FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
Bombenanschlag auf eine Synagoge und bewaffnete Raubüberfälle auf gepanzerte Geldtransporter, bei denen über drei Millionen Dollar erbeutet wurden. Mathews wollte eine rechte Revolution anzetteln und in den Vereinigten Staaten einen Umsturz herbeiführen. Die amtierende Regierung nannte er »Zionistische Besatzungsregierung«.
»Mathews sah sich als Robin Hood der radikalen Rechten«, schrieb William H. Matens vom FBI. »Er raubte die reichen Juden aus und verteilte die Beute an Arier. So brachte er all die radikalen Gruppierungen – den Ku-Klux-Klan, Skinheads, Neonazis, Survivalisten, Steuergegner und militante Farmer – auf einen Nenner.« Das FBI erfuhr zu seinem Erstaunen, dass The Order hunderte eingefleischte Anhänger dazu aufrief, »Pläne für die Sabotage von Dämmen und anderen Infrastruktureinrichtungen wie das Fernmeldewesen und die Energieversorgung zu schmieden, um das öffentliche Leben in amerikanischen Städten lahmzulegen«. [568]
Als Mathews bei der letzten von The Order verübten Entführung eine Handfeuerwaffe zurückließ, besiegelte er seinen Untergang. Das FBI verfolgte seine Spur zu einer Hütte auf Whidbey Island, einer Insel im Bundesstaat Washington, 50 Kilometer nördlich von Seattle im Puget Sound.
Revell schickte das Geiselbefreiungsteam auf die Insel. Am 4. Dezember 1984 brach dort die Hölle los. Während sich das Team noch mit dem verantwortlichen Special Agent aus Seattle über die Vorgehensweise auseinandersetzte, eröffnete Mathews das Feuer. Das FBI schlug zurück. Die Tränengaskanister der Agenten gerieten in Brand, und die Hütte brannte nieder. Rettung oder gar Verhaftung war nicht möglich. Von Mathews blieb nur ein Häufchen Asche übrig. Sein Tod befeuerte die Hassphantasien einer ganzen Generation gleichgesinnter Fanatiker. Einer von ihnen war Timothy McVeigh, der zehn Jahre später die Bombe in Oklahoma City legte. Bei dem Anschlag kamen 168 Amerikaner ums Leben. Die Operation auf Whidbey Island galt als Desaster.
Aber Revell und seine Terrorabwehr-Cowboys verdienten sich vier Monate danach ihre Sporen, als sie ein Komplott zur Ermordung des indischen Premierministers Rajiv Gandhi während dessen Amerika-Besuchs vereitelten. Das FBI hatte durch New Yorker Sikhs von dem Mordplan erfahren. (Gandhis Mutter Indira, vor ihm Premierministerin, war von nationalistischen Sikhs ermordet worden; sechs Jahre später ereilte ihn dasselbe Schicksal.) Revell setzte Tom Norris, einen Undercover-Agenten aus dem Geiselbefreiungsteam, auf die Verschwörer an. Norris gab sich als Auftragsmörder aus. Der ehemalige Navy SEAL sah mit seiner furchteinflößenden Visage – er hatte in Vietnam ein Auge verloren – tatsächlich wie ein Killer aus. Norris, der das Komplott aufdeckte, wurde anschließend in die indische Botschaft eingeladen, um Gandhis Dank entgegenzunehmen.
Webster scheute normalerweise verdeckte Ermittlungen; wenn sie ins Auge gingen, ließen sie das Bureau wie die amerikanische Geheimpolizei aussehen. »Ich wollte das FBI nicht in eine Gestapo verwandeln«, sagte er. »Aber manchmal war eine Undercover-Operation das einzige Mittel.« [569]
Im Juni 1985 stieg Buck Revell offiziell zur Nummer zwei beim FBI auf. Jetzt war er für das Tagesgeschäft zuständig und beaufsichtigte außerdem sämtliche großen Fälle – geheimdienstliche, investigative, strafrechtliche und Terrorabwehruntersuchungen. Außerdem war er der offizielle Verbindungsmann des FBI zum Weißen Haus und zur CIA.
Seit dem Tod J. Edgar Hoovers hatte kein FBI-Mitarbeiter eine solche Machtfülle auf sich vereint. Und keiner wurde mit einer solchen Fülle von Krisen konfrontiert.
Die US-Terrorabwehr wurde durch eine Reihe von Entführungen im Libanon auf eine harte Probe gestellt. Mehrere Amerikaner verschwanden in den Armenvierteln Beiruts. Die Entführungsserie hatte fünfzehn Monate zuvor begonnen; eines der ersten Opfer war der Leiter eines CIA-Büros. Die Kidnapper nannten sich Islamischer Dschihad. Aber das war nur der Oberbegriff für ein Bündel verschiedener Gruppierungen, das man in den Vereinigten Staaten nicht durchschaute.
Der Kongress verabschiedete neue Gesetze, die das FBI ermächtigten, die Kidnapper zu verfolgen. Zum ersten Mal hatte das Bureau die gesetzliche Befugnis, Terroranschlägen gegen Amerika im Ausland nachzugehen. Die Order aus dem Weißen Haus lauteten: Tut etwas, egal was, um die Geiseln zu befreien. Revell musste gemeinsam mit der CIA einen Plan
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