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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Eindringen in Wohnungen und Gebäude erneut zu genehmigen«, erinnerte sich Miller. »Tja, ich fand das wirklich gut.« [509]  
    Im Oktober 1972 begannen die ersten Razzien gegen palästinensische politische Gruppen in den Vereinigten Staaten. Beim ersten Einbruchdiebstahl stahlen FBI-Agenten Dokumente einer Organisation namens Arab Educational League in Dallas. Das FBI holte sich einen Mitgliedsausweis aus dem Safe der Organisation, klopfte bei ihnen an und drängte sie aus dem Land. Jahre später schrieb Gray, Einbrüche und Diebstahl seien »eindeutig illegal« gewesen, doch er habe geglaubt, er führe damit die Anweisungen des Präsidenten aus.
    Noch im selben Monat begann das FBI mit Einbruchdiebstählen bei Freunden und Angehörigen von 26 flüchtigen Mitgliedern des Weather Underground. Entsetzt erfuhr Gray, dass kein einziger der Untergetauchten gefasst worden war, obwohl seit drei Jahren amerikaweit nach ihnen gefahndet wurde.
    Er gab die Anweisung, sie »bis zur Erschöpfung zu jagen«: der Befehl eines U-Boot-Kommandanten. »Unerbittlich«, schrieb er an Felt. Mindestens sieben Einbrüche wurden von der Squad 47 verübt, einer Geheimeinheit mit Sitz in der New Yorker FBI-Dienststelle. Unter Leitung von Special Agent John Kearney war diese Einheit seit den 1950er Jahren auf Einbruchdiebstähle spezialisiert. [510]  
    Keiner dieser Einbrüche brachte Hinweise ans Licht, die zur Verhaftung der Flüchtigen geführt hätten.
    Aber sie hatten Ermittlungen gegen die Führungsspitze des FBI durch ein Großes Bundesgeschworenengericht zur Folge.
    »Ich wusste, dass irgendjemand nicht dichthalten würde«
    Am 15. September 1972 wurden die FBI-Veteranen Liddy und McCord sowie die fünf anderen Watergate-Einbrecher wegen des Lauschangriffs auf das Hauptquartier der Demokratischen Partei vor Gericht gestellt. Damit endete die Anklage. Die Watergate-Untersuchung war an eine Mauer gestoßen.
    Felt und seine engsten Mitarbeiter im FBI trafen die Entscheidung, die Behinderung der Justiz nicht hinzunehmen. Sie hatten persönliche wie berufliche Gründe dafür. Sie handelten instinktiv, um die Hindernisse bei den FBI-Ermittlungen aus dem Weg zu räumen. Sie wussten, dass die Verschwörung und Vertuschung vom Weißen Haus gesteuert worden war. Ihr tiefster Groll richtete sich gegen die Tatsache, dass der Präsident Pat Gray an die Spitze des FBI berufen hatte, den sie als einen Handlanger der Politik betrachteten.
    »Das hat uns alle tief gekränkt«, sagte Charles Bolz, Leiter der Abteilung Bilanzbetrug beim FBI. Felt war Hoovers rechtmäßiger Erbe. »Felt wäre die erste Wahl des Direktors gewesen. Aber der Direktor war tot. Und Mark Felt hätte auf seinen Posten aufrücken müssen. Deshalb tat er es. Er wollte herausfinden, was dort lief. Und, Junge, er hat es tatsächlich herausgefunden.« [511]  
    Wenige Wochen vor den Präsidentschaftswahlen im November 1972 fingen Felt und seine Verbündeten an, Informationen an die Presse durchsickern zu lassen. Felt wurde 33 Jahre später berühmt, als er zugab, er sei »Deep Throat«, die FBI-Quelle, der die Washington Post ihre bahnbrechenden Berichte über die Watergate-Ermittlungen verdankte. Aber Felt war nicht der Einzige, der insgeheim mit der Presse sprach. Die Aufzeichnungen von Felts erstem dokumentierten Interview mit Bob Woodward von der Post sind jetzt veröffentlicht. »Es gibt einen Weg, den Watergate-Knoten zu lösen«, sagte er zu Woodward am 9. Oktober 1972. »Die Dinge laufen aus dem Ruder.« Eine politische Operation gegen die Feinde des Präsidenten war außer Kontrolle geraten. Gray wusste davon, der Justizminister und CREEP-Chef John Mitchell wusste davon. Und wenn Mitchell es wusste, dann wusste es auch der Präsident. Richard Nixon war sich im Klaren darüber, dass eine Aufdeckung diese Tatsachen zu einem »Ruin … ich meine Ruin« führen würden. Und wenn die Fakten herauskamen, würden sie Richard Nixon »ruinieren … wirklich ruinieren«.
    Felt sorgte dafür, dass die Fakten an die Öffentlichkeit gelangten, indem er die Informationen mit vier weiteren FBI-Agenten teilte. Bob Kunkel und Charles Bates standen bei den Watergate-Ermittlungen zusammen mit Felt in der FBI-Kommandokette ganz oben. Kunkel, leitender Special Agent des Washingtoner Büros, hielt Felt auf dem Laufenden, und Bates protokollierte dieses und viele weitere Treffen im Zusammenhang mit Watergate in einem fortlaufenden Memorandum. Dick Long und Charles Nuzum, der Leiter

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