FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
diesem Programm seine ersten Erfahrungen sammelte und später zur Nummer drei im FBI aufstieg. Die international angelegte Operation beinhaltete Einbruchsversuche in die Botschaften und Konsulate der Sowjetunion und anderer Ostblockstaaten in New York, Washington, San Francisco und weiteren Städten. Ein Ziel war es, die Nationale Sicherheitsbehörde dabei zu unterstützen, die Geheimcodes und Chiffrierungsverfahren von Amerikas Feinden zu stehlen. [293]
Hoovers Männer führten im ganzen Land Einbruchdiebstähle durch, nicht nur in den kommunistischen Hochburgen an der Ost- und Westküste. 1955 erhielt John F. McCormack, ein junger Agent im FBI-Büro von Cleveland, seinen ersten derartigen Auftrag. Zielobjekt war die Wohnung eines mutmaßlichen Kommunisten – eines Stahlarbeiters, der an der Universität New York promoviert hatte. »Wir brachen in seine Wohnung ein, knackten das Schloss […] und fotografierten alles«, erinnerte sich McCormack. »Später konnten wir ermitteln, dass er Verbindungen ins Ausland hatte. Seine Aufgabe bestand hauptsächlich darin, im Fall eines nationalen Notstands im Stahlwerk etwas anzuzetteln, so unsere Vermutung.« [294] McCormack wusste sehr wohl, dass »man gefeuert oder zumindest festgenommen werden würde«, falls ein Einbruch schiefging. Bei einem Einbruchdiebstahl »durfte man keinen Ausweis oder sonst eine Legitimation mit sich führen«, sagte er. »Wir wussten, wenn etwas passierte, waren wir unter Umständen ganz auf uns allein gestellt. Ich glaube, alle daran beteiligten Agenten taten es wegen des Erfolgserlebnisses. Sie gingen das Risiko ein. Es war mit dem Risiko vergleichbar, bei der Festnahme eines Flüchtigen erschossen zu werden. Wir taten es alle, es war schließlich das FBI.«
In Cleveland, der achtgrößten amerikanischen Stadt in den 1950er Jahren, spürte das FBI sechs kommunistische Funktionäre auf, die festgenommen und nach dem Smith Act unter Anklage gestellt wurden. Nach diesem Gesetz war die Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei praktisch verboten. Alle Angeklagten wurden schuldig gesprochen
Aber jedes dieser Urteile wurde gekippt. Die Gerichte begannen an der rechtlichen Grundlage für die FBI-Ermittlungen zur nationalen Sicherheit zu zweifeln.
In mehreren Entscheidungen zwischen 1955 und 1956 erklärte der Oberste Gerichtshof dutzende nach dem Smith Act gefällte Urteile für unwirksam, lehnte den vom FBI praktizierten Einsatz bezahlter Informanten als Zeugen gegen die Kommunistische Partei ab und bestätigte das Recht der Verteidigung auf Einsicht in Beweismaterial, das im Zuge der FBI-Überwachung gesammelt worden war. Jede dieser Entscheidungen bedeutete einen Rückschlag für Hoover.
Der Oberste Gerichtshof wies Anklageerhebungen ab, die auf Hörensagen und Meineiden professioneller, vom FBI aus den Reihen ehemaliger Kommunisten rekrutierter Zeugen basierten. Der schlimmste dieser Zeugen war Harvey Matusow, ein Schulabbrecher und Armeeveteran, der 1947 in die Kommunistische Partei eingetreten war. Er bot dem FBI 1950 seine Dienste als Informant an und sagte vor Gericht und vor dem Kongress aus, dass die Kommunisten jeden Winkel der amerikanischen Gesellschaft unterwandert hätten, vom Außenministerium bis zu den Pfadfindern. Matusow hatte seine Aussage 1955 in dem Buch False Witness zurückgenommen und nach seiner Verurteilung wegen Meineids 1956 eine Haftstrafe von drei Jahren und acht Monaten in einem Bundesgefängnis angetreten.
Der Oberste Gerichtshof wurde auch auf den fortgesetzten Einsatz von Telefonüberwachung und Wanzen aufmerksam. Mit fünf zu vier Stimmen bestätigten die Richter das Urteil eines einzelstaatlichen Gerichts. Dieses hatte sich bei seinem Urteil auf Beweise gestützt, die durch unbefugtes Eindringen in eine Wohnung und das Installieren von Wanzen erlangt worden waren. Aber fünf Richter zeigten sich auch empört darüber, dass die Wanze in einem Schlafzimmer installiert worden war. Diese knappe richterliche Entscheidung löste bei Justizminister Brownell Besorgnis aus. In einer privaten Unterredung warnte er Hoover, es sich künftig besser zu überlegen, wo er seine Wanzen platzierte.
Eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs machte Hoover besonders wütend. Danach konnten sich Mitglieder der Kommunistischen Partei bei der Weigerung, ihre Genossen zu verraten, auf den Fünften Verfassungszusatz berufen. Richter Felix Frankfurter formulierte die Mehrheitsmeinung des Gerichts.
Schlussendlich
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