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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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auch Julius Rosenberg gearbeitet hatte. Rosenberg war im Signals Corps Elektroingenieur gewesen, als das FBI erfuhr, dass er insgeheim Kommunist war. Sieben Ingenieure, die bei der Fernmeldeaufklärung in der Abteilung Radar und Funk arbeiteten, waren mutmaßliche Mitglieder des Atomspionagerings. Am Tag, als Rosenberg hingerichtet wurde, waren vier von ihnen immer noch auf freiem Fuß.
    Dem Senator lag die dreiseitige Zusammenfassung eines Briefes vor, den Hoover 1951 an General Alexander R. Bolling geschrieben hatte, den Chef des Heeresnachrichtendienstes. Darin wurden die Namen von 35 Mitarbeitern in Fort Monmouth als mutmaßliche Umstürzler genannt. Ein Radarspezialist und ein Elektroingenieur wurden bald darauf nur deshalb entlassen, weil sie Julius Rosenberg gekannt hatten, 33 weitere wurden bis zur Sicherheitsüberprüfung suspendiert; doch es wurden keine Spione unter ihnen gefunden.
    McCarthys Wut kannte keine Grenzen mehr. Für die Armee-McCarthy-Anhörungen, das erste große Live-Event der Fernsehgeschichte, war die Bühne bereitet. Am 4. Mai 1954 erreichte die Sendung mit den live übertragenen Anhörungen einen dramatischen Höhepunkt.
    McCarthy zog die Abschrift von Hoovers Brief über die 35 als subversiv verdächtigten Mitarbeiter von Fort Monmouth heraus und schob sie dem adretten Staatssekretär für das Heer zu. Hoover war von McCarthys öffentlicher Präsentation des Briefes peinlich berührt. Nicht viele wussten, dass der Senator Zugang zu Hoovers Geheimakten hatte.
    Hoover und Präsident Eisenhower kamen nun zu dem Schluss, dass McCarthy mit seinem Angriff auf Heer und CIA der Sache des Antikommunismus schade. Auf ihr Geheiß entschied Justizminister Brownell, McCarthy habe mit diesem Brief unbefugt als geheim eingestufte Informationen genutzt und damit gegen das Bundesgesetz verstoßen. McCarthys Antwort war die Aufforderung an zwei Millionen amerikanische Staatsbeamte, ihm alle Informationen zu schicken, die sie über Korruption, Kommunismus und Landesverrat hatten. Wütend erließ Eisenhower ein Dekret, nach dem kein Regierungsmitarbeiter zu irgendeinem Zeitpunkt einer Vorladung zur Aussage vor dem Kongress zu irgendeinem Thema Folge leisten dürfe. Dies war die weitreichendste Inanspruchnahme des Exekutivprivilegs in der gesamten amerikanischen Präsidentschaftsgeschichte.
    Der Druck auf McCarthy wuchs. Er trank morgens Bourbon und abends Wodka und schlief nur ein paar Stunden, bevor er im landesweiten Fernsehen gegen die heimlichen Kommunisten im amerikanischen Regierungsapparat wetterte. Was sich im Fernsehen abspielte, war starker Tobak, das Schattenspiel hinter den Kulissen nicht weniger.
    Am 2. Juni 1954, bei einer Armee-McCarthy-Anhörung im Fernsehen, erneuerte Senator McCarthy öffentlich seinen Schwur, gegen die CIA zu Felde zu ziehen.
    Der Präsident schlug zurück. Am 8. Juni sagte Eisenhower zu seinen Beratern im Weißen Haus, darunter seinem Pressechef Jim Hagerty: »Jungs, eins weiß ich genau. Mit jeder Drohung von McCarthy, unseren Geheimdienst zu überprüfen, wächst die öffentliche Unterstützung für uns. Wenn ich ihn irgendwie dazu bringen kann, dass er seine Drohung wiederholt, werde ich das mit Freude tun, und dann soll er sein Fett abkriegen.« [276]  
    Hoover wies seine Männer an, die Zusammenarbeit mit dem Senator einzustellen. Ohne die FBI-Akten war McCarthy aufgeschmissen. Die CIA versuchte gezielt, ihn zu verwirren. Einer von McCarthys Mitarbeitern hatte versucht, einen CIA-Offizier zu erpressen. Entweder, so seine Drohung, liefere der Offizier McCarthy geheime CIA-Dokumente, oder McCarthy werde ihn öffentlich vernichten. Allen Dulles und sein Spionageabwehr-Experte Jim Angleton wiesen den CIA-Mitarbeiter an, McCarthy gezielt mit Falschinformationen zum Kommunismus unter den US-Streitkräften zu füttern – in der Hoffnung, ihn in die Irre zu führen, wenn sein Angriff gegen die Armee seinen Höhepunkt erreichte.
    Am 9. Juni 1954 stürzte McCarthy. Jener Tag war geprägt von seiner erfolglosen Suche nach Spionen in Fort Monmouth. McCarthys Rechtsberater Roy Cohn stellte in der Anhörung Joe Welch zur Rede, den Anwalt der Armee. Welch machte Hackfleisch aus ihm. Cohn wirkte wie eine Kröte in den Fängen eines Adlers. McCarthy, ausgebrannt und verkatert, versuchte Cohn beizustehen. Er hatte mit Welch einen Deal ausgehandelt: Wenn die Armee nicht fragte, wie Cohn dem Militärdienst im Zweiten Weltkrieg und im Korea-Krieg ausgewichen war – worauf dieser

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