Fay - Das Vermaechtnis des Blutes
glaubte sie aus ihrem Augenwinkel heraus gesehen zu haben, wie über seine Lippen ein süffisantes Grinsen huschte, während er sich an ihr vorbeigezwängt hatte um ins Haus zu gelangen.
Bei diesem Gedanken verweilte sie jedoch nur solange, bis urplötzlich die Katze wieder erschien. Sie saß an ihren Füßen und tat so, als ob sie dort schon die ganze Zeit über gesessen hätte. Wie ein Schatten haftete sie sich an die Fersen des Mädchens und ließ ihre selbsterwählte Menschenfreundin nicht aus den Augen. Dieses Mal passte Dalila ganz genau auf das Tier auf. Im gemächlichen Tempo ging sie wieder zu Daphne und Jo in die Küche, die sich angeregt miteinander unterhielten. Dabei beobachtete sie die Katze wie ein Luchs. Doch kaum stand sie in der Küchentür, war das Vieh auch schon wieder wie vom Erdboden verschluckt. Dalila war bekannt das Katzen Meister des Versteckspiels waren, doch ihr plötzliches Verschwinden ging nicht mit rechten Dingen zu. Sie hatte das Tier keine Sekunde lang aus den Augen gelassen und doch verschwand es vor den selbigen.
„Ist mit dir alles in Ordnung?“, fragte Daphne sie, als sie ihren verstörten Blick bemerkte. Dalila drehte sich um die eigene Achse, doch von der Katze war keine Spur mehr zu sehen.
„Nein, ich glaube ich werde verrückt!“, erwiderte sie mit piepsiger Stimme und fasste sich an die Stirn.
„Dalila, setzt dich doch bitte zu uns. Wir müssen mit dir reden.“ Die Art wie Daphne dies sagte, behagte dem Teenager überhaupt nicht. Der ernste Tonfall hatte garantiert nichts Gutes zu bedeuten. Selbst Jos sonst so gelassene Miene wies strenge Züge auf.
„Habe ich etwas falsch gemacht? Ist es wegen der Katze?“, fragte Dalila kleinlaut. Unter dem Tisch vergrub sie vor lauter Nervosität ihre Fingernägel im Stoff des Nachthemds. Mit solchen Situationen konnte sie gar nicht gut umgehen. Wenn ihr Ärger bevor stand, brach bei ihr unkontrolliert der Angstschweiß aus. Sie konnte schon fühlen wie ihre Handflächen feucht wurden. Fieberhaft überlegte sie wofür man sie zur Rechenschaft ziehen könnte. Daphne atmete geräuschvoll ein. Dalila zitterte vor Anspannung.
„Du bist ein direkter Nachkomme aus dem Geschlecht der Davallias. Dadurch trägst du große Verantwortung, ob du willst oder nicht.“ Damit hatte Dalila nun wirklich nicht gerechnet. Sie hatte erwartet, dass ein Donnerwetter über sie hereinbrechen würde nicht aber, dass sie nun scheinbar in Ahnenforschung unterrichtet werden würde.
„Was ich dir nun sage, mag dir im ersten Moment wie ein Scherz vorkommen, doch es ist mein purer Ernst!“, sagte Daphne mit eindringlicher Stimme. Dabei zog sie ihre Augen zu schmale Schlitze zusammen und blickte Dalila mit toternster Miene an.
„Wie jedes Kind, kennst auch du all die Mythen und Märchen über Feen, Elfen und Zwerge die man in Kinderbüchern nachlesen kann.“ Dalila merkte, dass Daphne auf eine Reaktion von ihr wartete, also nickte sie kurz.
„Die Geschichten sind keine Märchen. Diese Wesen gibt es in Wirklichkeit!“, verkündete sie mit dramatischen Tonfall. Dalila lehnte sich zurück. In letzter Zeit erfuhr sie eine Merkwürdigkeit nach der anderen. Jo verzog nach wie vor keine Miene. Den Wahrheitsgehalt außen vorgelassen, ließ sie sich kurzerhand auf das Spiel ein.
„Wenn es die Guten gibt, muss es aber auch die Bösen geben. Dämonen, Monster im Kleiderschrank und unterm Bett mit eingeschlossen!“, entgegnete sie und achtete darauf, dass man ihr den Unglaube daran nicht anhörte.
„Ja, damit hast du vollkommen Recht. Doch es sieht anders aus, als man es aus den Märchenbüchern kennt“, bestätigte ihre Großmutter und nickte heftig.
„Aller Ursprung geht von den Fay aus. Sie sind der Ur-Feenstamm und sie bestehen aus reiner Liebe und positiver Energie. Man kann sie auch Lichtwesen nennen, doch sie bevorzugen die alte Bezeichnung Fay, oder auch weiße Fay.
Und dann gibt es die abtrünnigen Fay, die dunklen Schattenwesen. Sie gehörten einst den Guten an, doch sie haben sich aus freiem Willen für die Dunkelheit entschieden und bestehen ausschließlich aus purem Hass und abgrundtiefer Boshaftigkeit. Daraus entstanden dann die Schwarzblüter. Dämonen in allen Formen und Größen und all die anderen schrecklichen Monster die sich von Angst, Leid und Schmerz nähren.“ Daphne schüttelte den Kopf und verzog ihr Gesicht zu einer angewiderten Grimasse, als sie von den Schattenwesen berichtete.
„Vereinzelt können nur
Weitere Kostenlose Bücher