Fay - Das Vermaechtnis des Blutes
noch Kinder die Wesen sehen die noch nicht mit dem Realitätsbewusstsein der Menschen konfrontiert wurden. Welche Gattung man dann vor sich sieht, hängt vom jeweiligen Green-Ignis-Level der Kreatur ab. Je geringer die Ansammlung des grünen Feuers ist, das für die Fay ihren Lebensnektar darstellt, desto kleiner sind sie.
Bei den Guten unterscheidet man der Reihe nach zwischen den Fay, den niederen Feen, Elfen und den Zwergen. In jeder Gattung gibt es natürlich wieder zig Unterarten, doch dies zu erörtern würde ein halbes Leben dauern.
Bei den Bösen differenziert man ähnlich nach dem jeweiligen Grad ihrer negativen Energieansammlung, dem Black-Ignis. Zuerst kommen die Schwarzblüter. Diese könnte man auch schwarze Fay nennen, doch die Bezeichnung Fay haben sie nicht verdient. Danach kommen Trolle und Gouls gefolgt von anderen niederen Kreaturen.“ Dalila brummte der Schädel. Was ihre Großmutter ihr da auftischte war zu verrückt um wahr zu sein. Jedoch erzählte sie all diese Dinge mit solch einer Inbrunst, dass das Mädchen am gesunden Menschenverstand ihrer Oma zu zweifeln begann. Doch scheinbar war das noch nicht genug gewesen, denn sie fuhr mit ihrer wahnwitzigen Geschichte fort. Jo schien nicht daran interessiert zu sein Daphne davon abzuhalten noch mehr Absurdes von sich zu geben, denn der saß reglos mit verschränkten Armen da, lauschte gebannt ihrer Märchenerzählung und nickte nur hier und da zustimmend mit dem Kopf.
„Die Blutlinie der Davallias ist seit 1000 Jahren mit den Fay verbunden, denn wir gehören einer besonderen Art an. Wir sind Halbblute. Halb Mensch, halb Fay. Dazu bestimmt eines der vielen Portale zu ihrer Welt zu beschützen, die überall auf der Erde verstreut sind.
Deine Mutter wurde davon verschont, denn hin und wieder kommt es vor, dass eine Generation übersprungen wird. Doch bei dir sind wir uns einig, dass du ein Halbblut und somit die nächste Hüterin des Portals bist. Zuerst waren wir uns nicht ganz sicher, doch als du mir von der roten Katze erzählt hast gab es keinen Zweifel mehr! Noch dazu bist du scheinbar ein selten mächtiges Halbblute, denn dir hat sich ein Seelenwächter gezeigt und zwar in Form der roten Katze die nur du sehen kannst! Selbst Jo kann den Wächter nicht sehen, aber er kann seine Anwesenheit spüren“, eröffnete sie ihrer Enkelin voller Stolz, als habe sie einen wichtigen Preis gewonnen. Dalila blickte verdutzt drein, denn sie kam sich so vor als sei sie Teil einer Schmierenkomödie.
Zwar mochte Daphne jung aussehen, doch ihr Kopf schien nicht mehr einwandfrei zu funktionieren, dachte sie sich. Ansonsten wäre sie auch niemals auf die irrsinnige Idee gekommen ihrer seelisch angeschlagenen Enkeltochter einzureden, dass sie halb Mensch halb Fee sei. Eine Fay. Oder besser gesagt ein Halbblut, das noch dazu einen Seelenwächter besaß. Zudem fragte Dalila sich, inwieweit Jo in diesen Unfug verwickelt war.
„Gerne würde ich mich noch ausführlicher mit dir über alles unterhalten, doch leider habe ich keine Zeit mehr. Man erwartet mich“, meinte Daphne und warf einen prüfenden Blick auf die Wanduhr. Die schlangenförmigen Stunden- und Minutenzeiger rückten unaufhörlich der verschnörkelten 12 auf dem Ziffernblatt näher. Es war fast Mittag.
„Aber mache dir keine Sorgen. Jo wird dir alles Weitere erklären und dich während meiner Abwesenheit beschützen. Es ist sozusagen seine Pflicht!“, verkündete sie verheißungsvoll und zwinkerte ihm zu.
„Dann ziehe ich mir für den Empfang nur noch schnell etwas…“ Daphne hob ihr wallendes Nachtkleid an und neigte ihren Kopf zur Seite.
„…Schickeres an“, sagte sie entschieden und schwebte elegant aus der Küche heraus. In Dalilas Kopf begann es zu arbeiten. Ihre Gedanken drehten und überschlugen sich. Sie schenkte Daphnes Geschichte nicht mal den Funken eines Glaubens. Und doch fragte sie sich, weshalb sich ihre Großmutter solche Mühe gab ihr den Feenunfug einzutrichtern. Als Kind hätte sie ihr jedes Wort von der Geschichte abgekauft, doch aus diesem Alter war sie schon lange herausgewachsen. Es musste einen Grund geben, weshalb sie sich das alles ausgedacht hatte.
Womöglich war dies nur ihre Art über den Tot ihrer einzigen Tochter hinwegzukommen, die sie das letzte Mal vor über 18 Jahren gesehen hatte. Dalila hatte Mitleid mit ihr. Jeder Mensch bewältigte die Trauerarbeit auf seine spezielle Weise. Daher konnte sie Daphne auch nicht wirklich böse sein.
„Ich sehe
Weitere Kostenlose Bücher