FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
Alliierten in der Normandie geleitet, die größte Geheimoperation des Zweiten Weltkriegs. Nixon hatte seit seinen ersten Tagen in Washington Einblick in ungeschönte FBI-Berichte erhalten. Und Brownell wusste über Geheimdienstaktivitäten besser Bescheid als alle seine Vorgänger, denn er war 1952 als Ausschussvorsitzender an der Schaffung der Nationalen Sicherheitsbehörde beteiligt gewesen, jenes Ungetüms von einem militärischen Nachrichtendienst, das sich mit dem Abhören elektronischer Kommunikation sowie mit dem Erstellen und Knacken von Geheimcodes befasste.
Auf Hoovers Bitte hatte Brownell die Vorsitzenden der Kongressausschüsse immer wieder um neue Gesetze gebeten, die das Anzapfen von Telefonen ohne richterliche Anordnung erlaubten. Sie lehnten es ein ums andere Mal ab. Hoover hatte die gesetzliche Genehmigung von Mikrophonüberwachungen gefordert – von Wanzen oder »technischen Hilfsmitteln«, wie es im FBI-Jargon hieß –, aber der Kongress wies sein Ersuchen zurück. Der Direktor musste sich auf jene Befugnisse beschränken, die ihm Präsident Roosevelt explizit und Präsident Eisenhower stillschweigend gewährt hatten. Dem Justizminister reichte das. Die näheren Einzelheiten interessierten ihn nicht. [289]
Hoovers Geheimdienstoperationen bewegten sich am Rand der Legalität und gingen manchmal darüber hinaus. Jede einzelne dieser Aktionen war ein potentielles Desaster, falls etwas schiefging. In Hoovers Augen rechtfertigte das Ergebnis die Risiken. Den Kalten Krieg konnte man nicht durch bloßes Beschatten des Feindes gewinnen.
»Wir taten es alle, es war schließlich das FBI «
Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte sich der Etat des FBI verdoppelt. Die nachrichtendienstliche Abteilung war jetzt die mächtigste innerhalb des Bureau, sie beanspruchte die meisten Mittel, das meiste Personal und die meiste Aufmerksamkeit seitens des Direktors. In der Eisenhower-Ära führte die Intelligence Division unzählige Einbrüche und Verwanzungen durch. Die routinemäßige Vernichtung von FBI-Akten gewährleistete, dass es keine genauen Aufzeichnungen darüber gab.
»Observation allein genügte nicht«, erklärte FBI-Mitarbeiter Jack Danahy, ein alter Hase, der schon seit der Zeit der Atomspionageringe mit von der Partie war. »Wir mussten unsere Taktik ändern […] Wir mussten uns aktive Informanten heranziehen, Telefonleitungen anzapfen und Abhörmikrophone installieren, insgesamt ausgefeiltere Methoden anwenden.« [290]
James R. Healy, der in San Francisco und Nordkalifornien tätig war, erinnerte sich: »Wir hatten ein Team, so eine Art Dreckiges Dutzend, eine Gruppe sehr talentierter Agenten, die im großen Stil die Kommunistische Partei im Untergrund infiltrierten.« Seine Truppe war den »Comfugs dicht auf den Fersen«, [291] kommunistischen Flüchtlingen, die untergetaucht waren, weil ihnen nach Bundes- und einzelstaatlichem Recht eine Anklage wegen Subversion drohte. Healy und seine Männer missachteten neben vielen anderen Vorschriften auch den FBI-Dresscode, als sie sich tief in den Untergrund begaben.
»Unsere Kleidung passte ins Bild«, sagte er. »Wir trugen alte Klamotten. Manche ließen sich die Haare ein bisschen wachsen. Rasierten sich nicht mehr. Wir glichen uns dem jeweiligen Milieu an, in dem wir diese Leute verfolgten […] Wir wussten, was sie taten, noch bevor manche von ihnen es selber wussten. Unsere Informanten und die entsprechenden Methoden lieferten uns eine Innenansicht des gesamten Untergrundapparats der Kommunistischen Partei.«
Zu den »entsprechenden Methoden« zählten Einbrüche, um Unterlagen zu entwenden und versteckte Mikrophone zu installieren. Im New Yorker FBI-Büro »ergriffen wir damals alle notwendigen Maßnahmen. Dazu gehörten Einbruchdiebstähle, unbefugtes Eindringen, Abfangen von Post im großen Stil«, so Graham J. Desvernine, der 1956 bei der Spezialeinheit Underground Squad anfing. »Wir drangen regelmäßig in die Zentrale der Kommunistischen Partei und ihren Haupttresor ein«, erzählte Desvernine. »Geht rein und sackt alles ein. Wir hatten Schlüssel und so. Ich habe die Schlösser geknackt. Wissen Sie, das Ganze hat irgendwie Spaß gemacht.« [292]
Nur ein FBI-Projekt war noch heikler als die Underground Squad: ein spezielles, 1954 geschaffenes Spionageteam, das ein »Programm zur Gewinnung nachrichtendienstlicher Erkenntnisse, das sogenannte Programm C«, aufbaute, so Edward S. Miller, der in San Francisco bei
Weitere Kostenlose Bücher