Faulspiel (German Edition)
verfahren würde.
Dies bereitete ihr nicht nur Unbehagen, sondern eine derartige Angst, die sie nur bei dem Gedanken daran bis in ihr Innerstes erzittern ließ. Igor war erbarmungslos und würde sie, ohne mit der Wimper zu zucken, verschwinden lassen.
Sie hatte auch niemanden, mit dem sie darüber reden könnte. Selbst wenn sie sich an die Polizei wenden würde, wäre das nicht nur ihr sicheres Todesurteil, sondern sie würde auch für lange Zeit hinter Schloss und Riegel landen. Immerhin war sie diejenige, die Kranbaum die Überdosis verabreicht hatte.
Ihr wurde bewusst, dass es keinen Ausweg aus diesem Dilemma gab. Sie nahm einen tiefen Schluck aus ihrem Glas Wodka. Immer häufiger versuchte sie, ihre Angst mit Alkohol zu betäuben.
Nur unterbewusst nahm sie wahr, dass ihr Handy klingelte. Beethovens 9. Symphonie, Song of Joy, sie hatte sich diesen Klingelton ausgesucht, weil sie in ihrer Kindheit ein fröhliches und unkompliziertes Mädchen gewesen war. Äußere Umstände hatten sie zu dem gemacht, was sie heute war.
Auf dem Display erschien ein unbekannter Teilnehmer als Anrufer.
Einen Moment überlegte sie, ob sie das Gespräch annehmen sollte oder nicht. Schließlich entschloss sie sich dazu, sich zu melden, immerhin riefen die meisten ihrer Freier ohne Kennung an.
„Hallo, hier spricht die süße Val, wer stört die Göttin aller Nutten bei ihrem Schönheitsschlaf?“
„Noch schöner, als ich dich in Erinnerung habe, kann ich mir gar nicht vorstellen! Hier spricht Marcel Runge. Ich hoffe, du erinnerst dich?“
„Marcel Runge?“
„Frankfurt Hilton, zu viel irischer Whiskey und jede Menge Champagner. Ich war der Blutegel, der sich an deinen göttlichen Titten festgesaugt hatte. Na, fällt der Groschen?“
„Natürlich erinnere ich mich!“
Sie hatte keine Ahnung, wer dieser Runge war und überlegte fieberhaft, wo sie ihn einordnen sollte.
„Du hattest mir von diesem Fußballfunktionär mit den perversen Neigungen erzählt, ich wollte aber nur Blümchensex von dir. Du konntest dich nicht mehr erinnern, wann du das letzte Mal in der Missionarsstellung gevögelt hattest! Wir haben viel getrunken und genauso viel gelacht in dieser Nacht.“
Dunkel kam die Erinnerung zu ihr zurück, ja natürlich, sie war total besoffen gewesen, der Typ hatte ihr eine Menge komischer Fragen gestellt und wollte anschließend nicht mehr von ihren Titten ablassen.
„Na sicher, Marcel Runge, wie sollte ich dich vergessen können! Was verschafft mir die Ehre deines Anrufs?“
„Ich würde mich gerne mit dir etwas näher über Holger Kranbaum unterhalten. Er ist letzte Nacht etwas tragisch verstorben.“
Valerie war geschockt, als sie Kranbaums Namen hörte. Woher wusste dieser Bastard, dass sie etwas damit zu tun hatte?
„Kranbaum ist tot? Woran ist er gestorben?“
„Böse Zungen behaupten, dass er sich zu Tode gefickt hat. Mit dir als Partnerin könnte ich mir das auch gut vorstellen!“
„Was soll ich damit zu tun haben? Dieser geile Sack hatte außer mir noch jede Menge anderer Gespielinnen, soviel ich weiß.“
„Ich habe auch nicht gesagt, dass du etwas damit zu tun hast. Ich möchte nur ein unverbindliches Gespräch mit dir führen. Vielleicht finden wir ja gemeinsam heraus, wer dahinter steckt.“
Valeries Gesicht war kochend heiß, sie war irritiert und wusste nicht, wie sie sich jetzt verhalten sollte. Wie wurde sie diesen Mistkerl bloß wieder los?
„Ich glaube nicht, dass ich dir da irgendwie weiterhelfen kann. Außerdem, warum interessierst du dich für dieses verdammte Arschloch, bist du etwa Bulle?“
„Nein, ich bin kein Bulle, bin nur etwas neugierig. Aber ich habe einige gute Bekannte bei der Frankfurter Kripo, denen könnte ich ja mal einen Tipp geben, was deine Person angeht. Ich hoffe, du verstehst, was ich meine!“
„Willst du mich etwa erpressen? Ich glaube, du weißt nicht, worauf du dich da einlässt!“
In dem Moment, als Valerie diesen Satz ausgesprochen hatte, wusste sie, dass sie einen Fehler gemacht hatte.
„Hör zu, Süße, ich weiß genau, worauf ich mich einlasse und wer oder was du bist. Du kannst mir keine Angst mit deinen Hintermännern machen! Sprich einfach mit mir, nichts weiter.
Heute Abend, 20 Uhr, Airport Hilton, Zimmer 234. Und komm alleine, ich erwarte dich!“
Runge hatte einfach aufgelegt.
Valerie Sattler versuchte krampfhaft, nicht in Panik zu verfallen. Sie nahm einen tiefen Schluck Wodka und wollte sich beruhigen. Ihr erster Gedanke war Igor.
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