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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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entwickeln. Aber im Herbst 1985 wurde sein Verhältnis zur CIA empfindlich gestört.
    Am 22. September verschwand der CIA-Beamte Edward Lee Howard aus den Vereinigten Staaten. Die CIA hatte ihn für einen verdeckten Einsatz in Moskau auserkoren. Zu seiner zweijährigen Vorbereitung gehörte auch, dass er einige der sensibelsten Akten der CIA über amerikanische Operationen gegen die Sowjets las. Howard stand kurz davor, seinen Posten anzutreten, als die CIA entschied, dass er doch nicht der richtige Mann für den Job sei: Er war ein Trunkenbold und pathologischer Lügner. Howard wurde wegen seiner Verfehlungen entlassen, was ihn verbitterte. Die CIA war sich wohl bewusst, welche Folgen seine Flucht haben konnte; man ersuchte das FBI, ihn zu überwachen. Aber das Bureau verlor seine Spur. Howard nahm einen Flug nach Helsinki und lief zu den Sowjets über. CIA und FBI schoben sich nach alter Tradition gegenseitig die Schuld dafür in die Schuhe.
    Die Howard-Affäre war nur einer von einem Dutzend großen Spionagefällen, die aufflogen. Zwei Wochen danach, am 9. Oktober 1985, nahm Robert Hanssen insgeheim seine Tätigkeit als kommunistischer Spitzel innerhalb des FBI wieder auf. Inzwischen war er bei der Abteilung für Abwehr der Sowjetspionage in New York in eine leitende Funktion aufgestiegen. Prompt meldete er dem obersten KGB-Offizier in Washington, dass er bald Dokumente über »bestimmte hochsensible und streng abgeschottete Projekte der amerikanischen Geheimdienstgemeinde« liefern würde.
    Hanssen hielt Wort. Er schickte den Sowjets ein komplettes Kompendium der FBI-Operationen, bei denen Doppelagenten eingesetzt wurden, sowie die Warnung, das FBI grabe einen Tunnel in den Keller der neuen sowjetischen Botschaft, einen Überblick über die neuesten Bemühungen des Bureau, sowjetische Nachrichtendienstoffiziere anzuwerben, eine Beschreibung, wie die Nationale Sicherheitsbehörde Übertragungen des Moskauer Kommunikationssatelliten entschlüsselte, die Details der Budgetanträge der CIA für die nächsten fünf Jahre und vieles mehr. Es war der größte Geheimnisverrat in der Geschichte des Kalten Krieges – mit einer Ausnahme.
    Aldrich Ames, der beim Clandestine Service der CIA die Abwehr gegen Sowjetspione leitete, war in jenem Frühling selbst sowjetischer Spion geworden. Wie Hanssen sammelte Ames fleißig Geheiminformationen für die Sowjetunion. Neben den Namen hunderter weiterer Geheimdienstmitarbeiter und den Einzelheiten ihrer Operationen verkaufte Ames auch die Namen sämtlicher Sowjets, die für die Vereinigten Staaten spionierten.
    Bereits nach wenigen Wochen erkannten Revell und die leitenden Beamten der Spionageabwehr beim FBI, dass etwas Schreckliches passiert war: Zwei der wichtigsten Doppelagenten des FBI wurden aus der sowjetischen Delegation nach Moskau zurückbeordert. Bald befand sich fast jeder sowjetische Nachrichtendienstoffizier, der insgeheim für die Vereinigten Staaten spionierte, entweder hinter Gittern oder unter der Erde.
    Der KGB war eindeutig im Besitz von Insiderwissen über die wichtigsten Geheimmissionen des Bureau. Wie Moskau das zuwege gebracht hatte, war eine andere Frage. Das FBI wollte die Toten, das Verschwinden von Menschen und die verpatzten Operationen zunächst dem Überläufer Edward Lee Howard anlasten. Aber Howard wusste nichts über die Doppelagenten des FBI. Und auch nichts über die Bemühungen des FBI, Offiziere aus den Reihen der sowjetischen Abordnungen in Washington und New York anzuwerben – und Ende 1985 missglückte praktisch jede dieser Operationen.
    Die Jagd nach der undichten Stelle wurde mit großer Energie und Intensität begonnen. Im Lauf von zwei Jahren gerieten aber die Ermittlungen ins Stocken, traten auf der Stelle und wurden schließlich ganz eingestellt. Das FBI stand vor einem Rätsel. Die CIA wirkte desinteressiert. Die Spionageabwehrchefs der beiden Behörden waren stocksauer aufeinander. Sie verweigerten die Zusammenarbeit. Sie kamen dem Fehler nicht auf die Spur. Nach ihren Erkenntnissen musste die Problemquelle eine Wanze, ein angezapftes Telefon oder ein Computer sein. Es konnte sich unmöglich um einen amerikanischen Spion handeln.
    Verräter wie Hanssen und Ames konnten jahrelang unentdeckt arbeiten, weil bei der amerikanischen Spionageabwehr Chaos herrschte. Während der vergangenen 40 Jahre hatten FBI und CIA nur selten miteinander kommuniziert. Dass sie einander misstrauten und sich anschwiegen, fügte der nationalen Sicherheit

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