Faulspiel (German Edition)
Leben zufrieden.
Bisher kannte sie nur die gehetzten und gestressten Blicke der Männer, mit denen sie in der Vergangenheit zu tun gehabt hatte.
„Senorita Valerie, wir kennen uns jetzt schon seit vielen Wochen.“
Madras hielt einen Moment lang inne, bevor er fortfuhr. Er wusste nicht genau, auf welche Art er Valerie sagen sollte, was ihn berührte.
„Ich habe dich … Ich hoffe, das ,Du‘ ist dir nicht unangenehm?“, stammelte er etwas unsicher.
„Selbstverständlich können wir gerne beim ,Du‘ bleiben!“, erwiderte Valerie freundlich, fühlte sich jedoch etwas unwohl in ihrer Haut. Sie schien zu ahnen, was Madras ihr zu sagen versuchte.
„Also, mein Name ist, wie Sie ja wissen, Rodrigo. Ich fange am besten noch einmal von vorne an. Ich habe dich in den letzten Wochen wirklich sehr schätzen gelernt und dabei haben sich tief in mir Gefühle entwickelt, die mich nachts nicht oder nur sehr schlecht schlafen lassen. Ich weiß nicht genau, wie ich dieses Gefühl für dich nennen oder beschreiben soll. Ich hoffe, du verstehst das jetzt nicht falsch. Ich möchte dich wirklich nicht bedrängen, aber ich denke, dafür gibt es nur einen Ausdruck.“
Rodrigo Madras hielt einen Moment inne, bevor er weiter redete. Er sah Valerie dabei immer noch mit festem Blick an.
„Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt! In meinem ganzen Leben ist mir noch keine Frau begegnet, die meine Gefühlswelt so in Aufruhr gebracht hat wie du.“
Die entwaffnende Ehrlichkeit des netten Mannes schmeichelte Valerie, doch sie wusste genau, dass sie ihn wohl mochte und außerordentlich sympathisch fand, jedoch war er nicht der Mann, in den sie sich verlieben konnte.
Sie hatte in den letzten Tagen fast täglich mit Marcel Runge telefoniert.
Ihm gehörten ihr Herz und ihre ganze Liebe!
Beim letzten Mal, als sie mit ihm gesprochen hatte, war er gerade auf dem Weg zum Genfer See. Er hatte sie über den Stand der Dinge auf dem Laufenden gehalten. Die Nachricht,dass es wohl nicht mehr lange bis zur Verhaftung Igors dauern würde, löste bei Valerie unvorstellbare Glücksgefühle aus.
Sie hatte beschlossen, dem Mann, den sie liebte, ihren Aufenthaltsort zu verraten und berichtete ihm von ihrem neuen Leben in Venezuela, von dem Restaurant, von den Menschen, mit denen sie zu tun hatte, und davon, dass sie hier ihren Ruhepunkt gefunden habe.
Marcel Runge versprach ihr, sobald er seine Arbeit erledigt hätte, das nächste Flugzeug nach Caracas zu nehmen. Er sprach davon, dass sie sich nur noch wenige Tage gedulden müsse, bevor er sie in seine Arme schließen könnte.
Valerie konnte den Moment, ihrer großen Liebe gegenüberzustehen, kaum noch abwarten. Ihre Sehnsucht nach Runge verzehrte sie innerlich, und in ihren Träumen war er permanent präsent.
Sie wünschte sich nichts mehr auf dieser Welt, als den Rest ihrer Tage mit dem Mann ihrer Träume zu verbringen.
Valerie beschloss, Rodrigo Madras die ganze Wahrheit über ihr Gefühlsleben zu sagen. Dies war sie ihm schuldig, und das hatte er auch verdient!
„Natürlich fühle ich mich durch deine Gefühle sehr geschmeichelt. Aber um ehrlich zu sein, ich empfinde nicht so für dich. Mein Herz gehört einem anderen Mann, und dieser Mann wird schon bald hier sein. Er heißt Marcel und ist Reporter in Deutschland. Zurzeit berichtet er gerade von der Fußball-Europameisterschaft. Sobald das Turnier zu Ende ist, wird er nach Margarita kommen!
Ich mag dich natürlich sehr, aber dieses Gefühl kann man nicht Liebe nennen. Jedenfalls nicht so, wie sich Liebe zwischen einem Mann und einer Frau ausdrückt. Es ist eher so wie bei Freunden oder vielleicht wie bei Bruder und Schwester. Ich mag dich wirklich sehr, deine Hilfsbereitschaft, deineEhrlichkeit und deine Herzenswärme, aber ich liebe dich nicht.“
Valerie hoffte inständig, dass sie ihn jetzt nicht zu sehr verletzt hatte. Sie sah ihn eindringlich an. Um seine Augen hatte sich ein Schatten von Traurigkeit gebildet.
„Ich würde dich gerne als meinen besten Freund behalten. Soweit Freundschaft zwischen Mann und Frau überhaupt möglich ist. Ich hoffe, du verstehst das.“
Madras wirkte niedergeschlagen. Aber das verwunderte Valerie nicht. Er war wirklich ein sehr netter Mann, aber sie hätte sich niemals in ihn verlieben können.
„Natürlich verstehe ich das“, antwortete er kleinlaut, aber ich musste dir das jetzt einfach einmal sagen, weil ich diese Ungewissheit nicht mehr sehr lange mit mir hätte herumtragen können. Ich
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