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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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sah er als Bedrohung einer freien Gesellschaft.
    Levi machte es sich gerade in seinem Ledersessel bequem und bewunderte die prächtige Holzvertäfelung in seinen neuen Räumlichkeiten, als »plötzlich unangemeldet ein FBI-Agent in der Tür stand«, wie er erzählte. Der Agent stellte sich als Paul Daly vor. »Er legte mir ein Blatt Papier auf den Tisch, bat mich um die Vollmacht für das Anzapfen eines Telefons ohne richterliche Genehmigung und wartete auf meine Unterschrift.« [544]  
    »Darüber muss ich erst einmal nachdenken«, sagte Levi. »Die Agenten könnten dabei erwischt werden.«
    »Es ist bereits installiert«, erwiderte Daly. »Das Mikrophon ist bereits installiert.« Das war das übliche Prozedere: zuerst einbrechen und das Mikrophon anbringen, dann die Abhörgenehmigung einholen. Das FBI hielt sich nicht an die übliche Reihenfolge.
    Levi war erstaunt. »Ihm blieb die Luft weg«, erinnerte sich Daly. [545]  
    Der Justizminister lehnte Durchsuchungen, Beschlagnahmen und Überwachungen ohne richterliche Genehmigung ab. Er glaubte, dies würde das Land nach der Watergate-Affäre nicht akzeptieren. Zu seiner Bestürzung musste er erfahren, dass die FBI-Führung den Kongress und die Gerichte über die fortgesetzte Praxis von Einbruchdiebstählen belogen hatte.
    Er machte sich daran, erstmals in der Geschichte des Bureau Richtlinien für FBI-Ermittlungen zu erstellen. Dabei wandte er das Prinzip an, dass die Regierung nicht das Gesetz brechen sollte, um das Recht durchzusetzen. Im Justizministerium richtete er eine klare Kommandokette ein, um kriminelles Fehlverhalten der Agenten zu untersuchen. Kelley sollte ihm direkt über sämtliche Fälle von Rechtsverstößen beim FBI Bericht erstatten.
    »Wir verlangen von unseren Agenten nicht, dass sie einander verpfeifen«, hatte Kelley gesagt. [546]   Aber auch diese Praxis wurde allmählich ausgehöhlt.
    Im Hauptquartier herrschte Krisenstimmung, seit das FBI im Zuge der Watergate-Untersuchung strafrechtliche Ermittlungen gegen Mark Felt eingeleitet hatte, den entlassenen stellvertretenden Direktor. In den letzten Tagen der Regierung Nixon wurde Felt vom Bureau beschuldigt, Dokumente aus der Behörde herausgeschmuggelt und an die New York Times weitergeleitet zu haben. Auf den Diebstahl von FBI-Akten standen bis zu zehn Jahre Gefängnis. Felt wurde von FBI-Agenten mit dem Vorwurf konfrontiert und über seine verfassungsmäßigen Rechte belehrt. Er hatte zuerst die Agenten und dann auch noch in einem persönlichen Brief den Direktor über seine Beteiligung an der Sache nach allen Regeln der Kunst belogen.
    »Lieber Clarence«, hatte er geschrieben. »Als Hauptverdächtiger in einem Fall zu gelten, der ein abscheuliches Beispiel für extreme Illoyalität gegenüber dem FBI darstellt, ist erniedrigend und entwürdigend.« Dann fügte er noch hinzu: »Im Übrigen bin ich nicht Deep Throat«. [547]  
    Kelley vermutete zu Recht, dass eine Gruppe hochrangiger Agenten in einer konzertierten Aktion die geheimen Watergate-Informationen hatten durchsickern lassen, und er ging mit gutem Grund davon aus, dass Felt die Geheimaktion geleitet hatte. Aber er war auch seit zwanzig Jahren mit Felt befreundet. Seine Loyalitäten – dem FBI und Felt gegenüber – zwangen Kelley dazu, Felt vor Strafverfolgung zu bewahren. Er würde das FBI nicht kompromittieren. Kelley sorgte dafür, dass die Ermittlungen gegen die undichte Stelle gestoppt wurden, und feuerte den Mitarbeiter, der sie aufgrund eines nicht näher spezifizierten Falls von Machtmissbrauch angeregt hatte. Aber zu diesem Zeitpunkt hatten sich Felts Probleme bereits vervielfacht. Seine Frau war körperlich und psychisch erkrankt und beging später Suizid. Seine Tochter war in eine Hippie-Kommune in Kalifornien abgetaucht. Er wurde zum zweiten Mal Ziel einer strafrechtlichen Ermittlung durch das FBI. Und diesmal war es nicht zu verhindern.
    Am 19. August 1976 unternahm das FBI eine Razzia in ihrem eigenen Hauptquartier. Zwei Teams von FBI-Agenten unter der Leitung von Strafermittlern aus der Bürgerrechtsabteilung des Justizministeriums führten die Durchsuchungen in Washington durch. Ein weiteres Team übernahm die Außenstelle in New York. Dort stießen die Agenten auf versteckte Dokumente, die nie zuvor ein Außenstehender zu Gesicht bekommen hatte. Mit Hoovers »Nicht-für-die-Ablage«-System, aufgebaut vor dem Zweiten Weltkrieg, sollten Beweise für Einbrüche und Lauschangriffe des FBI für immer im

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