, doch er blieb zurückhaltend und lächelte - was zur Folge hatte, dass alle seine spitzen, gefährlichen Zähne sahen.
    »Ich grüße Euch, Ihr Weisen und Mächtigen«, sprach er gediegen. »Mögen uns die Götter Einsicht geben, um zu einer Lösung zu gelangen, die allen gerecht wird.« Pashtak verneigte sich vor der Versammlung. »Ich erteile dem Vertreter der Nicti, dem ehrenwerten Mi'in, das Wort.«
    Der Nicti erhob sich und wiederholte die Forderungen, die er auch schon Perdor gegenüber genannt hatte, während die Kensustrianer starr auf ihren Plätzen saßen und sich nichts anmerken ließen. Perdor sah zu Pashtak, den er gebeten hatte, seine feine Nase besonders einzusetzen: Er wollte wissen, ob sich Estra wieder unter den Nicti verbarg. Wenn ja, musste er sie unbedingt sprechen, aber der Vorsitzende hatte ihm noch keinerlei Zeichen gegeben. Dieses Mal war die junge Königin wohl ferngeblieben.
    Mi'in hatte seine Rede beendet und setzte sich; es blieb gefährlich still im Saal. Pashtak

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