FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
Hommage. »Sie haben sich mit dem FBI selbst ein Denkmal gesetzt, denn das FBI ist J. Edgar Hoover, und ich glaube, wir können sicher sein, dass das immer so bleiben wird.« [271]
Im Frühjahr 1953, kurz bevor Julius und Ethel Rosenberg hingerichtet wurden, schien die amerikanische Politik reif für Senator McCarthys gnadenlose Version des Antikommunismus. Der Richter, der das Todesurteil gegen die Atomspione gefällt hatte, sagte, ihre Verbrechen seien »schlimmer als Mord«. Diese Rhetorik traf den Nerv der Zeit. Julius Rosenberg habe Stalin die Atombombe in die Hand gegeben, so der Richter, was »meiner Ansicht nach die kommunistische Aggression in Korea bewirkt hat. Das Ergebnis waren 50000 Tote. Und wer weiß wie viele Millionen Unschuldige mehr den Preis Ihres Verrats werden zahlen müssen.« Am 19. Juni 1953 wurden Julius und Ethel Rosenberg auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet. Selbst Hoover bezweifelte, dass es politisch klug war, gegen Ethel Rosenberg das Todesurteil zu vollstrecken. Doch das FBI hatte den Weg dafür bereitet.
»Opfer extrem gehässiger Kritik«
Senator McCarthys Attacken waren Rundumschläge, gelegentlich aber, wenn er FBI-Berichte zugrunde legte, landete er einen Treffer. So traf er beispielsweise ins Schwarze, als er zu enthüllen drohte, dass ein hochdotierter Mitarbeiter der CIA wegen homosexueller Praktiken verhaftet worden war; oder als er versuchte, einem Beamten des Internationalen Währungsfonds, den das FBI als sowjetischen Agenten im Verdacht hatte, eine Aussage abzuringen.
Hoover konnte sich in McCarthy einfühlen. Einem Zeitungsreporter sagte er: »McCarthy war ein Marine. Er war Amateurboxer. Er ist Ire. All das zusammengenommen, ergibt eine starke Persönlichkeit, die sich nicht herumschubsen lässt […] Ich kannte Senator McCarthy nicht, bevor er in den Senat kam. Inzwischen habe ich ihn näher kennengelernt, beruflich wie privat. Ich betrachte ihn als einen Freund, und ich glaube, dasselbe gilt auch umgekehrt. Gewiss, er ist umstritten. Er ist ernsthaft und integer. Er hat Feinde. Wenn man Subversive angreift, egal welcher Couleur, seien es Kommunisten, Faschisten oder sogar der Ku-Klux-Klan, wird man zum Opfer extrem gehässiger Kritik. Das weiß niemand besser als ich.« [272]
Aber als McCarthy anfing, die tragenden Säulen der nationalen Sicherheit einzureißen, war Hoover bemüht, den Schaden für die Sache des Antikommunismus und der amerikanischen Regierung zu begrenzen.
Im Sommer 1953 plante der Senator eine Untersuchung gegen die CIA. In den Exekutivsitzungen seines Untersuchungsausschusses erhob McCarthy Vorwürfe gegen CIA-Mitarbeiter, denen er die Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei oder Aktivitäten zur kommunistischen Unterwanderung zur Last legte. CIA-Direktor Allen Dulles war erschüttert: McCarthy hatte ihn gewarnt, die CIA sei »weder sakrosankt noch gegen Untersuchungen gefeit«, wie Dulles an seinen Bruder, den Außenminister, schrieb. [273]
Von seinen Agenten erfuhr Hoover, dass »Senator McCarthy die CIA als ein sehr ›pikantes‹ Ziel« betrachtete. [274] Lou Nichols, der Kontaktmann des FBI zum Kongress, berichtete, der Senator und sein Stab hätten »einunddreißig potentiell freundliche Zeugen« geladen, die bereit waren, gegen neunundfünfzig CIA-Offiziere und -Mitarbeiter auszusagen. [275]
Zu den von McCarthy ins Visier Genommenen zählte James Kronthal, der homosexuelle Leiter eines CIA-Stützpunkts, der im Verdacht stand, von den Sowjets sexuell erpresst worden zu sein, und während der Ermittlungen Selbstmord beging; ein zweiter CIA-Offizier, der eine »intime Beziehung« mit Owen Lattimore hatte, einem Beamten im Außenministerium, der von McCarthy fälschlicherweise als sowjetischer Top-Spion in den Vereinigten Staaten verdächtigt wurde; sowie weitere CIA-Mitarbeiter, denen »Alkoholismus, Perversion, außereheliche sexuelle Beziehungen, Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz und Missbrauch von CIA-Geldern« vorgeworfen wurde.
Viele von McCarthys Vorwürfen stammten aus unbelegten FBI-Berichten, darunter auch Gerüchten aus dritter Hand. In Sorge, dass FBI-Akten an die Öffentlichkeit gelangten, ließ Hoover dem Senator ausrichten, er solle sich mäßigen. Doch McCarthy holte bereits zum nächsten Schlag aus.
Am 12. Oktober 1953 begann McCarthy mit einwöchigen nichtöffentlichen Anhörungen zur sowjetischen Spionage bei der Fernmeldeaufklärung des Heeres in Fort Monmouth, New Jersey, wo
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