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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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beziehungsweise verantwortliche Agent in der Abteilung Wirtschaftskriminalität des FBI, leiteten die Ermittlungen in der Watergate-Affäre.
    Bates und Long teilten einer Handvoll Kollegen mit, was sie getan hatten. Die Gerüchte begannen zu kursieren.
    »Am Ende eines jeden Tages setzten sie sich zusammen und besprachen den Verlauf und die Ergebnisse der Untersuchung«, sagte Paul Daly, ein Agent in der Geheimdienstabteilung des FBI. »Sie trafen eine Entscheidung, die bewusste Entscheidung, Informationen an die Presse weiterzugeben, weil das Weiße Haus die Ermittlungen behinderte. Und weil sie dadurch angespornt wurden weiterzumachen.« [512]   Ganz normale FBI-Agenten verwandelten Geheimnisse in Information, und FBI-Führungskräfte gaben diese Informationen an Journalisten, Staatsanwälte, Bundesgeschworenengerichte und die Öffentlichkeit weiter. Das war der Anfang vom Ende der Nixon-Präsidentschaft.
    Ohne das FBI wären die Journalisten verloren gewesen. Die Washington Post und das Time Magazine waren die Ersten, die feststellten, wie komplex die Watergate-Affäre auf unterschiedlichen Ebenen war. Die New York Times und die Los Angeles Times zogen nach. Nicht alle ihre Berichte waren korrekt, doch insgesamt ergab sich das Bild einer ganzen Verschwörungsserie vonseiten des Weißen Hauses zur Ausschaltung der politischen Gegner des Präsidenten mit Hilfe von Spionage und Sabotage.
    Richard Nixon, dessen Wiederwahl bevorstand, nahm dies zur Kenntnis. »Ich wusste, dass irgendjemand nicht dichthalten würde«, sagte er bitter, als die ersten enthüllenden Berichte in den Zeitungen erschienen. Zehn Tage später wusste er, wo die undichte Stelle war.
    »Wir wissen, was durchgesickert ist, und wir wissen, wer es hat durchsickern lassen«, teilte Haldeman dem Präsidenten am 19. Oktober mit. [513]  
    Präsident Nixon: Ist es jemand im FBI?
    Haldeman: Ja, Sir […] Jemand von sehr weit oben.
    Nixon: Jemand aus dem Umfeld von Gray?
    Haldeman: Mark Felt.
    Nixon: Aber warum zum Teufel sollte er so etwas tun?
    Haldeman: Schwer zu sagen. Und wir können nichts darüber verlauten lassen, weil sonst unsere Quelle auffliegen würde. [514]    […] Mitchell ist der Einzige, der das weiß. Und er plädiert unbedingt dafür, dass wir – dass wir lieber nichts unternehmen, weil –
    Nixon: Etwas unternehmen? Niemals!
    Haldeman: Wenn wir gegen ihn vorgehen, geht er hin und erzählt alles. Er weiß alles, was man im FBI nur wissen kann.
    Nixon: Klar.
    Haldeman: Er hat zu absolut allem Zugang […] Gray hat Schiss. Wir müssen ihm sagen, dass er sich vorsehen soll […]
    Nixon: Was würden Sie mit Felt machen? […] Mein Gott! Wissen Sie, was ich mit ihm machen würde? Dieser Mistkerl!
    Der Präsident und das FBI befanden sich nun in einem Untergrundkrieg. Justizminister Kleindienst legte auf Anweisung des Weißen Hauses Gray fünfmal nahe, Felt zu feuern. Doch der geschäftsführende FBI-Direktor konnte sich nicht dazu durchringen. Denn Felt war der Mächtigere. Vielleicht wusste er nicht über alles Bescheid, »was man im FBI nur wissen« konnte, aber er und seine Chefermittler wussten mehr als sonst irgendjemand außerhalb des Weißen Hauses. Ihr Wissen gab ihnen die Macht, sogar gegen den Präsidenten selbst vorzugehen.
    »Landesverräter«
    Kurz nach Nixons erdrutschartigem Wahlsieg am 7. November 1972 wurde Gray schwer krank. Er begab sich ins Krankenhaus unweit seiner Wohnung in Stonington, Connecticut, und unterzog sich einer Unterleibsoperation. Am 3. Dezember wurde er entlassen, aber seine Ärzte verordneten ihm Bettruhe bis zum Ende des Jahres. Während Grays zweimonatiger Abwesenheit führte Mark Felt das FBI.
    Gray, nach wie vor geschäftsführender FBI-Direktor, wusste nicht, ob Nixon vorhatte, den Senat um seine Bestätigung im Amt als FBI-Direktor zu bitten, wie es gesetzlich vorgeschrieben war. Er hatte keine Ahnung, ob Nixon ihm vertraute. Bald sollte er Grund haben, sich zu fragen, warum er jemals Nixon vertraut hatte.
    Begleitet von John Ehrlichman, betrat er am 16. Februar 1973 um 9. 09 Uhr zum zweiten Mal in seinem Leben das Oval Office. Nixon kam sofort zum Thema: Bei der Anhörung im Senat zu Grays Nominierung käme es möglicherweise zu einer Konfrontation über die Frage der Befugnis des Präsidenten, Geheimoperationen zu veranlassen.
    »Man wird Ihnen wahrscheinlich Fragen stellen wie zum Beispiel: Wissen Sie über andere Dinge Bescheid, die das FBI gemacht hat? Haben Sie mit den

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