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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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der subversiven – realen oder potentiellen – Umtriebe in Lateinamerika fehlten«.
    Am 29. Dezember 1940 unterstrich Roosevelt in einem Kamingespräch die Dringlichkeit, Nord- und Südamerika zu schützen. »Manche sagen, die Achsenmächte hätten nicht das geringste Interesse daran, die westliche Hemisphäre anzugreifen«, erklärte der Präsident dem amerikanischen Volk. »Doch genau das ist eben jenes Wunschdenken, das die Widerstandskraft so vieler eroberter Völker gebrochen hat. Es ist schlichtweg eine Tatsache, dass die Nazis immer wieder verkündet haben, alle anderen Rassen seien ihnen unterlegen und hätten deshalb ihren Befehlen zu gehorchen. Am wichtigsten aber ist, dass die gewaltigen Rohstoffressourcen und der Wohlstand dieser amerikanischen Hemisphäre die verlockendste Beute auf der ganzen Erdkugel darstellt.«
    Falls die Vereinigten Staaten in den Krieg eintraten, würde man sich zuerst auf Deutschland konzentrieren, mit Seeblockaden, Luftangriffen und verdeckten Operationen im besetzten Frankreich. Dieser Plan verlangte eine enge Zusammenarbeit zwischen dem amerikanischen und dem britischen Nachrichtendienst.
    Trotz seines instinktiven Misstrauens gegen die Briten schickte Hoover den stellvertretenden FBI-Direktor Hugh Clegg nach London, wo man seit dem 16. Jahrhundert Erfahrung in Täuschung, Diplomatie und Spionage gesammelt hatte, um sich das nötige Handwerkszeug anzueignen. Beim britischen Nachrichtendienst lernte er, wie man Spione aufspürt und erkennt, Fabriken und Häfen schützt, Listen verdächtiger Bürger und Ausländer erstellt und verwaltet, versteckte Kameras für Überwachungsfotos installiert, Undercover-Agenten in Botschaften und Konsulaten unterbringt und unauffällig Briefe öffnet. Hoover schickte zwei Berichte ans Weiße Haus, in denen er die britischen Sabotagepläne gegen die Achsenmächte darlegte und die langfristigen Ziele der Briten umriss. Sie wollten »bei Kriegsende imstande sein, die Welt und insbesondere Europa wirtschaftlich zu gestalten, mit dem Ziel, erneut leistungsfähig zu werden, Gewinne zu erwirtschaften und den Kommunismus einzudämmen«. [148]  
    Während Clegg in London Spionagetricks lernte, begab sich Foxworth mit einer Delegation unter Führung Nelson Rockefellers auf eine zweimonatige Reise durch den amerikanischen Kontinent. Mit einem gefälschten Pass besuchte er vierzehn Staaten Lateinamerikas, in denen der SIS versuchte, den Feind auszuspähen. Im Februar 1941 erstattete er Hoover Bericht. Seine Einschätzung fiel verheerend aus. Die Agenten brachten nicht viel zustande. Sie wussten weder, wo sie waren, noch was sie tun sollten. Das FBI wusste, dass es Nazis zu jagen gab. Aber wo und wie sie gejagt werden sollten, wusste es nicht.
    »Die von den Agenten gelieferten nachrichtendienstlichen Informationen waren in der ersten Zeit recht spärlich und relativ wertlos«, heißt es in der Geheimgeschichte des SIS. »Die Agenten waren natürlich kaum vertraut mit den Ländern, in denen sie zu operieren versuchten, und in der Regel hatten sie nur unzureichende Kenntnisse der Landessprache. Um sich vor Ort ausreichend zu orientieren und nützliche Informanten und Informationsquellen aufzubauen, brauchten sie naturgemäß viel Zeit. Der Agent jedoch, der in der Regel allein in dem ihm zugewiesenen Land war, verfügte kaum über einen vernünftigen Vorwand für verdeckte Operationen […] Das Bureau hat aus bitterer Erfahrung gelernt, dass buchstäblich jede Information, die an einen Diplomaten im Außenministerium, beim Heer oder der Marine weitergegeben wurde, […] unweigerlich zur Preisgabe der Information wie auch ihrer Quelle führte.«
    Hoover ahnte, dass sich hier ein Fehlschlag anbahnte. Am 15. März 1941 versuchte er, den Special Intelligence Service wieder loszuwerden.
    Er schlug Justizminister Jackson vor, den SIS dem Nachrichtendienst von Heer oder Marine anzugliedern, fand aber niemanden, der die Überwachung des amerikanischen Kontinents übernehmen wollte. Heer und Marine hatten alle Hände voll zu tun, die Absichten und Möglichkeiten der Deutschen in Europa und im Atlantik sowie der Japaner in Asien und im Pazifik zu durchschauen. Drei Wochen später wiederholte Hoover seine Empfehlung: »Was die Ausweitung seiner Berichterstattung über Lateinamerika betrifft, tritt das Bureau auf der Stelle.« [149]  
    Die Ausbreitung des Sowjetkommunismus in den Vereinigten Staaten blieb Hoovers größte Sorge. Auf der immer länger werdenden

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