Faulspiel (German Edition)
Gedanke war, mit dem nächsten Flieger zu verschwinden. Schließlich entschied sie sich dafür, sich mit ihm zu treffen.
Abhauen konnte sie dann immer noch.
Sie verabredete sich mit ihm für den kommenden Tag in einer kleinen Strandbar am Playa el Agua.
Auch in dieser Nacht lag sie wach und versuchte vergeblich, Schlaf zu finden. Sie hatte immer Angst davor gehabt, durch einen dummen Zufall entdeckt zu werden. Allerdings hatte sie nicht so schnell damit gerechnet.
Was dieser Bulle wohl von ihr wollte?
Auf jeden Fall musste er korrupt sein, sonst hätte Igor nichts mit ihm zu tun gehabt. Vielleicht konnte sie ihn mit etwas Bargeld dazu verleiten, sie in Ruhe zu lassen.
Am Morgen begab sie sich schon sehr früh zum Strand. In der Bar saß Madras, der Makler, mit dem sie sich angefreundet hatte und schlürfte genüsslich seinen Café con leche.
Val setzte sich zu ihm, da sie noch etwas Zeit bis zu ihrer Verabredung mit Lahme hatte.
„Wie geht es Ihnen heute Morgen, Senorita Valerie?“, fragte Madras und lächelte sie vergnügt an.
Valerie kannte ihn erst seit ein paar Wochen, hatte ihn aber noch nie schlecht gelaunt gesehen.
Sie hatte immer das Gefühl, dass er eine Art Lebenskünstler war, der stets versuchte, dem Leben seine besten Seiten abzugewinnen.
„Guapa, Sie sehen so aus, als hätten sie schlecht geschlafen. Gibt es Probleme mit dem Restaurant?“
Madras nannte sie immer Guapa, das bedeutete so viel wie schöne Frau.
„Nein, nein! Mit dem Restaurant ist alles in Ordnung. Mano macht einen guten Job in der Küche, und ansonsten ist alles bestens.“
In diesem Moment betrat Lahme das Lokal. Als er Valerie sah, begrüßte er sie von weitem und gab ihr durch ein Handzeichen zu verstehen, dass er draußen auf der Terrasse auf sie warten würde.
„Kennen Sie diesen Mann näher?“
Madras sah Val erstaunt an.
„Er ist ein entfernter Bekannter von mir aus Deutschland. Ich bin hier mit ihm verabredet. Warum fragen Sie nach ihm?“
„Sehen Sie, Guapa, Margarita ist eine kleine Insel, und Neuigkeiten sprechen sich hier sehr schnell herum. Dieser Kerl ist seit ein paar Tagen hier und wohnt im Hesperia Golf Ressort, das ist das noble Haus zwischen Juan Griego und Asuncion. Er nennt sich dort Van Eupen.“
„Das ist doch diese sternförmige Bettenburg mit dem riesigen Golfplatz, nicht wahr?“, vergewisserte sich Val.
„Warum fragen Sie nach ihm? Er war gestern Abend zufällig Gast in meiner Bar und bat mich, mit ihm heute Morgen zu frühstücken.“
„Wie gesagt, dieser Gringo hat in der kurzen Zeit, die er auf der Insel ist, schon für sehr viel Aufsehen gesorgt. Bisher hat er keine der Puta-Bars an der Nationalstraße nach Porlamar ausgelassen. Er stellt hier jedem Weiberrock nach, selbst die Zimmermädchen sind nicht sicher vor ihm. Außerdem wirft er mit Geld nur so um sich.
So etwas sollte man auf Margarita nicht tun. Sie wissen, die meisten Leute sind hier nicht besonders vermögend, das schafft Neid und führt die Menschen in Versuchung. Sie nennen ihn schon ,burro‘.
A burro muerto la cebada al rabo. Was nützt dem toten Esel der Hafer! Ich hoffe, Sie verstehen, was ich damit meine!“
Madras hatte eine verständnislose Miene. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass die sympathische Deutsche irgendetwas mit solchen Kerlen zu tun haben könnte.
„Ich frühstücke nur mit ihm und danach werde ich ihn hoffentlich nie wiedersehen. Danke für den Rat, Amigo!“
Val stand auf und setzte sich draußen auf die Terrasse. Lahme saß ihr direkt gegenüber, und über seine Schulter konnte sie in das besorgte Gesicht des Maklers sehen.
„Sie sind ja noch hübscher, als ich Sie in Erinnerung hatte. Irgendetwas an ihrem Äußeren haben Sie verändert. Aber ich komme nicht darauf, was es ist.“
Lahme sah sie aus wässrigen Augen an. Vermutlich hatte er in der letzten Nacht etwas zu tief ins Glas geschaut. Selbst aus der Entfernung nahm Val seine penetrant riechende Alkoholfahne wahr.
„Es sind die Haare“, antwortete Val knapp, „reden Sie nicht lange um den Brei herum, sagen Sie mir lieber, was Sie von mir wollen!“
„Es überrascht mich schon sehr, Sie hier so alleine in Venezuela anzutreffen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der albanische Lude sein bestes Pferd im Stall so einfach hat ziehen lassen.“
„Ich wüsste nicht, was Sie das angeht, Herr, wie war Ihr Name noch?“
Sie wusste nicht mehr genau, wie er hieß, war sich aber sicher, dass sein richtiger
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