Faulspiel (German Edition)
nicht zu spät kommen. Außerdem machten sich seine Eltern sicher Gedanken darüber, dass er die ganze Nacht nicht zu Hause gewesen war.
„Ich glaube, dein Termin fällt heute aus!“, sagte der Journalist mit vibrierender Stimme. „Ich habe hier gerade die neusten Nachrichten über den DPA-Ticker abgefragt. Schau dir das mal an!“
Max setzte sich neben ihn an den Schreibtisch und fing an, den Text zu lesen, der über den Bildschirm flimmerte:
,Hochrangiger Bundesliga- und Vereinsfunktionär tot aufgefunden.
Am heutigen frühen Morgen wurde der bekannte und hoch dekorierte Funktionär Holger Kranbaum in einem Hotelzimmer tot aufgefunden. Kranbaum befand sich in eindeutiger Sexpose nackt auf dem Bett, als ein Mitarbeiter des Hotels ihn fand.
Nach ersten Ermittlungen der Polizei ist Kranbaum vermutlich an Herzversagen in Verbindung mit Drogenkonsum gestorben. Er hinterlässt eine Frau und drei Kinder.
Sein Verein hat zum Tod seines Funktionärs noch keinen Kommentar abgegeben.‘
Max glaubte, seinen Augen nicht zu trauen. Er war völlig außer sich. Ausgerechnet Kranbaum, nach außen hin ein Saubermann, wie er im Buche stand, nackt in einem Hotelbett, gestorben an einer Überdosis Rauschgift! Er konnte das nicht fassen, das war einfach unglaublich!
„Wer sich in Gefahr begibt, der kommt mit etwas Pech darin um!“, äußerte sich Runge lakonisch.
„Er hat zu sehr mit dem Feuer gespielt. Schade nur, er war mein Kronzeuge und wollte sich eigentlich heute bei mir melden.“
„Ihr Kronzeuge, wie soll ich das denn verstehen?“
„Ich hatte einiges gegen ihn in der Hand und wollte ihn mit seinem Hintern an die Wand nageln. Er war es, der das Spiel gestern verkauft hat!“
„Sind Sie sicher?“
„Absolut sicher!“
„Würden Sie mich jetzt bitte nach Hause bringen, ich glaube, das war heute alles etwas viel für mich. Das muss ich erst einmal verarbeiten. Können wir bitte fahren?“
Als sie einige Minuten später aus der Tiefgarage fuhren, wollte Max wissen, welche Rolle er in den nächsten Wochen spielen sollte und wie er Runge helfen könnte. Runge hatte da noch keine konkreten Vorstellungen, er wollte sich im Laufe der nächsten Tage bei Max melden, der sollte jetzt erst einmal mit der Nationalmannschaft ins Trainingslager fahren und sich in aller Ruhe auf die bevorstehende Europameisterschaft vorbereiten. Dort hätte er auch die Muße, über die Eindrücke und Erfahrungen der letzten Zeit nachzudenken.
„Wie fühlst du dich nach dem Debakel von gestern?“ Sein Vater machte eine besorgte Miene.
„Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll.“
Er wollte seinem Vater keinen reinen Wein einschenken, noch nicht. Max musste alles erst einmal selbst verstehen und verarbeiten.
„Es war schon ein ziemlicher Grottenkick, nicht wahr? Vor allen Dingen der Fehlpass von Steffen war ja unterirdisch!“, warf Kaiser senior in den Raum.
„Ach, weißt du, so was passiert beim Fußball. Dadurch wird das Spiel auch so interessant, es lässt sich halt nichts kalkulieren.“
Nun fing auch Max schon damit an, diese alten Phrasen zu dreschen. Aber er konnte seinem Vater auch nichts davon erzählen, was Runge ihm gezeigt und gesagt hatte.
Sein Vater war noch von altem Schrot und Korn. Für ihn gab es nur schwarz und weiß.
Er hatte sich von klein auf hochgearbeitet und war bei Kunden und Nachbarn ein angesehener Mann. Alle hatten riesigen Respekt vor ihm, vor allen Dingen vor seiner Ehrlichkeit und seinem geradlinigen Charakter.
Wie sollte Max diesem Mann erklären, was da für eine zum Himmel stinkende Kacke abliefe. Zumal er noch immer so seine Zweifel hatte!
Vielleicht war das gar kein alles umspannendes Komplott. Möglicherweise betraf die Sache nur ein paar Spieler, die gekauft worden waren, und alle anderen wussten nichts davon.
Vielleicht wussten sogar die Verantwortlichen des FC Bayern nichts davon!
„Hast du schon davon gehört, dass Kranbaum, der Geschäftsführer, heute Nacht gestorben ist?“
Sein Vater war sichtlich geschockt.
„Wie gestorben?“, fragte er ungläubig.
„Angeblich hat man ihn splitternackt, in Sexstellung in einem Hotelzimmer gefunden.
Überdosis Rauschgift, Herzstillstand. Ich weiß auch nichts Genaues.“
Sein Vater reagierte für ihn völlig unerwartet.
„Er war eh ein Schweinehund! Dem habe ich von Anfang an nicht getraut. Dieser Saukerl war viel zu schmierig und immer aalglatt. Solche Menschen mag ich nicht. Seine arme Familie!“
Er dachte einen
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