Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
Vom Netzwerk:
Berle in seinem Tagebuch festhielt, »dass es an der Zeit ist, über den Aufbau eines Geheimdienstes nachzudenken – den vermutlich jedes große Außenministerium der Welt besitzt, woran wir aber nie gerührt haben«. [144]   Acht Tage später segneten sie einen hastig von ihren Mitarbeitern entworfenen Plan ab. Es handelte sich um ein in der Geschichte der Vereinigten Staaten unerhörtes Vorhaben.
    Das FBI würde unter absoluter Geheimhaltung eine Spionagebehörde führen. Nicht einmal ihre Existenz sollte bekannt werden. Für Außenstehende sähe sie wie ein Konzern mit Sitz in New York und Niederlassungen in der ganzen Welt aus. Ihre internationalen Vertreter sollten, geleitet von Geheimaufträgen aus dem Hauptquartier, verdeckt Informationen sammeln, ohne zu wissen, wer ihr Material zu Hause in den Vereinigten Staaten lesen würde. Die Behörde sollte Special Intelligence Service heißen.
    Wieder gab der Präsident nichts Schriftliches aus der Hand. Er erklärte Berle am 24. Juni 1940, das FBI sei von nun an für den Auslandsnachrichtendienst in der westlichen Hemisphäre von der texanischen Grenze bis hinunter nach Tierra del Fuego verantwortlich. Das Heer und die Marine sollten den Rest der Welt unter sich aufteilen.
    »Der Präsident sagte, er wolle das Feld aufteilen«, berichtete Berle. Ein verhängnisvoller Satz. Der Jongleur hatte den Ball fallen lassen.

12
    »Die Vereinigten Staaten von Amerika strangulieren«
    Für die Gründung des Special Intelligence Service (SIS) am 1. Juli 1940 nutzte Hoover Geld von einem Geheimkonto des Präsidenten. Der Kongress war nicht eingeweiht. Es fehlte jede gesetzliche Legitimation. Und abgesehen von der Geheimgeschichte des FBI, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstand und über 60 Jahre lang Verschlusssache war, wurde kaum etwas darüber geschrieben. [145]  
    Auf dem Papier war es ein beeindruckendes Konzept, das jedoch an der harten Wirklichkeit vorbeizielte. Das war kein Krieg nach dem Geschmack des FBI.
    Die Führung des SIS übertrug Hoover Percy Foxworth, einem eloquenten und smarten dreiunddreißigjährigen Special Agent, der das New Yorker Büro leitete. Alle nannten ihn Sam. Geboren und aufgewachsen in Mississippi, erinnerte Foxworth an einen reinrassigen Bullterrier, und seine Ähnlichkeit mit dem jungen J. Edgar Hoover war bemerkenswert.
    Der neue SIS-Leiter besaß Kommunikationstalent, er plauderte ebenso entspannt mit einer Gräfin wie mit dem Chef der kubanischen Geheimpolizei. Er kultivierte seine Kontakte zu Manhattans oberen Zehntausend, zu seinen engsten Kontakten zählten Vincent Astor und Nelson Rockefeller, Chase-Bank-Erbe und frisch ernannter Staatssekretär im Außenministerium für Lateinamerika, zuständig für das Ressort kulturelle und kommerzielle Beziehungen. Für den SIS war Rockefeller der perfekte Frontmann: ein unvorstellbar reicher Mann mit weitgespannten Geschäftsinteressen, zahllosen Kontakten und untadeligen diplomatischen Referenzen in der gesamten westlichen Hemisphäre. Nach Roosevelts Vorstellungen sollte Rockefeller seinen Namen und seinen Besitz nutzen, zu dem auch Erdöl- und Industriebeteiligungen in aller Welt gehörten, um dem wirtschaftlichen und politischen Einfluss Deutschlands und Japans entgegenzuarbeiten.
    Foxworth sollte im Auftrag Hoovers herausfinden, wie man die Achsenmächte ausspähen konnte. Rund eine Million Deutsche und Japaner lebten in Brasilien, Argentinien, Chile und Peru. Sie betrieben Bergwerke, die Gold und Silber, aber auch kriegswichtige Stoffe wie Platin förderten oder Industriediamanten produzierten. Bei den Führern Argentiniens und Chiles, die sich gern in Militärstiefeln präsentierten und im Stechschritt marschierten, fanden die Deutschen ein offenes Ohr. Und die Schiffsrouten der Japaner führten von Mexiko bis in die Antarktis.
    Im August 1940 richtete sich der SIS als Importers and Exporters Service Company in Raum 4332 an der Rockefeller Plaza 30 in New York ein; Rockefeller assistierte als Immobilienmakler. Es hatte den Anschein, als böte die Firma ihren Kunden Unterstützung beim Aufbau internationaler Handelsbeziehungen. In Wirklichkeit war sie die Clearingstelle, wo FBI-Agenten aus dem ganzen Land ihre Aufträge für geheime Missionen in Übersee zugeteilt bekamen. Mit dem Segen von Newsweek -Chef Vincent Astor durften sie, als Reporter seines Magazins getarnt, losziehen. Oder sie gaben sich als Börsenmakler für Merrill Lynch oder als Führungskräfte der United Fruit

Weitere Kostenlose Bücher