FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
Bewaffnete Streitkräfte der nationalen Befreiung) reichen in die Zeit zurück, als Puerto Rico eine amerikanische Kolonie war. Im Jahr 1950, zwei Tage nachdem die Insel dem amerikanischen Commonwealth angegliedert worden war, hatten zwei Männer der Gruppe versucht, Präsident Truman im Namen der Unabhängigkeit Puerto Ricos zu erschießen. Vier ihrer nationalistischen Mitstreiter erschossen und verwundeten im Jahr 1954 fünf Kongressabgeordnete im Kapitol in Washington. Zwanzig Jahre später begannen die FALN, in New York Bomben zu legen.
Der erste Anschlag erfolgte am 26. Oktober 1974 kurz nach drei Uhr früh, als fünf gewaltige Explosionen die Wall Street und das Rockefeller Center in Manhattan erschütterten. Der Sachschaden für Banken und Unternehmen betrug mehr als eine Million Dollar. Der zweite Anschlag erfolgte am 11. Dezember um 23. 03 Uhr, als ein gut getarnter Sprengsatz in East Harlem einen unerfahrenen Beamten der New Yorker Polizei schwer verletzte, der zufällig ein Puerto-Ricaner war. Der dritte Sprengsatz detonierte am 24. Januar 1975 um 1. 22 Uhr im Herzen des Finanzdistrikts.
Richard Hahn vom FBI befand sich bei einem Einsatz zur Beobachtung von Mitgliedern der chinesischen UN-Delegation, die als Spione verdächtig waren, im Norden der Stadt, als er Sirenen hörte, »endloses Sirenengeheul« von Polizeiautos, die Richtung Süden fuhren. [532]
»Wir machten uns auf den Weg, um zu sehen, was geschehen war«, erinnerte er sich. »Wir vermuteten einen Bombenanschlag auf die Fraunces Tavern.«
Die Gastwirtschaft war eines der ältesten Gebäude New Yorks. Im Jahr 1783 hatte sich Präsident George Washington auf den Eingangsstufen der Fraunces Tavern von seinen Offizieren der Kontinentalarmee verabschiedet. Der Speisesaal im Erdgeschoss war ein beliebter Treffpunkt von Geschäftsleuten und Brokern von der Wall Street. Über eine Treppe gelangte man in den ersten Stock und zum Angler’s Club, einem privaten Verein betuchter Fliegenfischer. Der Sprengsatz war in einer Reisetasche unter der Treppe versteckt gewesen. Vier Menschen starben, 63 wurden verwundet, einige von ihnen schwer. Das Kommuniqué der FALN, die die Verantwortung für den Anschlag übernahmen, war mit »Griselio Torresola« unterzeichnet, der bei dem Anschlag auf Harry Truman ums Leben gekommen war. Nach den Anschlägen in New York kam es nie zu Verhaftungen.
»Es war ein Trommelfeuer von Bomben und das Unvermögen, dem ein Ende zu setzen«, sagte Hahn. Das FBI wusste nichts über die FALN. Kein einziger der 40 FBI-Agenten, die für die Ermittlungen zu dem Fall Fraunces Tavern abgestellt wurden, hatte auch nur den leisesten Schimmer, wer die Mitglieder der Organisation waren oder wo die Gruppe als Nächstes zuschlagen könnte. »Wir hatten ständig neue Verdächtige und stellten Überwachungsteams auf, die sie beschatteten«, berichtete Hahn. »Es gab Aktivisten, die sich ähnlich äußerten wie die FALN in ihren Kommuniqués« – sie marschierten und demonstrierten und hielten öffentliche politische Kundgebungen ab –, »und es war absolut unmöglich herauszufinden, ob unter diesen Aktivisten die Verdächtigen waren, nach denen wir suchten.«
In rascher Folge gab es zwei Dutzend Bombenanschläge, dazu Bombendrohungen, die New York in Angst und Schrecken versetzen sollten. Nach einem solchen Bombenalarm wurden 100000 Büroangestellte aus dem World Trade Center und dem Empire State Building evakuiert. Als dann die FALN Banken und Gebäude im Herzen Chicagos angriffen, schaltete sich Bill Dyson vom FBI ein. Er war einer der wenigen Agenten im Bureau, die von der Denkweise und den Taktiken von Terroristen eine Vorstellung hatten – eine Erfahrung, die er sich in fünf Jahren geheimdienstlicher Untersuchungen gegen den Weather Underground erworben hatte; es waren allerdings fünf erfolglose Jahre gewesen. Er blieb den FALN auf der Spur, die in ganz Amerika 100 weitere Anschläge verübten und den größten bewaffneten Raubüberfall in der Geschichte der Vereinigten Staaten durchführten.
Dysons Tätigkeit führte zum Aufbau der ersten Antiterror-Einsatzgruppe des FBI. Die Task Force war so geheim, dass in der FBI-Zentrale niemand darüber informiert war.
»Alles geschah heimlich«, sagte er. »Wir trafen uns gewöhnlich in Mike’s Tavern. Mike hatte eine Polizistenkneipe, eine richtige Polizistenkneipe, in die man nur reinkam, wenn man klingelte und Mike einen als Polizeibeamten identifizierte. Und wir
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