Fay - Das Vermaechtnis des Blutes
dir an, dass dir etwas auf der Seele brennt. Rede mit mir, bitte!“, bat Jo sie.
„Ich habe mir alles schön brav angehört doch du musst verstehen, dass ich das einfach nicht glauben kann. Da könnte ja jeder daher kommen und mir einen Bären aufbinden. Ich freue mich, wenn ihr euren Spaß hattet. Aber jetzt habe ich definitiv genug von diesem Mist. Ich bin kein kleines Kind mehr!
Vor kurzem habe ich erfahren, dass ich beide Elternteile verloren habe. Da kann ich es wirklich nicht noch zusätzlich brauchen, dass mir eine verrückte Frau eintrichtern will, dass in mir Feenblut oder Green-Ignis fließt. Das ist vollkommen absurd!“, schimpfte sie und gestikulierte währenddessen wild mit den Händen in der Luft. Dalila machte ihren Ärger lautstark deutlich. Jo ließ Kopf und Schultern betrübt hängen. Es wirkte beinahe so als ob ihn ihre Schelte ganz schön zusetzte. Seinem verknautschten Gesichtsausdruck nach gefiel ihm ihre Standpauke ganz und gar nicht.
„Deine Ablehnung ist verständlich und nachvollziehbar, doch Daphne hat dich mit keinem Wort belogen. Es liegt uns fern dir mit dem was du erfahren hast, Schaden oder gar Schmerz zuzufügen.
Du kannst uns vertrauen! Und wenn du tief in dich hineinhorchst wirst du erkennen, dass wir nur die Wahrheit von uns geben.“ Jo sah Dalila voller Ernst an. Es machte sie wütend, dass der sanftmütige Schönling weiterhin an dieser Geschichte festhielt. Voller Trotz verschränkte der Teenager die Arme vor der Brust und funkelte ihn böse an. Scheinbar war Jo nicht gewillt diese Scharade endlich aufzugeben und das verärgerte sie umso mehr.
4) Die Trennung des Königreichs
Dalila war nicht nach reden zumute. Schweigsam saß sie da und stierte Löcher in die Luft. Nur das gemächliche Ticken der Wanduhr war zu vernehmen. Tief in Gedanken versunken, kaute sie auf ihrer Unterlippe herum und schenkte Jo keinerlei Beachtung mehr. Er sah sie zwar weiterhin unablässig an, wagte es jedoch nicht noch einmal das Wort an sie zu richten. Stattdessen wollte er ihr ein wenig Zeit lassen, um sich wieder zu beruhigen.
Daphne kam die Treppe herunter. Die knarzenden Holzstufen die bei jedem Schritt den sie tat ächzende Laute von sich gaben, verrieten ihr kommen. Da sie jedoch in Eile war hatte sie keine Zeit mehr um nachzusehen, wie ihre Enkelin diese brisante Neuigkeit aufgenommen hatte. Daphne beeilte sich und lief im Laufschritt an der Küche vorbei.
„Tschüss ihr Lieben!“, trällerte sie fröhlich zum Abschied, bevor sie zur Hintertür entschwand. Dann brach wieder Stille herein. Beklemmend. Unerträglich. Sie wütete in Dalilas Kopf und stachelte ihren Ärger über die Lügengeschichten der beiden noch mehr an.
Da war es nicht verwunderlich, dass Daphnes einzige Tochter eines Nachts ohne ein Wort aus Fairywicket verschwunden war und seit dem nie wieder den Kontakt zu ihr aufgenommen hatte. Dalila spielte mit dem Gedanken es ihrer Mutter gleichzutun. Plötzlich sprang Jo erschrocken auf. Er hatte so viel Schwung drauf, dass der Stuhl auf dem er saß mit lautem Gepolter umfiel.
„Ich möchte spazieren gehen. Das Wetter ist viel zu schön um den ganzen Tag in der Stube zu verbringen. Los, zieh dir was über!“, befahl er ihr und scheuchte den übelgelaunten Teenager vom Stuhl auf. Eigentlich hätte sie ihm gerne eine trotzige Antwort an den Kopf gedonnert, dass er gerne alleine mit seinen Feenfreunden gehen könne, doch im nächsten Moment entschied sie sich dagegen. Denn die frische Luft täte ihr bestimmt gut.
Also ging sie auf ihr Zimmer und stand anschließend ratlos vor dem überfüllten Kleiderschrank. Sie hatte so viele Kleider zur Auswahl, dass sie sich nicht entscheiden konnte. Daher schloss sie die Augen und griff Wahllos zu. Hübsche Schuhe rundeten das Outfit ab. Zufrieden betrachtete das Mädchen nun ihr Spiegelbild und gestand sich ein, dass ihr die femininen Kleidchen immer mehr zusagten. Dank ihrer neuen Garderobe fehlten ihr ihre ausgewaschenen und zerrissenen Jeans die sie alle hatte zurück lassen müssen, kaum noch.
Allem Anschein nach entwickelte Dalila nun doch einen Sinn für Mode, denn beim prüfenden Blick in den Spiegel war ihr aufgefallen, dass das Herzmedaillon so gar nicht zu dem Kleid passte. Sie machte den Schmuck ab und kramte aus der Reisetasche die Kette ihrer Mutter hervor, die sie einst von Daphne geschenkt bekommen hatte. Auf der Oberfläche des weißlichen Steins brach sich das Sonnenlicht und warf perlmuttschimmernde
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