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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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erstellten Berichte über hunderte NAACP-Mitglieder, darunter auch den Anwalt der Bürgerrechtsgruppe, den späteren Richter am Obersten Gerichtshof Thurgood Marshall. [299]  
    Ab dem 2. Oktober 1956 intensivierte Hoover die langjährige Observation schwarzer Bürgerrechtsaktivisten. Er schickte ein COINTELPRO-Memorandum an die Außenstellen, in dem er davor warnte, dass die Kommunistische Partei versuche, die Bürgerrechtsbewegung zu unterwandern.
    »Die Situation der Neger« sei für die Kommunisten »ein Problem von höchster Priorität«, schrieb der Direktor. [300]  
    Hoover erklärte Präsident Eisenhower, die Kommunisten verstärkten ihre Bemühungen in Alabama, Georgia und Mississippi; sie wollten die Bürgerrechte bei jeder politischen Debatte in Amerika mit ins Spiel bringen; sie forderten die Intervention des Bundes, um einzelstaatlichen Gesetzen zur Geltung zu verhelfen; sie strebten ein Amtsenthebungsverfahren gegen Senator James Eastland aus Mississippi an, den demokratischen Vorsitzenden des Rechtsausschusses, einen Plantagenbesitzer und glühenden Verfechter der Rassentrennung.
    Hoover fing an, die neuen führenden Köpfe der Bürgerrechtsbewegung streng zu observieren. 1957 war COINTELPRO für den langen Kampf zwischen schwarzen Amerikanern und ihrer Regierung gerüstet.
    Drei Jahre zuvor hatte der Oberste Gerichtshof in dem Fall Brown v. Board of Education die Rassentrennung an öffentlichen Schulen aufgehoben und damit die Fassade des angelsächsischen American way of life angekratzt. Hoover warnte Eisenhower, Kommunisten im In- und Ausland würden das Brown -Urteil als Sieg für sich verbuchen und »sich die Aufhebung der Rassentrennung in jeder Weise zunutze machen«. [301]  
    Das Urteil goss Öl in die schwelende Glut des Ku-Klux-Klan. Nur Tage nach der Entscheidung begann der Klan wieder Feuer zu legen.
    »Bis zur Brown -Verhandlung war der Ku-Klux-Klan tot«, sagte FBI-Mitarbeiter John F. McCormack, der nach der Kommunistenjagd in Cleveland 1957 mehrere Aufträge im Süden erledigte. »Die Leute hier unten lebten in ihrer abgeschlossenen kleinen Welt. Es gab keine Probleme. Die Schwarzen hatten ihren eigenen Bereich, die Schwarzen hatten ihre eigenen Schulen.« Jetzt mussten die Weißen im Süden die Schwarzen integrieren, so wollte es der Oberste Gerichtshof. In McCormacks Augen befürchteten die Weißen aus der Arbeiterklasse, dass »Schwarze jetzt in ihr Terrain eindrangen. Schwarze würden in dieselbe Schule gehen wie ihre Kinder, Schwarze würden ihre Töchter heiraten, Schwarze würden ihnen die Jobs wegnehmen. Das war ihre Triebfeder […] Und der Klan wuchs.« [302]  
    Der Ku-Klux-Klan begann, Dynamitanschläge auf schwarze Kirchen zu verüben, Synagogen niederzubrennen, Menschen mit dem Jagdgewehr von hinten zu erschießen sowie einzelstaatliche und lokale Polizeibehörden zu unterwandern. Er wurde zur gewalttätigsten amerikanische Terrorgruppe des 20. Jahrhunderts. Während der Klan wiedererstarkte, schworen die obersten Sheriffs des alten Südens, sich der neuen Rechtsprechung zu widersetzen. Senator James Eastland aus Mississippi sprach ihnen aus der Seele, als er erklärte, der Widerstand gegen die Rassenintegration sei für angelsächsische Amerikaner ein Akt des Gehorsams gegenüber Gott.
    Trotz der Gewalttaten des Ku-Klux-Klan sah Hoover keinen Anlass, gegen die Organisation tätig zu werden. Er wollte nur auf ausdrücklichen Befehl des Präsidenten Ermittlungen gegen den Ku-Klux-Klan einleiten oder ihn unterwandern. »Aus der Zentrale kam die Order, keine hochrangigen Klan-Mitglieder als Informanten heranzuziehen, um nicht den Eindruck zu erwecken, wir würden die Aktivitäten des Klan steuern«, sagte FBI-Mitarbeiter Fletcher D. Thompson aus Georgia. [303]  
    Hoover wurde im Washington des 19. Jahrhunderts geboren, einer südlichen Stadt, in der bis weit ins 20. Jahrhundert hinein die Rassentrennung herrschte. In Hoovers Welt kannten die Schwarzen ihren Platz: Sie waren Hausangestellte, Diener und Schuhputzer. Wie in den Unterlagen zu einer COINTELPRO-Mission zu lesen, fürchtete er den Aufstieg eines schwarzen »Messias«. [304]   Er wachte über ein angelsächsisches Amerika, das es zu bewahren und zu verteidigen galt.
    »Er war über all die Jahre sehr beständig. Wenn er etwas hasste, hasste er es sein Leben lang«, sagte William Sullivan. »Er hasste den Liberalismus, er hasste Schwarze, er hasste Juden – seine Hassliste war ziemlich lang.«

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