FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
nächsten fünf Jahre damit, das Urteil vor Gericht anzufechten, bis er mit 44 Jahren starb. Die Urne mit seiner Asche wurde in der Kremlmauer beigesetzt.
In Fosters Verfahren gelangten die Geschworenen nicht zu einem Mehrheitsurteil, weshalb er zu Hoovers großem Bedauern freigelassen wurde. Der Richter hatte den Geschworenen erklärt, um ihn schuldig zu sprechen, müssten sie zu der Überzeugung gelangen, dass er »Verbrechen, Sabotage, Gewalt und Terrorismus befürwortet habe«. Es stand sechs zu sechs. »Die Anklage hat nicht bewiesen, dass die Kommunistische Partei Gewalt befürwortet«, erklärte ein Geschworener, der für den Freispruch gestimmt hatte. »Das war der einzige Punkt, in dem wir uns nicht einig waren.« [93] Gegen keinen der übrigen Beschuldigten in Bridgman wurde ein Prozess angestrengt. Trotzdem trieb die Razzia die Partei tiefer und tiefer in den Untergrund. Das Häuflein der zahlenden Mitglieder schwand auf 6000 oder weniger – davon waren nur zehn Prozent gebürtige, englischsprachige Amerikaner –, und der Einfluss ihrer Vorsitzenden war verschwindend gering. Manche träumten weiterhin von einem Massenaufstand in den Eisenbahnbetriebshöfen und Kohleminen Amerikas. Ihre Flugblätter klangen immer noch wie Sowjetpropaganda aus Moskau. Aber wie Foster selbst der Komintern berichtete, als er dort 25000 Dollar beantragte, versuchte er die kommunistische Bewegung in Amerika mit nur zwei Arbeitern auf der Gehaltsliste zu organisieren. [94]
Hoover räumte später selbst ein, dass der Einfluss der Kommunistischen Partei auf das Alltagsleben in Amerika in den 1920ern »praktisch nicht vorhanden« war. [95] Damals äußerte er sich jedoch ganz anders.
Hoover und seine General Intelligence Division warnten unablässig vor einer gewaltsamen kommunistischen Revolution; Daugherty erklärte dem Präsidenten, das Land stehe vor einem Bürgerkrieg. Zehn Tage nach den Festnahmen von Bridgman erwirkte der Justizminister beim Bundesgericht eine Verfügung, wonach es den Bahnarbeitern, die gegen die von der Regierung erzwungenen Lohnkürzungen streikten, untersagt war, irgendwelche Maßnahmen zur Durchsetzung ihrer Forderungen zu unternehmen. Das Verbot war weitreichender als alle vorherigen in der Geschichte der amerikanischen Gewerkschaftsbewegung. Im Wesentlichen verurteilte es 400000 Arbeiter mit legitimen Forderungen dazu, den Mund zu halten und untätig herumzusitzen. Sogar Mitglieder von Hardings Kabinett bezeichneten die Entscheidung als ungesetzlich und unklug.
Daugherty und Hoover legten es jedoch auf eine Eskalation an: Sie sandten Gruppen von Special Agents aus, die im ganzen Land nach Beweisen dafür suchten sollten, dass die Arbeiterführer die Übertretung dieser Verfügung betrieben. Die Agenten konnten sich dabei auf verdeckte Informanten in den Reihen der Streikenden stützen. Täglich trafen Berichte von Agenten aus dem ganzen Land bei der General Intelligence Division ein und schürten die Angst, der Streik sei ein organisierter Krieg der Arbeiter gegen die Regierung. US Marshals und lokale Polizeibeamte, unterstützt von unzähligen Privatdetektiven, die für die Eisenbahngesellschaft arbeiteten, warfen Arbeitern und Gewerkschaftern 17000 Verstöße gegen die Verfügung vor. [96]
Binnen Wochen hatte der Justizminister den Eisenbahnerstreik niedergeworfen. Doch unter der Bürde der Macht würde er bald zerbrechen.
Im Dezember 1922 erlitt Daugherty einen physischen und psychischen Kollaps. Sein Nervenzusammenbruch war von zahlreichen Wahnvorstellungen begleitet; bei einer Rede in Ohio bildete er sich ein, Giftgas zu riechen, das aus einem Blumentopf auf der Bühne strömte. Als er in Washington das Bett hüten musste, sah er überall sowjetische Spione – sogar im Kongress.
»Die gigantischste Verschwörung«
Das Bureau of Investigation war als Instrument des Rechts geschaffen worden. Nun verwandelte es sich in eine illegale Waffe der politischen Kriegsführung.
Als der Kongress im März 1923 wieder zusammentrat, betrieben Daugherty und Burns politische Spionage gegen Senatoren, die der Justizminister als Gefahr für Amerika betrachtete. Das Bureau brach in ihre Büros und Wohnhäuser ein, fing ihre Post ab und zapfte ihre Telefone an, wie sie es bei den Mitgliedern der Kommunistischen Partei getan hatten. Die Begründung waren die zunehmenden Bestrebungen innerhalb des Senats, Sowjetrussland diplomatisch anzuerkennen. Sollte es dazu kommen, gäbe es sowjetische
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