FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
Sicherheit nicht bekannt. Und sie brauchten sie auch nicht für ihre kämpferische Rhetorik.
»Die Terroristen sollen eines wissen«, hatte Präsident Reagan eine Woche nach seiner Amtseinführung verkündet. Wenn sie angriffen, würde Amerika »rasch und effektiv Vergeltung üben«.
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Der Preis des Schweigens
Der erste große Terrorabwehrfall, mit dem das FBI unter Präsident Reagan konfrontiert war, betraf Amerikas Verbündete im Krieg gegen den Kommunismus. Stanley Pimentel vom FBI nannte sie »eine der qualvollsten Ermittlungen« in seiner langen Karriere. [561]
El Salvadors rechtsgerichtetes Militärregime, das von den Vereinigten Staaten unterstützt wurde, kämpfte gegen eine kleine linke Guerillatruppe. Die Armee und ihre Todeskommandos töteten rund 65000 Zivilisten, darunter Priester, Nonnen, Kirchenmitarbeiter, Gewerkschaftsführer, Studenten und Bauern. Zu den Ermordeten zählten auch drei amerikanische Nonnen und eine kirchliche Laienmitarbeiterin. Es waren »vier unschuldige Kirchenfrauen, die versuchten, ihre Arbeit zu tun – den Armen zu helfen«, sagte Pimentel. Im Dezember 1980 hatte man sie aus einem Lastwagen gezerrt, entführt, vergewaltigt, aus kurzer Distanz erschossen und dann an einem staubigen Straßenrand abgeladen. Es war ein klarer Fall von vorsätzlich geplantem Mord, ein abscheulicher Akt in einem schmutzigen Krieg.
Pimentel, der Rechtsattaché des FBI in Zentralamerika, sah sich mit erheblichen politischen Hürden konfrontiert. Außenminister Haig ließ durchblicken, die Nonnen hätten für die linken Guerilleros in El Salvador Partei ergriffen, der Farabundo Martí National Liberation Front. (Die FMNL hatten politische Morde verübt, wenn auch weit weniger als die Regierung.) Die Regierung Reagan begann, die Militärhilfe an El Salvador zu verdoppeln und vervierfachen. Armee- und Geheimdienstoffiziere aus El Salvador arbeiteten mit CIA-Agenten zusammen.
Pimentel fand jedoch einen Verbündeten, einen jungen politischen Mitarbeiter in der amerikanischen Botschaft in El Salvador, der über einen Informanten innerhalb des Militärregimes verfügte. Pimentels Ermittlung führte bis in die höchste Befehlsebene. Er hegte den starken Verdacht, dass der Chef der Nationalgarde, General Carlos Eugenio Vides Casanova, den Mordbefehl erteilt hatte.
»Ich ging zu Casanova«, sagte Pimentel. Er forderte den General auf, ihm die Waffen der fünf Mordverdächtigen auszuhändigen, allesamt einfache Mannschaftssoldaten. Die Gewehre wollte er an das FBI-Labor schicken, zusammen mit den bei der Obduktion der Leichen entfernten Kugeln und den am Tatort gesicherten Fingerabdrücken. Wie er bald herausfand, hatte Vides Casanova die Mordwaffen verstecken lassen; der General wollte dem FBI saubere Waffen übergeben.
»Vides Casanova war äußerst verstimmt, dass wir ihn bei dieser Lüge ertappt hatten«, sagte Pimentel. »Er wurde natürlich sehr zornig.« Letztendlich bekam Pimentel die richtigen Waffen doch, packte sie in einen Diplomatenkoffer und fuhr sie zum Flughafen, um das Beweismaterial in die Vereinigten Staaten überstellen zu lassen. Auf dem Rollfeld erwartete ihn eine bewaffnete Konfrontation. »Wir wurden von ungefähr 50 Soldaten der Nationalgarde umstellt, alle mit automatischen Pistolen und Gewehren«, sagte Pimentel. Er selbst hatte eine .357er Magnum mit sechs Kugeln. Er konnte sich behaupten, und der Diplomatenkoffer verschwand im Bauch des Flugzeugs.
Das FBI-Labor ordnete ein Gewehr sowie mehrere Kugeln und Fingerabdrücke den Soldaten am Tatort zu. Mit Hilfe dieser Beweise wurden vier Angehörige der Nationalgarde des Mordes überführt. Vides Casanova kam allerdings ungeschoren davon. Er wurde 1984 Verteidigungsminister in El Salvador.
In all den Jahren arbeiteten FBI-Agenten in den Vereinigten Staaten und Pimentel aneinander vorbei. Kurz nach Reagans Amtseinführung setzte das Bureau eine landesweite Terroruntersuchung gegen CISPES (Committee in Solidarity with the People of El Salvador) in Gang. Der Zusammenschluss linker amerikanischer Aktivisten hatte nach der Ermordung der vier amerikanischen Kirchenfrauen enormen Zulauf bekommen. Die Ermittlungen des Bureau stützten sich fast ausschließlich auf Informationen, die Vides Casanova und seine Geheimdienstoffiziere dem FBI-Informanten Frank Varelli geliefert hatten.
Varelli, der Sohn des ehemaligen Chefs der Nationalpolizei in El Salvador, bot seine Dienste einem FBI-Agenten in Dallas an, der vollkommen unerfahren
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