FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
als Al-Qaida-Mitglieder Anschläge gegen Amerikaner zu planen. Unter den Verdächtigen befanden sich zwei amerikanische Staatsbürger, eine Tatsache, die FBI und CIA aufhorchen ließ. Beide stammten aus Kalifornien. Einer von ihnen, ein Computertechniker aus Los Angeles, war für eine Wohlfahrtsorganisation tätig gewesen, die sich als Tarnorganisation von Al-Qaida entpuppte.
Am 14. Dezember 1999 hielt dann ein aufmerksamer Zollbeamter in Port Angeles, Washington, Ahmed Ressam auf, einen nervösen dreiundzwanzigjährigen Algerier, der mit der letzten Fähre des Abends von Kanada übersetzte. Im Kofferraum seines Wagens fand man Sprengstoff und Pläne, ihn am internationalen Flughafen von Los Angeles zu zünden. Der Fall veranlasste die Regierung, für die Jahrtausendwende das Schlimmste zu befürchten. Watson und die Terrorabwehrgruppe des Weißen Hauses konferierten rund um die Uhr. Sie beantragten außerordentlich viele FISA-Abhörgenehmigungen; Janet Reno persönlich genehmigte mindestens eine Durchsuchung ohne richterliche Anordnung.
Clarke berief das Kabinett zweimal zu Dringlichkeitssitzungen ein. Bei der zweiten am 22. Dezember erschien Louis Freeh ausnahmsweise einmal im Weißen Haus. Im unterirdischen Lageraum versammelten sich unter anderem der Verteidigungsminister, die Außenministerin und der Vorsitzende der Vereinigten Stabschefs. Aus dem Protokoll geht hervor, dass Freeh über ein ganzes Aufgebot von Lauschangriffen und Ermittlungen sprach. In Brooklyn suchte das FBI nach Leuten, die Ahmed Ressam gekannt haben könnten. Es arbeitete mit der Royal Canadian Mounted Police zusammen, um Verdächtige in Montreal zu überprüfen. Es ging dem unbestätigten Bericht eines ausländischen Nachrichtendiensts über Anschlagsdrohungen gegen sieben amerikanische Städte nach. Sein weitschweifiger Vortrag war der Höhepunkt seiner Zusammenarbeit mit dem Weißen Haus in den 1990er Jahren.
An Silvester versammelten sich die Führungskräfte der amerikanischen Terrorbekämpfung im neuen Strategic Information and Operations Center des FBI, einem 20-Millionen-Dollar-Kommandoposten mit 3700 Quadratmetern und 35 Räumen im Hauptquartier, der als FBI-eigener Lageraum diente. Freeh und Watson hielten Nachtwache. Um drei Uhr morgens kam die Nachricht, dass es nun auch in Kalifornien Mitternacht geworden war. Die Terrorabwehrchefs atmeten auf und stießen an.
Aber in Freehs restlicher Amtszeit trug das FBI mehrere Blessuren davon, viele davon selbst verschuldet, die den amerikanischen Nachrichtendienst noch auf Jahre zeichneten. »Wir hatten weder den Willen noch die Mittel, die Alarmbereitschaft aufrechtzuerhalten«, schrieb Freeh. »Das war es, was mir wirklich Sorgen machte, nicht der 31. Dezember 1999, sondern der 1. Januar 2000 und die Zeit danach.« [628]
»Erforderliche Maßnahmen: Keine.«
Am 15. Januar nahm der vierundzwanzigjährige Saudi Khalid al-Mihdhar einen United-Airlines-Flug von Bangkok nach Los Angeles. Die CIA hatte al-Mihdhar zehn Tage vor seiner Abreise aufgespürt. Man hatte ihn als Al-Qaida-Mitglied identifiziert, als man die jemenitische Telefonnummer überprüfte, die das FBI in Nairobi in die Hand bekommen hatte – eine Nummer, die als globale Schaltzentrale für den Dschihad diente.
Aus dem Jemen kommend hatte er in einem Hotel in Dubai eingecheckt, wo ein Nachrichtendienstmann seinen saudischen Pass und seine vielen Einreisevisa in die Vereinigten Staaten kopierte. Anschließend war er nach Malaysia geflogen, wo er mit einem der CIA bekannten Chemiker zusammentraf. [629] Erstaunlicherweise besaß die CIA Fotos von der Besprechung, einer Geheimversammlung von Terroristen, die vom Mittelmeer bis zum Pazifik aktiv waren.
Aber die CIA verriet dem FBI nicht, dass al-Mihdhar ein Ticket nach Los Angeles gelöst hatte. Auch behielt man für sich, dass sein Reisegefährte der bekannte Terrorist Nawaf al-Hazmi war. Die interne CIA-Depesche über die beiden trug den Stempel: ERFORDERLICHE MASSNAHMEN: KEINE.
Ihre Spur verlor sich, noch bevor sie den Einreiseschalter am Flughafen passierten. Die beiden Terrorverdächtigen ließen sich in San Diego nieder. Auf einem Mietvertrag, ihren Führerscheinen und bei ihrer Eintragung im Telefonbuch benutzten sie ihren richtigen Namen. Sie verbrachte viel Zeit mit einem geselligen saudischen Landsmann, der lange Zeit Terrorabwehrinformant beim FBI gewesen war. Bald begannen sie, Flugstunden zu nehmen. Der Informant benachrichtigte das FBI nicht.
Im
Weitere Kostenlose Bücher