Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
Fleisch und Blut; inzwischen konnte man sie sogar anfassen, ohne dass die Finger durch den Körper glitten, aber sie war kühl wie Bergwasser. Man merkte sofort, dass etwas mit ihr nicht stimmte.
    »Schon zurück?«, meinte er und setzte sich ihr gegenüber.
    Soscha nickte. »Ich habe nichts ausfindig machen können. Sie ist nicht in Tersion, das ist sicher.«
    Lodrik nippte an seinem Wein. »Dann werden wir warten müssen, bis Vahidin aus Ilfaris zurückkehrt.«
    »Du hast ihn allein auf dem Zimmer gelassen?« Soscha hielt den Vorwurf nicht zurück. »Wenn er nun erwacht und flüchten will?«
    »Er denkt noch immer, dass ich Macht über sein Leben besitze«, lachte er gemein. »Er wagt es nicht, sich ohne meine Erlaubnis auch nur vier Schritte von mir zu entfernen.«
    Sie sah ihn warnend an. »Du überschätzt dich. Oder du unterschätzt ihn, Bardric. Er ist der Sohn von Mortva Nesreca.«
    »Und er will die Mörderin seiner Mutter auslöschen. Er weiß, dass es ihm nicht mehr aus eigener Kraft gelingt.« Lodrik blieb gelassen. »Das und meine Lüge binden ihn an uns.«
    Sie beugte sich nach vorne und hob sein Weinglas an, setzte es an die Lippen und tat so, als ob sie trinke. Soscha mochte es, den
    Schein zu wahren, und war dennoch nicht in der Lage, Essen und
    Trinken aufzunehmen. Einen Versuch hatte sie schon unternommen und war zur Erkenntnis gelangt: Es fiel durch sie hindurch und hinterließ nicht einmal Geschmack. Worauf auch? Eine echte Zunge hatte sie nicht mehr. »Was machen wir mit ihm, wenn er seine Aufgabe erfüllt hat?«
    »Er wird seiner Mutter und seinem Vater folgen.« Lodrik sah sie an. »Er ist zu gefährlich für den Kontinent. Sein Machtwille ist ungebrochen, und er wird Wege suchen, sich neue Nachfahren zu züchten. Es ist seine Veranlagung, Nesrecas Vermächtnis. Danach kann Ulldart endlich friedlichen Zeiten entgegengehen.«
    »Dass die Nicti Ilfaris geräumt und die eigenen Verbündeten vernichtet haben, ist ein guter Schritt. Jetzt muss Perdor noch gut zwischen ihnen und den Kensustrianern vermitteln.« Soscha blickte ihn an. Unhörbar versprach sie Lodrik den Tod, sobald sich die Dinge auf Ulldart im Lot befanden. Ein Schwur blieb ein Schwur. Der Gedanke, dass in Ilfaris der nächste Nekromant heranwuchs, gefiel ihr überhaupt nicht. Wenigstens brachte Brahim Fidostoi nicht die gleichen Veranlagungen wie Bardric mit; dennoch durfte man untote Magier nicht ohne Aufsicht lassen. Soscha nahm an, dass sie für Einflüsterungen des Bösen offener waren.
    »Ja, Friede wäre schön«, befand Lodrik schwermütig und leerte seinen Wein.
    Kontinent Ulldart, Kensustria, Frühherbst im Jahr 2 Ulldrael des Gerechten (461 n.S.)
    Vahidins Geist hielt Ausschau und folgte dabei seinem Instinkt, nicht dem Plan, den Soscha und Lodrik entworfen hatten. Er flog hoch über Ilfaris hinweg und ließ es achtlos unter sich liegen. Er glaubte zu fühlen, dass Zvatochna vor Kurzem hier gewesen folgte er dem Zug der Nicti zurück nach Kensustria.
    Lodrik, Soscha und er hatten erst in Serusien erfahren, was sich im Süden ereignet hatte und wie der Kampf gegen Nech verlaufen war. Ohne den Verrat der Nicti an ihren Verbündeten hätte es auf die Schnelle kein Heer gegeben, um Nech bei seinen weiteren Vorstößen aufzuhalten. Vahidin fand den Sinneswandel auffällig. Das war ihm noch mehr Ansporn, sich bei den Fremden umzuschauen, ob es unter ihnen eine fremde Macht gab, die ihnen Befehle erteilte - und wer könnte das besser tun als eine Nekromantin mit einer Schar unbezwingbarer Seelen um sich herum? Zvatochna bekäme zu ihren Geistern noch ein schlagkräftiges Heer dazu geliefert. Das wäre nach ihrem Geschmack, dachte Vahidin und senkte seinen Geist tiefer der Erde entgegen. Da entdeckte er die strahlende, leuchtende Wolke am Horizont. Er hatte die Seelen ausfindig gemacht!
    Wo sie sich befanden, war auch Zvatochna nicht weit.
    Vahidin nutzte Bäume, Hügel und verlassene Gebäude als Deckung, um ungesehen vorwärtszueilen. Je näher er den leuchtenden Kugeln kam, desto besser erkannte er, was sich vor ihm abspielte: Er befand sich mitten in einer Schlacht!
    Etwa siebenhundert Kensustrianer verteidigten eine Reihe von Gräben gegen die in dreifacher Überzahl anstürmenden Nicti, welche die ersten beiden Linien eingenommen hatten. Hinter dem letzten Graben erhob sich eine Festung, deren Geschützluken sich öffneten. Vahidin erkannte die großen, runden Mündungen von Bombarden. Im Kampf um ihre Existenz nutzten die

Weitere Kostenlose Bücher