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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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für Innere Sicherheit, vertrat die Regierung bei der mündlichen Verhandlung vor dem Obersten Gerichtshof. Richter Byron White fragte ihn rundheraus: »Wenn der Präsident beschließt, dass es notwendig ist, John Does Telefon anzuzapfen« – gebe es dann für Doe »überhaupt keine Möglichkeit, etwas dagegen zu unternehmen?«
    Mardians Antwort lautete: »Der Präsident der Vereinigten Staaten kann die elektronische Überwachung anordnen, und in diesen Fällen ist es legal.«
    Richter Lewis Powell, von Präsident Nixon soeben erst ins Amt berufen, formulierte die einstimmige ablehnende Entscheidung des Gerichts: »Das vorliegende Problem ist für die Menschen in unserem Land und ihre Regierung von großer Wichtigkeit. Es berührt die sensible Frage der Macht des Präsidenten, ausgeübt durch den Justizminister, im Namen der inneren Sicherheit die elektronische Überwachung ohne vorherige richterliche Erlaubnis zu genehmigen. Mehr als fünfundzwanzig Jahre lang haben Präsidenten solche Überwachungen in unterschiedlichem Ausmaß genehmigt, ohne sich an den Kongress zu wenden und ohne eine definitive Entscheidung dieses Gerichts.« [506]  
    Diese Macht war jetzt dahin.
    »Dem Justizminister wird zwar eine zusätzliche Last auferlegt, aber diese Unannehmlichkeit ist in einer freien Gesellschaft zum Schutz der verfassungsmäßigen Werte gerechtfertigt«, entschied das Gericht. »Nicht minder wichtig wird es sein, der Öffentlichkeit zu versichern, dass das willkürliche Anzapfen von Telefonleitungen und das Installieren von Wanzen zum Abhören gesetzestreuer Bürger nicht zulässig ist.«
    Der Regierung stehe es frei, »ausländische Mächte oder deren Agenten« anzuzapfen (sowjetische Spione zum Beispiel), nicht jedoch amerikanische Staatsbürger. Jedenfalls nicht ohne richterliche Anordnung.
    Am Tag der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs hatte das FBI mindestens sechs Telefonleitungen des Weather Underground und der Black Panthers angezapft. Diese Bespitzelung musste sofort ein Ende haben.
    Die Reaktion des FBI war die Wiederaufnahme von Einbruchdiebstählen, den sogenannten black-bag jobs .
    Mitte September 1972 berief Gray im FBI-Hauptquartier eine Konferenz ein, zu der er seine Top-Agenten aus ganz Amerika versammelte. Nixon hatte das FBI – sowie das Pentagon, das Außenministerium, die CIA und die Nationale Sicherheitsbehörde NSA – mit der Erarbeitung eines nationalen Terrorbekämpfungsplans beauftragt.
    Mit Entsetzen hatte die Welt verfolgt, wie bei den Olympischen Spielen in München 1972 das palästinensische Terrorkommando Schwarzer September im Olympischen Dorf elf israelische Sportler als Geiseln nahm. Bei einem fehlgeschlagenen Rettungsversuch der deutschen Polizeibehörden starben alle israelischen Geiseln (sowie fünf palästinensische Attentäter und ein deutscher Polizist). Nixon hatte sich mit seinem nationalen Sicherheitsberater Henry Kissinger und seinem Botschafter bei den Vereinten Nationen, George H. W. Bush, getroffen, um Pläne zur Terrorbekämpfung zu erörtern. Seine persönliche Sekretärin Rose Mary Woods berichtete ihm von der bekannten Hellseherin Jeane Dixon, die einen Terrorangriff gegen eine jüdische Zielperson in den Vereinigten Staaten vorhergesagt hatte, beispielsweise gegen Yitzhak Rabin, den damaligen israelischen Botschafter in den USA.
    »Sie werden jemanden entführen. Vielleicht jemanden erschießen«, sagte der Präsident und zitierte »diese Wahrsagerin Jeane Dixon« als Quelle seiner Befürchtungen. »Dafür brauchen wir einen Plan. Angenommen, sie kidnappen Rabin, Henry, und verlangen, dass wir alle Schwarzen freilassen, die in den Vereinigten Staaten im Gefängnis sitzen, und erschießen ihn, wenn wir das nicht machen […] was um Himmels willen tun wir dann?«, fragte Nixon. »Wir brauchen einen Notfallplan für Entführungen, für Kidnapping, für alles Mögliche.« [507]  
    Am 25. September erließ Nixon eine geheime Präsidialdirektive für eine umfassende Terrorbekämpfungskampagne. Das Ergebnis war der Kabinettsausschuss zum Terrorismus, die erste umfassende Bemühung der US-Regierung, der Bedrohung entgegenzutreten. Der Ausschuss traf sich ein einziges Mal.
    »Bei dem Treffen wuschen alle ihre Hände in Unschuld und sagten: ›Macht ihr das vom FBI«, erinnerte sich Gray. Niemand sonst wollte die Verantwortung übernehmen. [508]  
    Gray sagte zu Mark Felt und dem Chef seiner Geheimdienstabteilung Ed Miller, er habe »beschlossen, das heimliche

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