FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
mit Zwischenstopp auf der Insel in die Vereinigten Staaten und von dort ins Ausland befördert wurden. In New Yorks 42. Straße West, dem Sitz der Zeitschrift Newsweek , überließ deren Herausgeber Astor dem FBI drei Büros im fünften Stock.
Das Newsweek- Gebäude wurde zum Hauptquartier der Diesel Research Corporation unter Leitung von William Sebold. Die Firma wurde durch 5000-Dollar-Schecks finanziert, die über Agenten der deutschen Abwehr in Mexiko nach New York gelangten, und durch versteckte Mikrophone und Kameras des FBI überwacht. In den Geschäftsräumen des Unternehmens empfing Sebold die Mitglieder des Spionagerings, um sie zu bezahlen und ihre Berichte entgegenzunehmen. Über Kuriere wurde Sebold über die Aktivitäten und Aufenthaltsorte aller deutschen Spione unterrichtet.
Das FBI dokumentierte 81 Treffen Sebolds mit Abwehr-Agenten bei Diesel Research durch Film- und Fotoaufnahmen, die durch einen Einwegspiegel geschossen wurden, sowie hunderte Tonbänder mit abgehörten Gesprächen. Innerhalb eines Jahres konnte das FBI sie alle verhaften. Selten hatte die amerikanische Spionageabwehr einen so durchschlagenden Erfolg erzielt wie im Fall Sebold. Durch diese Ermittlungen wurden Hoover die Augen für die Bedeutung der Irreführung im Krieg geöffnet.
»Spione, Saboteure und Verräter«
Der Kurzwellenfunkverkehr des FBI mit der Abwehr lieferte den Beweis, dass die Deutschen auch in Mexiko, Brasilien und Peru Spione einsetzten. Diese Informationen nutzte Hoover, um einen neuen globalen Nachrichtendienst zu schaffen.
Einer seiner wichtigsten Verbündeten war der Staatssekretär im Außenministerium Adolf A. Berle, ein kompromissloser Mann. Berle war in der amerikanischen Diplomatie für den Nachrichtendienst zuständig und der Verbindungsmann des Außenministeriums zu FBI, Heer und Marine; zuvor hatte er das Lateinamerika-Ressort geleitet. Er war einer der klügsten Köpfe von Roosevelts Beraterstab. Und obwohl er als Harvard-Liberaler mit hohen Idealen theoretisch zu Hoovers Lieblingsfeinden zählte, gewann Berle das Vertrauen des FBI-Direktors. Denn wie dieser agierte Berle gern im Verborgenen.
Im Mai 1940, als Nordfrankreich in die Hände der Nazis fiel, Großbritannien angegriffen wurde und Premierminister Winston Churchill direkt nach seinem Amtsantritt Amerika um Hilfe bat, sprachen Hoover und Berle über den Aufbau eines weltumspannenden amerikanischen Nachrichtendienstes. An der Atlantikküste Nord- und Südamerikas wimmelte es von U-Booten. Fünf Monate zuvor hatten sich ein deutsches Panzerschiff und britische Kreuzer vor der Mündung des Río de la Plata in Uruguay eine Schlacht geliefert.
Berle regte an, das FBI solle die Nazi-Spione von Havanna bis hinunter nach Rio de Janeiro auskundschaften. Das FBI hatte bereits einen Special Agent nach Mexiko-Stadt geschickt, der die Zusammenarbeit mit dem dortigen Polizeichef und dem Innenministerium aufgenommen hatte, um deutsche Spione und Umstürzler aufzuspüren. Ein zweiter war nach Rio gefahren, wo er die brasilianische Geheimpolizei ausbildete.
Hoover und Berle zogen Brigadegeneral Sherman Miles hinzu, den Chef des Nachrichtendienstes des Heeres, und Konteradmiral Walter Anderson, den Leiter der Marineaufklärung. Hoover und die Militärs zankten um Zuständigkeiten und Befugnisse. Die Abstimmung untereinander verlief chaotisch, Geheiminformationen wurden kaum ausgetauscht. General Miles und Hoover konnten einander nicht ausstehen, Heer und Marine lagen aus Prinzip im Clinch. Angeregt durch Hoover, trugen sie jedoch alle dem Präsidenten die Notwendigkeit eines weltweiten Nachrichtendienstes vor. Roosevelt hatte einen solchen Plan bereits im Kopf.
Am 26. Mai 1940, bei einem seiner Kamingespräche, jenen Rundfunkansprachen, die von zig Millionen Amerikanern gehört wurden, legte Roosevelt seine Ansichten dar.
»Die Bedrohung unserer nationalen Sicherheit ist heute nicht mehr nur eine Frage der militärischen Waffen«, erklärte der Präsident dem amerikanischen Volk. »Wir wissen von anderen Methoden, neuen Angriffsmöglichkeiten.
Das trojanische Pferd. Die Fünfte Kolonne, die eine Nation verrät, welche auf Verrat nicht vorbereitet ist.
Spione, Saboteure und Verräter sind die Akteure dieser neuen Strategie. Gegen sie alle müssen wir uns energisch wehren.«
Am 3. Juni 1940 suchte Berle Hoover im FBI-Hauptquartier auf. Sie führten »eine lange Besprechung über die Koordination des Nachrichtendienstes« und waren sich einig, wie
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