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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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organisiertem Verbrechen zu den vier Hauptprioritäten des FBI.
    Er fing an, sich regelmäßig mit dem Director of Central Intelligence William J. Casey und den Führungsspitzen des Clandestine Service, der Abteilung für verdeckte Operationen der CIA, zu treffen. Bald wurde er Verbindungsmann des Bureau zu einer geheimen Terrorabwehrgruppe des Weißen Hauses unter Führung von Oberstleutnant Oliver North, Stabsoffizier des Nationalen Sicherheitsrates. Der Marineoffizier hatte bereits unzählige Geheimmissionen im Nahen Osten und Zentralamerika geleitet. Revell war besser darüber auf dem Laufenden, was sich im Weißen Haus tat, als Webster. Der Direktor gab seinem Stellvertreter gern einen Teil seiner Macht, Autorität und Verantwortung ab. Er war in tiefer Trauer über den Tod seiner Frau, die nach langer, schwerer Krankheit vor einigen Monaten im Alter von 57 Jahren gestorben war.
    Im Vorfeld der Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles hatte Revell eine kleine Armee innerhalb des FBI aufgebaut. Die zwölf Jahre zuvor von der Terrorgruppe Schwarzer September verübten Anschläge während der Olympischen Spiele in München waren den Organisatoren noch frisch im Gedächtnis. Keiner wollte so etwas noch einmal erleben. Das FBI schuf ein 50 Mann starkes Geiselbefreiungsteam – viele davon Veteranen aus dem Vietnamkrieg mit Training in Kommandoeinsätzen. Gefördert durch gute Publicity nahm die Kampfkraft der Truppe stetig zu. Schon bald umfasste ihr Arsenal Helikopter, gepanzerte Personentransporter und Panzer. Die Olympischen Spiele gingen nahezu störungsfrei über die Bühne; der größte Schrecken war die Entdeckung zweier Drachenflieger, von denen das FBI annahm, sie könnten von palästinensischen Terroristen für eine Kamikaze-Operation eingesetzt werden. In jenem Herbst lief in Los Angeles aber nur eine Sache schief.
    Am 3. Oktober 1984, nach einer zweimonatigen Ermittlung, die mit dem Erlöschen der Olympischen Fackel begonnen hatte, wurde der undisziplinierte und untalentierte Spionageabwehragent Richard Miller als erster FBI-Mitarbeiter wegen Spionage unter Anklage gestellt.
    Der Fall Miller war eine unappetitliche Angelegenheit. Miller war ein altgedienter Agent, seit 20 Jahren in der Spionageabwehr tätig, dessen Leben in den Monaten, bevor er Spion wurde, in die Brüche ging. Der Vater von acht Kindern war wegen Ehebruchs von den Mormonen aus der Kirche ausgeschlossen worden. Beim FBI war er wegen Fettleibigkeit zwei Wochen lang ohne Bezahlung vom Dienst suspendiert worden. Kurz nach dieser Disziplinarmaßnahme ging er auf die Anwerbungsbemühungen einer Frau ein, von der er wusste, dass sie KGB-Agentin war. Swetlana Ogorodnikow verleitete Miller dazu, ihr gegen sexuelle Gefälligkeiten sowie 15000 Dollar in bar und ein 25-seitiges FBI-Handbuch für die Verfolgung ausländischer Spione auszuhändigen. Miller wurde verurteilt und bekam 20 Jahre Gefängnis.
    »Miller war ein Tölpel«, sagte Patrick J. Mullany vom FBI, der die Ermittlung führte. »Er hätte von vornherein nie zum FBI gehen dürfen. Ein schlimmer Fall.« Zwar war die Preisgabe von Geheimunterlagen eine ernste Sache, der größere Schaden erwuchs dem FBI jedoch dadurch, dass es seinen Ruf als Truppe, die gegen ausländische Spione gefeit war, verlor. Das Bild eines verzweifelten Mannes, der Geheimnisse für Sex mit einer russischen Spionin verkaufte, blieb bei idealistischen jungen FBI-Agenten haften. »Das war meine erste Erfahrung mit Spionage«, sagte Betsey York, damals ganz frisch in der nachrichtendienstlichen Abteilung des FBI. »Ich hätte im Traum nicht gedacht, dass irgendjemand beim FBI jemals etwas Falsches tun würde. Weil ich immer glaubte, wir wären perfekt. Und als Richard Miller dann ins Gefängnis kam […] zerbrach etwas in mir.« [567]  
    Kurz nach dieser Verhaftung wurden die Dienste von Revells Geiselbefreiungsteam benötigt. Aber es handelte sich nicht um eine Rettungsmaßnahme, sondern um eine Terrorabwehroperation.
    Das FBI war Robert Jay Mathews auf der Spur, dem Anführer der paramilitärischen Sekte The Order. Die Gruppe war aus der Aryan-Nations-Bewegung hervorgegangen, einer Koalition weißer Rassisten, die in Amerika ein Inferno anrichten wollten. Die Mitglieder von The Order nannten sich als Tribut an Hitlers Sturmabteilung SA Brüder Schweigen oder Silent Brotherhood. Sie traten mit einer Welle von Verbrechen in Erscheinung, die von Colorado bis Kalifornien reichte, darunter zwei Morde, ein

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