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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Antiterror-Ermittler konnten sein Hinterzimmer als Treffpunkt benutzen, wo wir Überwachungen koordinierten und zusammenarbeiteten. Aber das war von niemandem abgesegnet!« Dyson wurde insgeheim als Inspektor der Bundespolizei des Staates Illinois vereidigt, die zusammen mit Beamten des Chicago Police Department verdeckt in der Task Force von Mike’s Tavern mitarbeitete. [533]   Jahre später wurde Dyson von einem Kollegen gefragt, was das FBI-Hauptquartier von diesem Unternehmen hielt.
    »Wir haben es nie jemandem in der Zentrale gesagt«, antwortete er.
    »Der Sache ganz auf den Grund gehen«
    In Washington geriet das FBI zunehmend unter Druck. Der neue Kongress, drei Monate nach Nixons Rücktritt gewählt, war der liberalste seit Menschengedenken. Im Gefolge von Watergate beschlossen der Senat und das Repräsentantenhaus, eine offizielle Untersuchung der geheimdienstlichen Operationen des FBI einzuleiten. Präsident Gerald R. Ford erkannte, dass die Enthüllung dieser Geheimnisse den Ruf der amerikanischen Präsidenten bis zurück zu Franklin D. Roosevelt beschädigen würde. Die wichtigsten Berater des Präsidenten waren um Schadensbegrenzung bemüht und versuchten, die Untersuchung auf die CIA zu beschränken.
    »Warum wird nicht auch das FBI einbezogen?«, wollte der ehemalige CIA-Direktor Richard Helms bei einem Treffen mit Präsident Ford im Oval Office nachdrücklich wissen. »Man könnte der Sache auch ganz auf den Grund gehen.« [534]   Der stellvertretende Justizminister Laurence Silberman gab ihm recht. »Das FBI ist womöglich sogar der interessantere Teil«, sagte er am 20. Februar 1975 gegenüber dem Team des Präsidenten für nationale Sicherheit. »Hoover hat Dinge gemacht, die einer genaueren Prüfung nicht standhalten, ganz besonders unter Johnson.« [535]  
    FBI-Direktor Clarence Kelley fing an zu begreifen, dass das FBI bei seinen geheimdienstlichen Operationen gesetzwidrig gehandelt hatte. Er befürchtete, der Kongress könnte seinen Agenten strengere Grenzen setzen, und forderte den Präsidenten auf, dieser Bedrohung mit einem Präsidialerlass entgegenzutreten, der die Vollmachten im Bereich der nationalen Sicherheit auch auf das FBI ausweitete.
    Das FBI stütze sich auf Gesetze, die »für die Zeit des Bürgerkriegs konzipiert wurden, nicht für das 20. Jahrhundert«, argumentierte er. Der Oberste Gerichtshof habe die Gesetze gegen revolutionäre Umtriebe auf ein »dürres Gerippe reduziert«, sagte er. Sein Verbot von Lauschangriffen auf Amerikaner ohne richterliche Anordnung habe das Justizministerium gezwungen, seine Klage gegen die Führung des Weather Underground fallenzulassen, da die Anklagepunkte auf illegaler Überwachung basierten. Nach geltendem Recht, so Kelley, bezweifle er, dass das FBI in der Lage sein werde, Informationen über »Terroristen und Revolutionäre« zu sammeln, »die die Regierung stürzen oder zerstören wollen«. [536]  
    Wenn die Gerichte oder der Kongress die Legalität von Einbruchdiebstählen und des Eindringens in Wohnungen in Frage stellten, war die Antwort darauf deren Legalisierung, so die Ansicht Kelleys und seiner Verbündeten im Justizministerium. Am 9. Mai 1975 behaupteten sie, das FBI könne »ohne richterliche Anordnung Durchsuchungen durchführen, die das Eindringen in Privaträume einschlossen«, wenn der Präsident den Befehl dazu erteilt habe. [537]  
    Aber Watergate hatte mit der alten Vorstellung Schluss gemacht, der Präsident besitze monarchische Macht. Im herrschenden politischen Klima war der Anspruch, das FBI könne auf Anweisung des Weißen Hauses Straftaten begehen, nicht zu halten, nicht einmal, wenn es dem Schutz der nationalen Sicherheit diente. Nach fast siebzig Jahren ohne externe Kontrolle war das FBI nicht länger unantastbar.
    »Sie haben meinen Namen!«
    Eine Konfrontation bahnte sich an. Trotz starken Widerstands im FBI-Hauptquartier las man in den Kongressausschüssen zur Untersuchung der Geheimoperationen bereits die FBI-Akten und nahm beeidigte Aussagen von deren Führung zu den Akten.
    Ein Scharmützel in den Fluren des FBI bildete den Auftakt zu einem langen Krieg.
    Das FBI war aus dem Gebäude des Justizministeriums ausgezogen und in die Pennsylvania Avenue gewechselt. Das neue J. Edgar Hoover Building, offiziell eingeweiht am 30. September 1975, kostete 126 Millionen Dollar. Es war das hässlichste Gebäude in Washington und sah aus wie eine vom ZK der KPdSU erbaute Parkgarage.
    Kongressmitglieder ließen

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