Faulspiel (German Edition)
Schatten einer Kokospalme am Strand gesessen und unentwegt aufs Meer gestarrt, so, als würde sie etwas suchen oder auf jemanden warten. Aber zwischen ihr und dem Horizont lag nur der tiefblaue Ozean.
Solch ein Nachmittag am Meer entspannte sie ungemein, und sie fühlte immer deutlicher eine tiefe Zufriedenheit, die sich in ihr ausbreitete. Eine innere Ruhe, die vollständig Besitz von ihr ergriff.
Das einzige, was ihr zu ihrem Glück noch fehlte, war der Mann ihrer Träume, aber der war unzählige Kilometer von ihr entfernt, und der Gedanke daran, dass es wohl noch sehr lange dauern würde, bis sie ihn endlich in ihre Arme schließen könnte, machte sie fast wahnsinnig.
Es gab sicherlich viele Männer, die sie während der kurzen Zeit auf Margarita kennen gelernt hatte, doch es war niemand dabei, der es schaffte, Marcel Runge aus ihrem Herzen zu verbannen.
Heute hatte sie einen Ausflug nach Porlamar, der größten Stadt Margaritas, gemacht.
Porlamar galt als das wirtschaftliche Zentrum der Insel und verfügte sogar über einen internationalen Flughafen. Die Stadt selbst bestand im Stadtkern aus unzähligen engen Gassen und Straßen, die von alten Häusern im typisch karibischen Stil gesäumt waren. Es gab sowohl hochmoderneEinkaufszentren, als auch Gassen voller kleiner Läden und Boutiquen, in denen internationale Markenware angeboten wurde.
Valerie genoss das geschäftige Treiben der Menschen, die hier lebten.
Trotz der Hektik und Betriebsamkeit, die in den engen Gassen herrschten, hatte sie nie das Gefühl, dass die Atmosphäre unangenehm würde. Die Menschen hatten alle einen freundlichen und entspannten Gesichtsausdruck und wirkten äußerst zufrieden auf sie.
Sie hatte sich ein paar Shirts und Schuhe gekauft und in einer kleinen Bar in der Avenida 4 de Mayo zu Mittag gegessen. Vor dem Lokal befand sich eine fast runde Plaza, in deren Mitte eine große Statue von Simon Bolivar, dem venezolanischen Nationalhelden, stand. Simon Bolivar, genannt El Libertador, galt nicht nur als Befreier Venezuelas, sondern auch einer Vielzahl heutiger südamerikanischer Staaten wie Kolumbien, Panama, Ecuador, Peru und Bolivien.
Anfang des 19. Jahrhunderts führte das zunehmende nationale Bewusstsein in den damaligen spanischen Kolonien zu einer Unabhängigkeitsbewegung in Lateinamerika. Bolivar schloss sich zunächst einer Junta in Caracas, der heutigen Hauptstadt Venezuelas, an. Die ersten Bestrebungen nach Unabhängigkeit wurden von den spanischen Kolonialherren brutal niedergeschlagen.
Erst in seinem zweiten Befreiungsversuch 1813 schaffte es Bolivar, ausgehend von Granada, Venezuela von der Kolonialherrschaft zu befreien und die venezolanische Republik auszurufen.
Später gelang es noch, weitere lateinamerikanische Staaten von der spanischen Herrschaft zu lösen und in die Unabhängigkeit zu führen. Nicht zuletzt wurde das heutige Bolivien nach ihm benannt.
In fast allen Staaten Lateinamerikas galt Simon Bolivar als der Befreier, daher findet man heute überall Gedenktafeln oder Statuen von El Libertador. Venezuela nennt sich heute noch bolivarische Republik, und die Landeswährung heißt Bolivar.
Valerie sog die friedliche Atmosphäre, die sie umgab, in sich auf. Es erschien ihr so, als seien die Menschen, die hier lebten und arbeiteten, weit entfernt von der Machtbesessenheit, die sie aus Europa kannte, und jetzt hatte sie das Gefühl, dass ihr früheres Leben immer mehr hinter einem Schleier des Vergessens verschwand.
Den Rest des Nachmittags verbrachte sie am Strand von Playa el Agua, beseelt von der Friedlichkeit und Weite des Ozeans, der direkt vor ihren Augen lag.
Es war bereits sieben Uhr abends, als sie sich auf den Weg zu ihrem Restaurant machte. Mano, ihr Koch, war bereits in der Küche und bereitete verschiedene Speisen für den abendlichen Betrieb vor.
Als Val die Küche des kleinen Lokals betrat, lächelte er sie freundlich an, jedoch ohne sich von seinen Arbeiten abhalten zu lassen.
Valerie war gerade damit beschäftigt, das Lokal für den Abend vorzubereiten, da trafen auch schon die ersten Gäste ein. Es waren einheimische Stammgäste aus Asuncion, die mindestens zwei Mal pro Woche das kleine Restaurant aufsuchten. Nach kurzer Zeit war das Lokal bis auf wenige Tische komplett belegt. Valerie hatte Mühe, alle Gäste schnell und zuvorkommend zu bedienen.
An einem der äußeren Tische der Terrasse hatte ein Pärchen Platz genommen. Die Frau saß mit dem Gesicht zu ihr. Schon aus der
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