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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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abreisen konnte, wurde ich vom Bundesgeschworenengericht im Southern District of New York als Zeuge geladen. Bei meiner Aussage tischte ich einige Lügen auf.« Unter Eid leugnete er, dass er bin Laden und seine Leute in Terror-, Geheimdienst- und Spionageabwehrtechniken geschult hatte. [622]  
    Fitzgerald und die FBI-Agenten, die in New York für ihn tätig waren, wussten, dass Ali Mohamed für Al-Qaida arbeitete. Sie beschlossen, ihn an Ort und Stelle zu verhaften. Zwei Jahre später bekannte er sich in einer öffentlichen Sitzung schuldig, der erste Maulwurf bin Ladens gewesen zu sein und zum innersten Kreis der für die Botschaftsattentate verantwortlichen Verschwörer gehört zu haben. Danach ließen ihn die amerikanischen Behörden verschwinden, er ist in keinem amerikanischen Gefängnis als Insasse verzeichnet. Er war eine Blamage für das FBI.
    »Verhaftet den Kaiser«
    Nach all den Urteilen im Prozess U.S. v. Bin Laden waren elf der Straftäter noch auf freiem Fuß – darunter der Hauptangeklagte. [623]  
    Eleanor Hill, eine erfahrene Bundesstaatsanwältin, die in zwei Geheimdienstausschüssen des Kongresses den Mitarbeiterstab geleitet hatte, befragte einen FBI-Agenten in New York zu den Strategien gegen Al-Qaida. »Das ist, als hätte man dem FBI nach Pearl Harbor gesagt: ›Geht nach Tokio und verhaftet den Kaiser‹«, erwiderte er. »Der Southern District hat keine Marschflugkörper.« [624]  
    Fitzgerald brauchte keine Marschflugkörper. Er brauchte einen Bulldozer, um »die Mauer« einzureißen.
    Das Justizministerium hatte die Mauer errichtet, um dem Foreign Intelligence Surveillance Act (FISA) von 1978 Genüge zu tun. In den sechs Jahrzehnten vor diesem Gesetz hatte das FBI auf Anordnung des Justizministers – oder einfach mit J. Edgar Hoovers Plazet – abgehört. In den zwanzig Jahren danach prüften Bundesrichter in Geheimsitzungen – das FISA-Gericht – die Überwachung von Spionage- und Terrorverdächtigen durch das FBI. Sie legalisierten die Wanzen und Abhörvorrichtungen, die Hoover einst willkürlich eingesetzt hatte.
    Dem FBI war es freigestellt, ob es seine Informationen an die Bundesstaatsanwaltschaft weiterreichen wollte oder nicht. Aber diese Entscheidungsbefugnis hatte es mehr als einmal missbraucht. 1995 verlangten neue Richtlinien, die Agenten sollten Vorabgenehmigungen beim Justizministerium einholen. Diese Regelungen waren schlecht formuliert und wurden vielfach missverstanden. Die FBI-Führungsriege leistete den Fehldeutungen Vorschub. In den Außenstellen und im Hauptquartier meinten FBI-Agenten, die an Geheimdienstfällen arbeiteten, sie dürften nicht mit Außenstehenden sprechen – nicht einmal mit ihren Kollegen aus der strafrechtlichen Abteilung.
    »So lauteten die Spielregeln«, sagte Fitzgerald. »Wir durften mit FBI-Agenten reden, die an Kriminalfällen arbeiteten, wir durften mit der Polizei von New York City reden, wir durften mit Bundesbehörden in der Regierung reden, auch mit den verschiedenen Nachrichtendiensten, wir durften mit Bürgern, ausländischen Polizeibehörden und ausländischen Nachrichtendiensten, auch mit Spionen reden. Das haben wir getan. Wir gingen ins Ausland, um mit Leuten zu sprechen. Wir durften sogar mit Al-Qaida reden […] Aber es gab eine Gruppe von Menschen, mit denen wir nicht sprechen durften. Und das waren die FBI-Agenten auf der anderen Straßenseite in Manhattan, die parallel zu uns an den gleichen Ermittlungen arbeiteten. Mit ihnen durften wir nicht reden.« [625]  
    Diese Mauer war ein Labyrinth von Missverständnissen, die weitgehend durch den Zusammenbruch der Kommunikation beim FBI unter Freehs Leitung entstanden war. Agenten glaubten Mauern zu sehen, die gar nicht existierten. Ihre irrigen Vorstellungen hatten verheerende Folgen für den Kampf gegen mutmaßliche Terroristen.
    Louis Freeh berichtete dem Kongress, er habe das FBI zu Beginn des Jahres 1999 neu organisiert. Terrorabwehr und Spionageabwehr genössen fortan höchste Priorität. Aber seine Aussage bestand hauptsächlich aus leeren Worten und Wunschdenken.
    »Hatten wir einen Kriegsplan?«, lautete die rhetorische Frage Dale Watsons, Chef der Terrorabwehr beim FBI. »Absolut nicht.« Er versuchte, das FBI voranzubringen. Es war, als würde man sich gegen den Monolithen des Hoover Building stemmen und versuchen es von seinem Fundament zu rücken. Er nannte es, »das Schwierigste, was wir je versucht haben«. [626]  
    Watson hielt die Arbeit des FBI

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