Fauler Zauber
nicht. „Brauchst du Hilfe?“, fragte er lächelnd, und Sabrina fühlte sich gleich viel besser.
Sie nickte. „Ja, könnte ich brauchen.“
Sabrina zwinkerte eine Abfalltüte in ihren Spind, zog sie heraus und begann gemeinsam mit Mark, die Kekse wegzuräumen.
„Glückskekse“, meinte Mark und schüttelte den Kopf. „Warum ausgerechnet Glückskekse?“
„Warum überhaupt das Ganze?“, sagte Sabrina achselzuckend. Sie nahm eine Hand voll Glückskekse und steckte sie in die Tüte.
Als sie erneut in den Kekshaufen griff, überfiel sie plötzlich ein unwiderstehliches Verlangen. Sie konnte einfach nicht anders. Denn sie liebte Glückskekse. Wahllos wühlte sie in dem Haufen herum, nahm dann einen Keks und brach in mitten durch. Sie zog einen kleinen Papierstreifen heraus und las. „Im Ernst?“, murmelte sie mit gequältem Lächeln.
„Was steht denn drauf?“, wollte Mark wissen.
„Das Unglück wird dich wie ein Schatten verfolgen.“ Sabrina lachte. „Wenigstens sagt dieser Glückskeks die Wahrheit.“
Mark runzelte die Stirn.
„Stimmt was nicht?“, fragte Sabrina.
„Denk doch mal nach“, erwiderte Mark. „Glückskekse enthalten normalerweise gute Botschaften, so wie: Du wirst eine lange Reise machen. Oder: Du wirst viel Glück haben. Oder: Du wirst einen gut aussehenden Fremden treffen... Welches Restaurant lässt seinen Gästen denn schlechte Botschaften zukommen. Das wäre keine gute Werbung.“
Sabrina zerbröselte den Keks und warf ihn in die Abfalltüte. „Vielleicht sollte ich es mit einem anderen versuchen.“ Sie wühlte in dem Haufen herum, auf der Suche nach einem Keks, der ihr Glück verheißen würde. Schließlich pickte sie einen heraus, zerbrach ihn und las, was auf dem kleinen Papierstreifen stand.
Sabrina schnappte nach Luft.
Mark sah sie erstaunt an. „Was ist?“
„Wieder das Gleiche. Das Unglück wird dich wie ein Schatten verfolgen.’“
„Nein! Du machst Witze.“ Mark nahm den Papierstreifen und las, dann schüttelte er ungläubig den Kopf. „Das ist ja verrückt.“
Sabrina fühlte, wie ihr eine Gänsehaut über den Rücken lief, als sie den dritten Keks nahm und zerbrach. „Wieder das Gleiche.“
Gemeinsam mit Mark zerbrach sie noch ein Dutzend Glückskekse.
In jedem stand haargenau die gleiche Botschaft.
„Das Unglück wird dich wie ein Schatten verfolgen.“
Sabrina schaute in Marks dunkelbraune Augen. Er sah ziemlich besorgt aus.
„Wahrscheinlich hat jemand das ganze Zeug billiger gekriegt, weil das alles wertlose Glückskekse sind“, vermutete Sabrina. Aber selbst ihr kam das mehr als unwahrscheinlich vor.
„Ich glaube nicht, dass das ein Zufall ist“, sagte Mark. „Ich vermute, dass dir jemand etwas mitteilen will.“
Er sah so besorgt aus, dass Sabrina lachen musste. „Keine Angst“, meinte sie. „Es ist wahrscheinlich nur ein Riesenspaß. Und ich werde bald herausfinden, wer dahinter steckt.“
Sabrina stieß die Tür zum Waschraum der Mädchen auf. Ich muss herausfinden, wer das gemacht hat!, dachte sie.
Sie ging zum Waschbecken und drehte das kalte Wasser an. Dann beugte sie ihren Kopf über das Becken und hielt das Gesicht unter den kalten Strahl. In diesem Augenblick betrat jemand hinter ihr den Waschraum.
Sabrina richtete sich auf – die zugekniffenen Augen voller Wasser – und tastete nach dem Handtuchhalter, als ihr jemand ein Papiertuch in die Hand drückte. „Danke“, sagte sie und trocknete sich das Gesicht ab.
Dann öffnete sie die Augen. Ein dunkeläugiges Gesicht schwebte wie ein Geist über den Spiegel.
Sabrina schnappte nach Luft und wirbelte herum.
Mei stand da und sah sie mit verwirrtem Blick an. „Sabrina, bist du okay?“
Sabrina lachte mit zitternder Stimme und nickte. „Alles super“, meinte sie und nickte weiter, als ob sie sich selbst davon überzeugen musste. „Nicht wirklich.“
„Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte Mei.
Sabrina schüttelte den Kopf und warf das Papiertuch in den überquellenden Abfallbehälter. „Nein, danke. Es ist nur...“
„Was?“, wollte Mei wissen.
Sabrina sah das Mädchen an. Eigentlich wollte sie es nicht zugeben, aber Mei schien wirklich sehr nett zu sein. „Irgendjemand spielt mir andauernd Streiche.“
Mei runzelte kaum merklich die Stirn und legte den Kopf schräg. „Was ist ein ,Streich’?“, fragte sie. „Vermutlich nichts Lustiges, stimmt’s?“
Sabrina öffnete den Mund, dann gluckste sie. „Nein, diese Streiche sind nicht lustig und ich
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