Faulspiel (German Edition)
seine Aufmerksamkeit. Im Hintergrund hörte man den Aufruf des Fluges nach Los Angeles. Der Kerl hörte zunächst angespannt zu und schaute dann auf seine Armbanduhr, als wolle er sich vergewissern, dass er noch genügend Zeit bis zum Abflug der Maschine hätte.
Wolf hielt die Szene an.
Mit ein paar Mausklicks auf seinem PC vergrößerte er den Ausschnitt der Armbanduhr. Er kannte diese Uhr. Seine Frau hatte ihm vor vielen Jahren den gleichen Chronometer zum Geburtstag geschenkt.
Kommissar Zufall ließ schön grüßen!
Es war ein Klassiker der Marke Rolex. Eine GMT Master. Diese Uhr war ursprünglich einmal für Piloten konzipiert worden, da man die Möglichkeit hatte, verschiedene Zeitzonen einzustellen. Dadurch musste man, wenn man große Entfernungen zurücklegte, nicht in jeder Zeitzone die Uhr neu stellen.
Auf der Videovergrößerung konnte Hans Wolf die eingestellten Zeitzonen genau erkennen. Es waren die mitteleuropäische Zeit und die Zeitverschiebungen für Lateinamerika und Saudi Arabien. Außerdem passte die Uhr nicht zu dem übrigen Outfit des Reisenden. Bako war von Portugal nach Paraguay geflüchtet und anschließend nach Dubai. Das stimmte mit den Einstellungen auf dem Chronometer überein.
Der Fahnder hatte ihn gefunden, dessen war er sich sicher! Sein Spürsinn und seine gute Nase waren wieder einmal ein Garant für seinen Erfolg! Außerdem konnte er sich auf seine Kombinationsgabe und auf sein Glück immer verlassen.Er war davon überzeugt, dass Göttin Fortuna nicht nur dem Tüchtigen hold war, sondern in erster Linie dem Gerechten zur Seite stand.
Der Ermittler entschloss sich, sofort Interpol und das amerikanische FBI zu informieren. Außerdem entschied er sich dafür, höchstpersönlich nach Los Angeles zu fliegen. Jetzt durften sie Bako nicht mehr verlieren! Er konnte nicht riskieren, dass der durch die Unachtsamkeit einer anderen Behörde wieder entwischte.
Hans Wolf war gemeinsam mit einem seiner Mitarbeiter unmittelbar zum Frankfurter Flughafen gefahren, um die nächste Maschine nach L.A. zu erwischen.
Einen kurzen Halt hatte er bei seiner Wohnung eingelegt, um ein paar Sachen zusammenzupacken und sich von seiner Frau zu verabschieden. Mit knappen Worten erzählte er ihr, worum es ging, und was er vorhatte. Außerdem entschuldigte er sich nochmals bei ihr, dass er in den letzten Tagen in seinem Büro übernachtet hatte.
Er befand sich schon auf der Türschwelle, als ihm seine Frau noch ein kleines Päckchen zusteckte.
„Ich weiß nicht, ob das wichtig ist, aber die Post liegt jetzt schon seit ein paar Tagen hier; alles, was an dich persönlich adressiert war, habe ich gesammelt. Du warst so sehr beschäftigt, und wir haben uns in den letzten Tagen auch nicht gesehen.“
Seine Frau sah ihn entschuldigend an.
„Das macht nichts, Liebling, ich schaue mir die Briefe unterwegs im Flugzeug an. Im Moment habe ich auch Besseres zu tun. Dieser Schweinehund darf uns nicht wieder entkommen!“
„Pass bitte auf dich auf! Nach dem, was ich in der Zeitung gelesen habe, sind das sehr skrupellose Leute, hinter denen ihr her seid.“
„Mach dir keine Sorgen, mein Engel! Wir sind in den USA nur Beobachter und Hinweisgeber.“
Er drückte ihr noch einen dicken Kuss auf den Mund und versprach, sich unmittelbar nach seiner Ankunft in Los Angeles zu melden.
Die Briefe steckte er gedankenverloren in die Innentasche seiner Jacke.
Am anderen Morgen wurden sie von Angehörigen des FBI am L.A. International Airport abgeholt.
Sie bestiegen einen Buick Town Car und machten sich sofort auf den Weg in das Hotel, das man für die beiden deutschen Beamten gebucht hatte.
Wolf war hundemüde, der lange Flug forderte jetzt seinen Tribut. In Flugzeugen hatte er noch nie schlafen können, weil ihn ständig eine zwar unterschwellige, aber immer präsente Flugangst quälte.
Via E-Mail hatten sie den amerikanischen Behörden bereits alle Informationen über Bako zur Verfügung gestellt.
Die beiden deutschen Fahnder wollten zunächst in ihrem Hotel ein paar Stunden schlafen und am Nachmittag ihre Suche und ihre Ermittlungen gemeinsam mit den FBI-Agenten fortführen. Sie waren Bako jetzt dicht auf den Fersen und durften den Fahndungsdruck keinesfalls verringern.
Im Hotel angekommen gönnte sich Wolf zunächst eine ausgiebige heiße Dusche und legte sich anschließend entspannt aufs Bett; er fühlte sich wie gerädert. Er schloss seine Augen und versuchte einzuschlafen, als ihm in diesem Moment die Briefe
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