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Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Titel: Faust: Der Tragödie zweiter Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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wird was getan,
  Das Schwache fällt, das Tüchtige tritt heran.
  Indessen wir die halbe Welt gewonnen,
  Was habt Ihr denn getan? genickt, gesonnen,
  Geträumt, erwogen, Plan und immer Plan.
  Gewiß! das Alter ist ein kaltes Fieber
  Im Frost von grillenhafter Not.
  Hat einer dreißig Jahr vorüber,
  So ist er schon so gut wie tot.
  Am besten wär's, euch zeitig totzuschlagen.
      MEPHISTOPHELES:
  Der Teufel hat hier weiter nichts zu sagen.
      BACC:
  Wenn ich nicht will, so darf kein Teufel sein.
      MEPHISTOPHELES:
  Der Teufel stellt dir nächstens doch ein Bein.
      BACCALAUREUS:
  Dies ist der Jugend edelster Beruf!
  Die Welt, sie war nicht, eh' ich sie erschuf;
  Die Sonne führt' ich aus dem Meer herauf;
  Mit mir begann der Mond des Wechsels Lauf;
  Da schmückte sich der Tag auf meinen Wegen,
  Die Erde grünte, blühte mir entgegen.
  Auf meinen Wink, in jener ersten Nacht,
  Entfaltete sich aller Sterne Pracht.
  Wer, außer mir, entband euch aller Schranken
  Philisterhaft einklemmender Gedanken?
  Ich aber frei, wie mir's im Geiste spricht,
  Verfolge froh mein innerliches Licht,
  Und wandle rasch, im eigensten Entzücken,
  Das Helle vor mir, Finsternis im Rücken.
      MEPHISTOPHELES:
  Original, fahr hin in deiner Pracht!—
  Wie würde dich die Einsicht kränken:
  Wer kann was Dummes, wer was Kluges denken,
  Das nicht die Vorwelt schon gedacht?—
  Doch sind wir auch mit diesem nicht gefährdet,
  In wenig Jahren wird es anders sein:
  Wenn sich der Most auch ganz absurd gebärdet,
  Es gibt zuletzt doch noch e' Wein.
  [Ihr bleibt bei meinem Worte kalt,
  [Euch guten Kindern laß ich's gehen;
  Bedenkt: der Teufel, der ist alt,
  So werdet alt, ihn zu verstehen!
    Laboratorium
      WAGNER:
  Die Glocke tönt, die fürchterliche,
  Durchschauert die berußten Mauern.
  Nicht länger kann das Ungewisse
  Der ernstesten Erwartung dauern.
  Schon hellen sich die Finsternisse;
  Schon in der innersten Phiole
  Erglüht es wie lebendige Kohle,
  Ja wie der herrlichste Karfunkel,
  Verstrahlend Blitze durch das Dunkel.
  Ein helles weißes Licht erscheint!
  O daß ich's diesmal nicht verliere!—
  Ach Gott! was rasselt an der Türe?
      MEPHISTOPHELES:
  Willkommen! es ist gut gemeint.
      WAGNER:
  Willkommen zu dem Stern der Stunde!
  Doch haltet Wort und Atem fest im Munde,
  Ein herrlich Werk ist gleich zustand gebracht.
      MEPHISTOPHELES:
  Was gibt es denn? +
      WAGNER:
  Es wird ein Mensch gemacht.
      MEPHISTOPHELES:
  Ein Mensch? Und welch verliebtes Paar
  Habt ihr ins Rauchloch eingeschlossen?
      WAGNER:
  Behüte Gott! wie sonst das Zeugen Mode war,
  Erklären wir für eitel Possen.
  Der zarte Punkt, aus dem das Leben sprang,
  Die holde Kraft, die aus dem Innern drang
  Und nahm und gab, bestimmt sich selbst zu zeichnen,
  Erst Nächstes, dann sich Fremdes anzueignen,
  Die ist von ihrer Würde nun entsetzt;
  Wenn sich das Tier noch weiter dran ergetzt,
  So muß der Mensch mit seinen großen Gaben
  Doch künftig höhern, höhern Ursprung haben.
  Es leuchtet! seht!—Nun läßt sich wirklich hoffen,
  Daß, wenn wir aus viel hundert Stoffen
  Durch Mischung—denn auf Mischung kommt es an—
  Den Menschenstoff gemächlich komponieren,
  In einen Kolben verlutieren
  Und ihn gehörig kohobieren,
  So ist das Werk im stillen abgetan.
  Es wird! die Masse regt sich klarer!
  Die überzeugung wahrer, wahrer:
  Was man an der Natur Geheimnisvolles pries,
  Das wagen wir verständig zu probieren,
  Und was sie sonst organisieren ließ,
  Das lassen wir kristallisieren.
      MEPHISTOPHELES:
  Wer lange lebt, hat viel erfahren,
  [Nichts Neues kann für ihn auf dieser Welt geschehn.
  Ich habe schon in meinen Wanderjahren
  Kristallisiertes Menschenvolk gesehn.
      WAGNER:
  Es steigt, es blitzt, es häuft sich an,
  Im Augenblick ist es getan.
  Ein großer Vorsatz scheint im Anfang toll;
  Doch wollen wir des Zufalls künftig lachen,
  Und so ein Hirn, das trefflich denken soll,
  Wird künftig auch ein Denker machen.
  Das Glas erklingt von lieblicher Gewalt,
  Es trübt, es klärt sich; also muß es werden!
  Ich seh' in zierlicher Gestalt
  Ein artig Männlein sich gebärden.
  Was wollen wir, was will die Welt nun mehr?
  Denn das Geheimnis liegt am Tage.
  Gebt

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