Faulspiel (German Edition)
Moment nach.
„Ich glaube, er hinterlässt seine Ehefrau und drei Kinder. Was soll aus denen jetzt bloß werden?
So eine Schande. Im Nachhinein gehört er noch verprügelt. Du weißt ja, wie die Leute sind. Jetzt werden sie seine Familie erst einmal richtig zerreißen.“
„Ich möchte weg von dem Verein“, sagte Max mit ernster Miene.
„Das musst du auch, mein Junge!“ Sein Vater schaute ihm tief in die Augen. „Du bist ein schlauer Kerl, und wenn dir der liebe Gott nur etwas von mir in die Wiege gelegt hat, dann gehst du weg von diesem skandalösen Haufen. Ein Kaiser hat in solch einer Umgebung nichts zu suchen! Unsere ganze Familie hat immer ehrlich ihren Lebensunterhalt verdient, und das musst du auch tun!“
Max war völlig überrascht. Wusste sein Vater vielleicht mehr, als er anfangs geglaubt hatte?
„Du brauchst mir nicht viel zu erzählen, ich weiß auch so, dass in diesem Verein nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Bisher wollte ich nur nicht mit dir darüber reden. Ich dachte, du wirst das irgendwann schon selbst feststellen. Ich hatte mit deiner Mutter schon ein paar Mal darüber gesprochen. Sie war immer der Meinung, dass du irgendwann von selbst darauf kommst, dass da etwas stinkt, und dass du nur ausgenutzt wirst. Die versuchen halt nur, ihren Reibach mit dir zu machen!“
So hatte sein Vater noch nie mit ihm geredet, und bisher hatte Max immer den Eindruck, dass er alles Böse von ihm hatte fernhalten wollen.
„Ich glaube, in den letzten Jahren habe ich nicht ganz mitbekommen, dass mein kleiner Max erwachsen geworden ist. Aus meinem kleinen Jungen ist ein richtiger Mann geworden! Du wirst schon das Richtige tun. Wenn du mit mirreden möchtest und wenn du einen Rat brauchst, dann bin ich immer für dich da, das weißt du hoffentlich!“
„Natürlich weiß ich das“, sagte Max und hätte seinen Vater am liebsten in die Arme genommen. Es war schwierig, erwachsen zu werden und dabei zu erfahren, dass die Welt nicht so rosarot und behütet ist, wie sie aus Kinderaugen aussieht.
„Mein Manager hat mich darüber informiert, dass ein Angebot aus Spanien vorliegt, aber ich denke, es gibt auch genug Vereine in Deutschland, bei denen ich jederzeit spielen kann. Der Vorstand will mir heute ein neues Vertragsangebot unterbreiten, das ich jedoch nicht annehmen werde!“
„Warte erst mal ab, mein Junge. Die Saison ist gerade vorbei, und wenn du eine gute Europameisterschaft spielst, werden dir die Manager die Bude einrennen. Ich weiß, dass du die richtige Entscheidung treffen wirst. Wir sind alle stolz auf dich und werden es auch bleiben!“
Max hatte Tränen in den Augen; noch niemals hatte sein Vater ihm gesagt, dass er stolz auf ihn sei, und er nahm sich vor, diesen Mann nicht zu enttäuschen. Er sollte immer stolz auf ihn sein können!
„Danke, Paps!“, flüsterte der junge Mann hörbar erleichtert.
Nach langer Zeit nahm ihn sein Vater noch einmal in die Arme und drückte ihn an seinen dicken Bauch.
„Du wirst schon alles richtig machen. Wir sind immer für dich da!“
KAPITEL 4
Valerie Sattler lag auf dem Sofa in ihrem Frankfurter Apartment. Sie fühlte sich nicht besonders wohl in ihrer Haut. Dies hatte aber weniger damit zu tun, dass sie Kranbaum eine Überdosis Kokain verpasst hatte. Dieses alte, perverse Dreckschwein hatte es nicht anders verdient! So ein arroganter, notgeiler Bock war ihr in ihrer langen Karriere als Callgirl noch nicht untergekommen.
Seit vielen Jahren verdiente sie ihre Brötchen jetzt schon im horizontalen Gewerbe. Sie war sechzehn Jahre alt, als sie von ihrem Vater zu Hause rausgeworfen wurde, weil sie ihm lästig war. Ihre Mutter hatte sich das Leben genommen, als sie von den ständigen Eskapaden und Seitensprüngen ihres Vaters erfahren hatte. Sie hatte das alles irgendwann nicht mehr ertragen können.
Er war im Baugewerbe tätig und hatte nach dem Mauerfall in der ehemaligen DDR binnen kürzester Zeit ein Vermögen mit Immobilien gemacht. Das war ihm wohl zu Kopfe gestiegen und plötzlich genügte ihm die kleinbürgerliche sächsische Idylle nicht mehr.
Er war damals wie viele andere, die plötzlich am westlichen Wohlstand Teil haben konnten, völlig abgehoben. Es gab nur noch frivole Partys, bei denen sich jeder selbst feierte, und Alkohol und Drogen wurden im Überfluss konsumiert. Bei einer dieser Partys hatte sie auch Igor kennen gelernt. Er hatte für ihren Vater immer die weiblichen Gespielinnen besorgt.
Igor war ein großer Kerl,
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