FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
»Three-Day Gray« nannten. Am Freitag, dem 17. Juni, checkte er in dem noblen Newporter Inn südlich von Los Angeles ein – ebenso wie John Mitchell, nunmehr Leiter des Komitees zur Wiederwahl des Präsidenten (CREEP), und Mitchells treuer Berater bei CREEP, Robert Mardian, ehemals im Justizministerium verantwortlich für innere Sicherheit.
An jenem Wochenende brach in Washington die Hölle los. Die Polizei des District of Columbia verhaftete in den Räumen des Nationalkomitees der Demokratischen Partei im Watergate-Komplex fünf Männer. Der bekannteste war James McCord, ehemals FBI-Agent und CIA-Offizier, jetzt Sicherheitschef bei CREEP. Die Männer hatten Einbruchswerkzeug und elektronische Geräte dabei sowie etwas, das die Polizei für eine als Rauchdetektor getarnte Bombe hielt. Es war ein elektronisches Abhörgerät. Die Verdächtigen hatten druckfrische 100-Dollar-Scheine und Schlüssel für das Watergate Hotel in der Tasche. Ihre Hintermänner waren der Draufgänger und ehemalige FBI-Agent Gordon Liddy, der bei CREEP mitarbeitete, und E. Howard Hunt, ein ehemaliger CIA-Mann, der, wie das FBI schnell herausfand, für den Präsidenten der Vereinigten Staaten tätig war.
Am Sonntagmorgen, dem 17. Juni, hatte Special Agent Daniel Bledsoe Dienst in der Abteilung für Kapitalverbrechen beim FBI, als er den Bericht über den Einbruch in der Nacht zuvor las. Er erkannte Liddys Namen, den er zehn Jahre zuvor beim FBI kennengelernt hatte. Als er las, dass die Einbrecher mit Abhörgeräten erwischt worden waren, leitete er sofort Ermittlungen wegen Verstoßes gegen die bundesstaatlichen Abhörgesetze ein. Gegen 16 Uhr stellte seine Sekretärin einen Anruf des Weißen Hauses durch.
»Agent Supervisor Dan Bledsoe«, sagte er. »Mit wem spreche ich?«
»John Ehrlichman. Sie wissen, wer ich bin?«
»Ja, Sie sind der Stabschef im Weißen Haus.«
»Richtig. Ich habe ein Mandat des Präsidenten der Vereinigten Staaten«, sagte Ehrlichman. »Das FBI muss die Ermittlungen zu dem Einbruch sofort einstellen.«
Bledsoe schwieg.
»Haben Sie gehört, was ich gesagt habe?«, donnerte Ehrlichman. »Werden Sie die Untersuchung einstellen?«
»Nein«, antwortete Bledsoe. »Laut Verfassung ist das FBI verpflichtet zu untersuchen, ob es sich um einen Verstoß gegen geltende Gesetze handelt.«
»Wissen Sie, dass Sie sich dem Präsidenten der Vereinigten Staaten widersetzen?«
»Ja«, antwortete der FBI-Agent.
»Bledsoe, Ihre Karriere ist zum Scheitern verurteilt«, sagte Ehrlichman und legte auf.
Bledsoe rief Mark Felt zu Hause an und berichtete ihm von dem Gespräch. »Er lachte, denn er kannte diese Leute. In seiner Position wusste er, was im Weißen Haus vorging. Er lachte nur.« [500]
Am Montagmorgen, dem 19. Juni, rief Felt Gray an und sagte ihm, die Ermittlungen des FBI zum Watergate-Einbruch könnten auch das Weiße Haus betreffen. Am Mittwoch, dem 21. Juni, um 16. 00 Uhr berief Gray in der FBI-Zentrale seine erste offizielle Sitzung zum Watergate-Einbruch ein.
Mark Felt war dabei, ebenso Robert G. Kunkel, leitender Special Agent des Washingtoner Büros, und Charles W. Bates, Leiter der Abteilung für die Ermittlung in Strafsachen (Criminal Investigative Division) des FBI. Bates protokollierte diese und viele weitere Sitzungen im Zusammenhang mit Watergate in einem fortlaufenden Memorandum. »Alle waren sich einig«, schrieb er, »dass diese Angelegenheit von größter Wichtigkeit war, dass der Ruf des FBI auf dem Spiel stand und dass die Ermittlungen absolut unparteiisch, gründlich und umfassend durchgeführt werden sollten.« [501] Gray teilte seinen Leuten mit, John Dean, der Rechtsberater des Präsidenten, werde an allen Vernehmungen des FBI teilnehmen. Er verschwieg, dass er Dean über jeden Schritt des FBI zu unterrichten gedachte und ihm täglich Berichte über die Ermittlungen und Vernehmungen des FBI zukommen lassen wollte.
Am folgenden Tag befragten FBI-Agenten Charles W. Colson, den Sonderberater des Präsidenten, in Anwesenheit Deans. Colson erwähnte, dass der Watergate-Einbrecher E. Howard Hunt im Weißen Haus einen Safe hatte. Dean belog das FBI prompt und behauptete, er habe keine Ahnung von dessen Existenz. Als er allein war, öffnete er den Safe und fand darin zwei Ordner mit Dokumenten: den Beweis für die schmutzigen Machenschaften der »Klempner« im Auftrag des Präsidenten. Dann überlegte er, wie er die Unterlagen vor dem FBI verstecken konnte.
Am Freitag, dem 23. Juni, kurz
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