Fauler Zauber
kann auch kaum darüber lachen. Streiche sind eigentlich harmlos, aber sie können auch ganz schön gemein sein. Und für denjenigen, der das Opfer ist, sind sie überhaupt nicht witzig. Verstehst du, was ich meine?“
Mei lachte. „Ja, ich verstehe. Bei mir zu Hause spielt man sich auch Streiche. Mein kleiner Bruder macht das andauernd.“
Sabrina nickte. „Ein Streich kann ja noch lustig sein. Oder zwei. Aber irgendjemand hat es absichtlich auf mich abgesehen. Und ich weiß nicht wer.“
Mei zog eine geschnitzte Holzbürste aus der Tasche und begann, ihr langes schwarzes Haar zu bürsten. „Und was hat er gemacht?“
„Meinen Spind ständig mit irgendwelchen Sachen voll gestopft. Gestern habe ich eine Popcorndusche abgekriegt.“
Mei kicherte. Dann schlug sie die Hand vor den Mund. „Oh, tut mir Leid. Ich weiß, dass es nicht lustig ist. Aber du hast es so witzig ausgedrückt. Popcorndusche.“
Sabrina musste zugeben, dass es tatsächlich lustig klang. Mache ich vielleicht aus einer Mücke einen Elefanten?, ging es ihr durch den Kopf.
Aber die Botschaft in dem Glückskeks war ganz und gar nicht lustig gewesen. „Gerade ist das Gleiche passiert, nur dass es diesmal Glückskekse waren.“
„Glückskekse?“ Mei sah sie erstaunt an.
Sabrina nickte. „Mit Unglücksbotschaften drin.“
„Davon habe ich noch nie gehört“, meinte Mei.
„Ich weiß, und genau deshalb ist es ja so unheimlich.“
„Vielleicht solltest du Mark Wong mal fragen“, sagte die Austauschschülerin geheimnisvoll.
„Wie bitte? Warum gerade Mark?“
Mei schlug die Augen nieder. „Weißt du es denn nicht? Seiner Familie gehört eine Glückskeksfabrik in Chinatown.“
„Wirklich?“, rief Sabrina. Dann sah sie das Mädchen misstrauisch an. „Woher weißt du das?“
Mei warf ihr Haar über die Schulter und steckte die Bürste in die Tasche zurück. „Ich habe ihn dort gesehen. Wir haben ihn dort gesehen. Libby und ich. Als ich das erste Mal in Westbridge war, hat Libby mich in Chinatown zum Essen eingeladen.“
Merkwürdig, dachte Sabrina. Warum hat Mark nichts davon erwähnt, als wir uns gestern über Glückskekse unterhalten haben? Sie zuckte mit den Schultern. Vielleicht war es für ihn nichts Außergewöhnliches, wenn er doch täglich damit zu tun hatte. „Aber Mark ist mein Freund“, sagte Sabrina. „Warum sollte er so etwas tun?“
Mei wandte den Kopf ab. „Oh, tut mir Leid. Ich habe etwas Falsches gesagt. Mark...“ Jetzt sprudelten chinesische Worte aus ihrem Mund.
„He, mach mal halb lang“, sagte Sabrina.
Mei schlug die Hand vor den Mund und lachte. „Entschuldige. Manchmal spreche ich Chinesisch, wenn ich nervös bin.“ Sie warf die Tasche über die Schulter, nahm ihre Bücher und ging zur Tür.
„Warte“, rief Sabrina. „Was hast du da eben über Mark gesagt?“
„Oh, er ist sehr nett, da bin ich sicher.“ Mei lachte, dann verschwand sie, schnell wie ein Fuchs.
Sabrina runzelte die Stirn. Mark war ziemlich nervös gewesen. Außerdem war er genau in dem Augenblick neben ihr aufgetaucht, als die Glückskekse aus ihrem Spind gekullert waren. Und seine Familie stellte diese Glückskekse her? Wie misstrauisch man doch werden konnte!
Aber was war mit dem Popcorn? Und dem Fruchtpunsch über der Tür? Und dem schwarzen Zeug am Mikroskop?, überlegte sie.
Mark hatte direkt neben ihr gesessen. Er hätte das Okular leicht schwärzen können, so wie jeder andere. Danach war er besonders nett zu ihr gewesen, wohl um sie von der richtigen Spur abzulenken.
Aber warum? All das ergab doch keinen Sinn!
Den Rest des Tages rannte Sabrina herum, als würde sie verfolgt werden. Immer wenn sie Harvey mit Mei zusammen sah, ging sie ihnen aus dem Weg. Im Augenblick hatte sie keine Lust, sich mit dieser Geschichte auseinander zu setzen, denn sie war zu beschäftigt damit, nach neuen Streichen Ausschau zu halten.
Nach dem Unterricht traf sie Mark an ihrem Spind.
„Brauchst du einen Bodyguard?“, witzelte er.
Sabrina grinste. „Vielleicht. Kennst du einen guten?“
Mark schaute sich um, dann breitete er die Arme aus. „Ich bin zufällig gerade frei.“
„Du bist engagiert.“ Sabrina lachte. „Und was schlägst du vor?“
Mark dachte einen Moment nach. „Vielleicht sollten wir denjenigen überlisten, der das tut.“
Sabrina schloss den Spind und hängte den Rucksack über die Schulter. „Und wie sollen wir das machen?“
„Du musst deine Gewohnheiten ändern“, sagte Mark. „Verbring den
Weitere Kostenlose Bücher