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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Company, der Armour Meat Corporation, der American Telephone and Telegraph oder der U.S. Steel aus. Mit dieser Tarnung sollten Undercover-Agenten fortan Spionagenetzwerke der Nazis und der Sowjets von Mexiko und Kuba bis nach Brasilien und Argentinien ausspähen. In ihrer Freizeit schürften sie nach wertvollen Informationsnuggets aus Politik, Wirtschaft und Diplomatie.
    Das FBI engagierte hunderte neue Leute und stockte damit sein Personal um 80 Prozent auf. Aus den 898 Agenten des Jahres 1940 waren 1941 bereits 1596 geworden. 1943 hatte sich die Belegschaft verdreifacht, und 4591 Agenten wurden von 7422 Mitarbeitern unterstützt. Aber nur eine verschwindend geringe Zahl dieser Leute war durch ihre Ausbildung und Erfahrung für den Einsatz beim Special Intelligence Service qualifiziert. Das Missverhältnis zwischen den Männern und ihrer Mission war gewaltig. Das räumte Hoover selbst ein.
    »Bei unserer Erstauswahl für den SIS haben wir ja ein paar schöne Nieten ausgesucht«, meinte er. [146]  
    Foxworth wollte sobald wie möglich 250 Agenten zur Verfügung haben. Am Ende waren es fast 600 Mitarbeiter, doch im ersten Jahr genügten lediglich 25 Bewerber seinen Anforderungen. Beim FBI sprach kaum jemand Fremdsprachen. Keiner wusste, wie sich ein Börsenmakler oder der Abteilungsleiter eines Stahlkonzerns benimmt. Sich als Reporter auszugeben war einfacher: Man hatte einen Notizblock bei sich, stellte Fragen und schrieb etwas auf. Das traute sich jeder FBI-Mann zu. Aber Newsweek konnte schlecht sämtliche Auslandskorrespondenten in der westlichen Hemisphäre durch FBI-Leute ersetzen. Und die Agenten hatten keine Zeit, sich ihre Tarnidentität wie gute Spione wirklich anzueignen.
    Zwei von Hoovers Spitzenberatern in geheimdienstlichen Fragen, Stanley Tracy und W. Richard Glavin, trafen sich in einem Konferenzraum unweit von Hoovers Büro im FBI-Hauptquartier. Erstaunlicherweise war der Dritte im Bunde der Dichter Archibald Mac- Leish. Er gründete unter Roosevelt als Leiter der Kongressbibliothek eine Abteilung für Spezialinformationen (Division of Special Information), um die amerikanischen Geheimdienstoffiziere mit Basisinformationen über fremde Staaten zu versorgen. Die drei Männer betrachteten die an einem Ständer befestigte riesige Karte der zwanzig Staaten Mittel- und Südamerikas.
    Dallas Johnson, Foxworth’ Assistent, schrieb mit, während Tracy »zu jedem dieser Orte die Namen von Agenten [nannte], die er kannte und die sich für den Einsatz eignen könnten«, erinnerte sich Johnson. »Wir holten die Personalakten der Leute heraus, die Spanisch sprachen«, berichtete er weiter. »Wer vielversprechend aussah, den schickten wir zur Musterung zu Foxworth. So wurden die ersten Agenten ausgesucht.« [147]   Johnson schrieb die Namen der Männer »mit Potential« auf das blaue Papier, das Hoover für seine »Do Not File«-Akten verwendete. (Hoover hatte dieses ausgeklügelte System im Namen der Geheimhaltung geschaffen. Die »nicht für die Ablage« bestimmten Akten waren nirgends verzeichnet und konnten vernichtet werden, ohne Spuren zu hinterlassen; die Aufzeichnungen zu den sensibelsten Operationen – Spionage, Verwanzen, Einbruch, Telefonüberwachung und politische Nachforschungen – konnten für den Fall, dass Anfragen von außen durch Gerichte oder den Kongress kamen, geschützt werden. Das System überlebte bis zu Hoovers Tod.)
    »Zunächst«, heißt es in der FBI-eigenen Geheimgeschichte des SIS, »wurden die für Lateinamerika-Einsätze bestimmten Agenten aus dem Heimateinsatz nach Washington geholt, wo sie eine kurze Ausbildung bekamen.« Eine sehr kurze Ausbildung. Über das Land, in dem sie eingesetzt werden sollten, wurden sie durch magere Dossiers mit überholten Berichten von Marine- und Heeresattachés, ein paar Zeitungsausschnitten und einem Reiseführer informiert. Über ihre genauen Einsatzziele erhielten sie so gut wie keine Auskunft. »In der Regel war es nicht möglich, die Agenten über subversive Aktivitäten und die damit zusammenhängenden Verhältnisse zu unterrichten, weil solche Informationen in den Vereinigten Staaten nicht verfügbar waren.«
    »Das Ausmaß der Infiltration und der Aktivitäten von Nazis in ganz Lateinamerika gibt den Vereinigten Staaten Anlass zu großer Sorge«, heißt es in der Geheimgeschichte weiter. Doch »als das Bureau das Programm startete, musste es feststellen, dass genaue Fakten und Einzelheiten über das wahre Ausmaß und die Art und Weise

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