FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
rekrutiert, der Zugang zu dem Safe hatte, wo die 8. Infanterie-Division ihre geheimen NATO-Operationspläne für einen Dritten Weltkrieg verwahrte. Für über eine Million Dollar verkaufte Conrad streng geheime Akten mit den Standorten der NATO-Atomwaffen sowie den Schlachtordnungen der Truppen, Panzer und Flugzeuge. Für ihn arbeitete ein Agentenring, bestehend aus mindestens einem Dutzend amerikanischen Soldaten und Veteranen, die 14 Jahre lang ohne Unterlass Geheimnisse durch den Eisernen Vorhang schmuggelten.
Conrad wurde, was Ausdauer und Umfang seiner Spionagetätigkeit betraf, nur von John Walker übertroffen. Der ehemalige Marinesoldat und Privatdetektiv hatte seinen Bruder, seinen Sohn und seinen besten Freund für einen Ring rekrutiert, der die streng geheimen Funkcodes der Navy an die Sowjets verkaufte. Das FBI kam Walker erst auf die Schliche, nachdem seine Exfrau Barbara mehrmals im Bureau angerufen und ihn als Spion bezichtigt hatte. Man nahm sie fünf Monate lang nicht ernst, weil sie jedes Mal, wenn sie anrief, und auch jedes Mal, wenn ein Agent zu einer Befragung zu ihr nach Hause kam, betrunken war. Aber als das FBI dann die Ermittlungen gegen Walker aufnahm, wurde er bereits nach drei Monaten dabei ertappt, wie er versuchte, 129 Marinedokumente der höchsten Geheimhaltungsstufe an den KGB zu übergeben. Er hatte den Sowjets seit 1967 Schlüssel für die Dechiffrierung von Funknachrichten der amerikanischen Marinestreitkräfte verkauft. »Es besteht wenig oder kein Zweifel daran, dass er für den Tod zahlloser Soldaten in Vietnam verantwortlich ist«, sagte Robert W. Hunter vom FBI, der Walker verhaftete. [565]
Das FBI entlarvte mindestens 68 Amerikaner, die in den 1980er Jahren für die Sowjets Geheimnisse stahlen. Aber es konnte nie stichhaltige Beweise dafür liefern, dass Moskau hinter einer gegen die Vereinigten Staaten gerichteten Terrororganisation stand.
Auch wenn die amerikanische Führungsspitze weiterhin die Gefahr eines staatlich finanzierten Terrorismus an die Wand malte, war die Zahl der Angriffe an der Heimatfront stark gesunken. Während sich die Spionagefälle des FBI zwischen 1981 und 1985 verdreifachten, sank die Anzahl der Terrorismusfälle auf einen von ehemals fünf Fällen pro Monat. Am häufigsten schlug die FALN zu, tötete Angehörige der US-Marine, verübte Bombenanschläge auf FBI-Büros in New York und raubte sieben Millionen Dollar aus einem gepanzerten Geldtransporter in Connecticut. Die untergetauchten Mitglieder des Weather Underground holten zum letzten Schlag aus, sie legten eine Bombe unter eine Bank vor den Amtsräumen des US-Senats; bei der Explosion, die am 7. November 1983 um 22. 58 Uhr stattfand, wurde niemand verletzt, aber im Besprechungsraum der Republikaner gingen Wände, Spiegel und Kronleuchter zu Bruch. Das war jedoch ein letztes Aufbäumen. Zum ersten Mal seit 20 Jahren, seit den Anfängen der Antikriegsbewegung und dem Wiedererstarken des Ku-Klux-Klan, gingen keine Bomben mehr hoch.
Im Bureau wusste niemand, ob die terroristische Bedrohung einschlief oder nur eine Verschnaufpause einlegte. William Webster tendierte zu Ersterem. Sein engster Berater Buck Revell war jedoch der festen Überzeugung, dass sie zurückkommen würde.
»Das fünfte Rad am Wagen«
Revell, der 1964 als FBI-Agent angefangen hatte, war von allen Abteilungsleitern seiner Zeit der politisch versierteste. Wie viele der besten Agenten in der Geschichte des FBI hatte er im US Marine Corps gedient; er zog sich auf allen Ebenen Vertraute heran. Er trug Cowboystiefel und redete wie ein Westernheld; seine Denkungsart war jedoch subtiler als sein Stil.
Revell wurde zum Weichensteller für Terrorismus- und Geheimermittlungen beim FBI. Er sah sich als aussichtsreichen Kandidaten für die Nachfolge Richter Websters, und er verhehlte seine Ambitionen nicht. Er hatte eine große Vision, was die Befugnisse des FBI betraf. Eine von ihm geschaffene Terrorabwehrabteilung sollte weltweit operieren können.
Webster meldete Zweifel an. »Zu Anfang war er nicht gerade begeistert«, so Revell. Der Direktor hatte seine Gründe: Ungefähr 400 FBI-Agenten, nur fünf Prozent der gesamten Truppe, hatten überhaupt Erfahrung mit Terrorermittlungen, und die meisten von ihnen scheuten die politischen und rechtlichen Risiken dieser Tätigkeit. [566] Revell überredete Webster trotzdem zu der öffentlichen Aussage, Terrorbekämpfung gehöre neben Spionageabwehr, Wirtschaftsverbrechen und
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