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Fay - Das Vermaechtnis des Blutes

Fay - Das Vermaechtnis des Blutes

Titel: Fay - Das Vermaechtnis des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. Hudspeth
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Reflektionen an die Wände. Der Anhänger war ein wirklich schönes Schmuckstück.
    Um neben dem strahlenden Edelstein nicht völlig zu verblassen, entschloss sie sich kurzerhand dazu Make-up aufzulegen. Aus der Kommode holte sie die Kosmetikartikel heraus, die sie am Abend zuvor darin entdeckt hatte und breitete alles vor sich aus.
    Früher hatte Dalila ihrer Mutter beim Schminken oft zugesehen, es durfte also nicht allzu schwierig sein, sich die einzelnen Schminkschritte wieder ins Gedächtnis zu rufen. Theoretisch. Entschlossen griff sie nach einem dicken Pinsel mit weichen weisen Borsten und nach der prunkvoll aussehenden Puderdose. Den Pinsel tunkte sie mehrmals in den losen Puder und wedelte dann damit in kreisenden Bewegungen auf ihrer Stirn und ihren Wangen herum. Das Ergebnis war haarsträubend. Ihr Gesicht sah aus als hätte sie es in einen Sack voller Mehl getunkt. Mit einem Kosmetiktuch nahm sie den überschüssigen Puder wieder ab. Ihre Unfähigkeit so alltägliche Handgriffe, wie Puder aufzutragen, problemlos hinzubekommen verärgerte sie ein wenig, doch so schnell ließ sie sich nicht entmutigen. Das Rouge setzte sie schon sehr viel sparsamer ein. Er verlieh ihren Wangen eine dezente Frische. Zuletzt war die Königsdisziplin dran. Das Auftragen der Wimperntusche. In penibler Kleinstarbeit tuschte sie vorsichtig ihre langen Wimpern. Dabei hielt sie bei jeder Bürstenbewegung ihren Atem an, damit sie nicht versehentlich mit der Hand wackelte und sich das gefährlich aussehende Bürstchen ins Auge stach. Kritisch beäugte sie ihr Werk und stellte zufrieden fest, dass sie durchaus dazu in der Lage war sich anständig zu schminken.

    Bei all der Konzentrationsarbeit war ihr gar nicht aufgefallen, dass sich die rote Fellnase zu ihr gesellt hatte. Die widmete sich gerade der Fellpflege. Die Katze lag auf dem Bett und bearbeitete mit rauer Zunge emsig ihren buschigen Schwanz.
    Dalila musste schmunzeln als sie das große Tier so beobachtete. Doch dann erinnerte sie sich daran was Daphne zu ihr gesagt hatte. Nämlich, dass das Tier ihr Seelenwächter sei und nur von ihr gesehen werden könne. Seltsam war das übergroße Fellknäuel schon. Es suchte stets nur dann ihre Nähe auf, wenn sie alleine waren. Und bei der Körpergröße war es schlichtweg unmöglich, dass sich die Katze unbemerkt an Jo und Daphne vorbeischleichen konnte, ohne je von ihnen gesehen zu werden.
    Dalila fasste sich ein Herz und ging zu ihrem vermeintlichen Seelenwächter. Augenblicklich stellte dieser seine Putztätigkeit am dichten Bauchfell ein und sah das Mädchen interessiert an.

    „Keine Angst, ich tu dir nichts. Ich will nur prüfen ob du echt bist, oder eine Illusion meines Gehirns“, flüsterte sie sanft, um das Tier nicht aufzuschrecken. Langsam streckte sie ihren Arm aus und schwebt mit zitternder Hand über deren Haupt. Die Ohren des Tiers zuckten nervös, zumindest bildete Dalila sich das ein.
    Als sie dicht genug am Kopf der Katze dran war und sie nur noch eine fingerbreite voneinander trennten, konnte sie bereits die Wärme fühlen die es ausstrahlte. Wie elektrisiert folgten die feinen Härchen, die im Licht wie bronzene Spinnenfäden funkelten, ihrer Bewegung. Ihre Handinnenseite begann zu kribbeln.
    Ehe sie sich versah richtete sich das Tier auf und drückte sich mit seinem Gewicht gegen ihre Hand. Erschrocken wich Dalila zurück, wie ein Kleinkind, das zum ersten Mal eine glitschige Nacktschnecke berührt hatte. Doch im nächsten Moment griff sie mutig mit beiden Händen zu und wühlte mit den Fingern durch das samtweiche Fell der Katze. Die begann nun laut zu schnurren und genoss sichtlich die unerwartete Streicheleinheit.

    „Du bist echt! Du bist tatsächlich echt und nicht ein von mir heraufbeschworenes Gehirngespinst!“, jauchzte sie glücklich. Unter dem dichten Fellkleid konnte sie Knochen fühlen. Mit ihren Fingerspitzen ertaste Dalila den letzten und unwiderlegbaren Beweis, dass die Katze keine Einbildung war. Ein kräftig schlagendes Herz.

    *****

    Im Eilschritt sauste Dalila die Treppe hinunter, um Jo nicht noch länger warten zu lassen. Er stand bereits an der Tür und hielt einen Picknickkorb in der Hand. Unter seinem Arm klemmte eine Decke.
    Prüfend warf sie einen Blick zurück. Die Katze war ihr vom Zimmer bis zum Treppenabsatz gefolgt, doch nun wo auch Jo zu sehen war hatte sich das Tier scheinbar wieder in Luft aufgelöst. Und doch glaubte sie ein leises Schnurren zu vernehmen, als ob die Katze noch

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