Faulspiel (German Edition)
durchtrainiert, mit guter Bildung und Manieren. Er sprach perfekt deutsch.
Nachdem ihr Vater sie ohne einen Pfennig Geld auf die Straße gesetzt hatte, war sie bei Igor untergekommen. Es war nicht schwer für ein junges, unerfahrenes Mädchen, sich indiesen Mann zu verlieben. Bei ihm bekam sie anfangs alles, was sie sich von einem Mann erträumt hatte. Er bot ihr ein luxuriöses Leben und hatte Verständnis für alle ihre weiblichen Belange. Er war zärtlich, einfühlsam und gab ihr das Gefühl, eine Frau zu sein. Damals hatte sie sich sehr wohl gefühlt und gedacht, es würde ewig so weitergehen. Im Laufe der Jahre veränderte sich Igor zunehmend. Die Zeiten, die sie gemeinsam verbrachten, wurden seltener. Sexuell spielte sich lange Zeit gar nichts mehr ab.
Als Igor ihr irgendwann unmissverständlich zu verstehen gab, dass sie jetzt für ihren Lebensunterhalt arbeiten müsse, wurde ihr klar, dass er sie in den letzten Jahren in ein seelisches und wirtschaftliches Abhängigkeitsverhältnis gebracht hatte.
Womit sollte sie denn jetzt Geld verdienen? Sie hatte keinen Beruf erlernt.
Igor gab ihr zu verstehen, dass sie das tun sollte, was sie am besten konnte, und das war seiner Meinung nach „Ficken“! Das konnte sie so gut wie kaum eine andere. Sie sollte einfach nur die Beine breit machen.
Von dem Tag an vermittelte er sie ständig an irgendwelche reichen Säcke. Sie hatte keine Fragen zu stellen und nur im richtigen Moment da zu sein. Nach anfänglichem Widerwillen und Ekelgefühlen, sich jedem beliebigen Mann hingeben zu müssen, entwickelte sie eine individuelle Überlebensstrategie, indem sie sich privat weiterbildete und durch ihr naturgegebenes, ansprechendes Aussehen eine äußerlich erotische Ausstrahlung inszenierte, um Männer aus gehobenen Schichten bedienen zu können.
Und schon bald lagen ihr die Kerle aus dem höheren Management zu Füssen und überhäuften sie mit Geld und Geschenken. Sie kam viel rum, schlief in den teuersten Hotels und war gern gesehener Gast in den besten Restaurants.
Irgendwann hatte sie immer mehr gezielte Aufträge mit speziellen Patienten, wie Igor sie nannte. Sie bekam dann meist ein genaues sexuelles Profil von den Männern mit allen Vorlieben und Abneigungen, und der erste Kontakt lief fast immer gleich ab. Valerie nahm an einem Seminar oder Kongress teil und lernte die „Zielperson“ dann wie zufällig in einem Restaurant oder an einer Hotelbar kennen.
Ihr Auftrag war immer der Gleiche: Der Patient sollte in eine sexuelle Abhängigkeit gebracht werden, egal wie und mit welchen Mitteln. Meist sollte sie dabei Drogen zu Hilfe nehmen.
Dann wurden in eindeutigen Posen ein paar Videos gedreht oder Fotos gemacht, und schon hatte man den Patienten da, wo man ihn haben wollte. In der Regel handelte es sich um irgendwelche Sportfunktionäre oder hochgestellte Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft.
Was später alles geschah, wusste sie nicht, nur so viel, dass ihre Kunden meist erpresst wurden. Igor kümmerte sich immer um alles Weitere.
Im Laufe der Jahre hatte sie ihren ehemaligen Traummann dann so richtig kennen gelernt. Er arbeitete für eine große Organisation, war eiskalt und äußerst berechnend und schreckte vor nichts zurück. Oft genug wurde sie von ihm bedroht oder verprügelt, wenn nicht alles so lief, wie er es sich vorgestellt hatte.
Wenn er dann mal Lust auf sie verspürte, nahm er sie einfach und zwar mit einer unglaublichen Brutalität, wobei er sie meist auf Russisch beschimpfte, und zum Schluss konnte sie noch froh sein, wenn er sie nicht zu allem Überfluss auch noch zusammenschlug.
Viel zu spät wurde ihr klar, dass er ihren Willen gebrochen hatte, und sie ihm völlig ausgeliefert war. Sie war zu keinerlei Kritik mehr fähig und führte wie ein Roboter nurnoch Befehle aus. Igor hatte sie in der Hand und konnte sie jederzeit fallen lassen.
Nachdem Kranbaum tot war, wurde sie von Igor an dem Hotel abgeholt. Er fragte sie nur, ob das Problem gelöst sei, als sie in den Wagen einstieg. Ein Menschenleben bedeutete ihm offensichtlich gar nichts. Er sprach mit ihr darüber, als würde er sich über Äpfel und Birnen unterhalten. Er zeigte keinerlei Emotionen oder Gefühle. Kranbaum hatte ein Problem dargestellt, und dieses Problem musste zu aller Zufriedenheit gelöst werden!
Valerie war sich im Klaren darüber, dass Igor, wenn sie irgendwann ein Problem für ihn darstellen würde, oder wenn er sie nicht mehr gebrauchen könnte, genauso mit ihr
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