Fear
stellte. Ganze Autos wurden von der Strömung fortgeschwemmt, während andere krachend ineinandergeschoben wurden oder sich wie Sperrmüll in den Hauseingängen türmten.
Am oberen Ende der Straße parkte ein halbes Dutzend Feuerwehrfahrzeuge und Polizeiwagen, doch bis auf die Rettung von Personen, die noch in ihren Häusern oder Autos eingeschlossen waren, konnten die Einsatzkräfte nicht viel ausrichten. Sie mussten tatenlos zusehen, wie die Naturkatastrophe ihren Lauf nahm.
»Das wird der Stadt den Rest geben«, murmelte Davy.
Joe widersprach. »Mit den richtigen Leuten am Ruder kann Trelennan wieder auf die Beine kommen.«
Es war schon fast völlig dunkel, als sie ungefähr fünfzig Meter von Leons Anwesen entfernt am Straßenrand parkten, doch in den umliegenden Häusern brannte Licht.
»Hier oben haben sie noch Strom«, sagte Joe, als sie ausstiegen. »Achten Sie auf die Überwachungskameras.«
Davy schwang seinen Kricketschläger. »Ich hab meine eigene Abschaltvorrichtung mitgebracht.«
Das Haupttor war offen. Vor dem Haus parkte eine Limousine – es war die von Derek Cadwell. Ein Mercedes stand unter dem Carport und auch der Citroën Transporter, den Joe am Samstag gefahren hatte, doch es waren viel weniger Fahrzeuge als sonst. Das passte zu dem, was Glenn ihm erzählt hatte: Außer Leon, Fenton und vielleicht noch ein, zwei anderen war wohl niemand im Haus.
Sie beobachteten die Hausfront. In ein paar Zimmern brannte Licht, aber es war keinerlei Bewegung zu sehen. Joe führte sich den Grundriss vor Augen und rechnete aus, wie er am besten zur Kellertreppe gelangte.
»Ich muss zur Hintertür rein«, sagte er. »Möglichst so, dass mich niemand hört.«
Davy nickte. »Dann brauchen Sie also hier vorn eine lautstarke Ablenkung?«
83
Diana zögerte, sich das Ausmaß ihrer Zweifel an Glenn einzugestehen. Doch als sie ihn in die Garage schickte, um Brennholz zu holen, fand sie einen Vorwand, um ihn zu begleiten, und während er das Feuer im Kamin entfachte, ging sie geschäftig im Wohnzimmer hin und her und zündete ein halbes Dutzend Kerzen an. Erst als Ellie dazukam, wagte sie es, das Zimmer zu verlassen.
Als sie mit einem Teller Sandwiches zurückkam, hörte sie die Toilettenspülung, und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Aber es war Ellie, die hinausgegangen war. Glenn kniete vor dem Kamin und stocherte müßig mit einem Schürhaken in den Flammen herum. Von seinem Handy war nichts zu sehen.
»Ah, super!«, sagte er. Er setzte sich dicht neben Diana aufs Sofa und machte sich mit genüsslichem Schmatzen über die Sandwiches her, wobei er immer wieder zu seiner Exfrau hinübersah. Ellie blätterte in einer Illustrierten und ignorierte ihn.
All die Jahre hatte Glenn Dianas Unsicherheit Nahrung gegeben, indem er ihr suggeriert hatte, dass Ellie ihm immer noch nachtrauerte, aber vielleicht stimmte das ja gar nicht. Vielleicht hatte es nie gestimmt. Und die Erkenntnis, dass Ellie ihn nicht wollte, trug dazu bei, Dianas eigene Gefühle zu klären.
Sie wollte ihn auch nicht mehr.
Glenn aß den letzten Bissen seines Sandwiches und rülpste ungeniert, ehe er seinen Blick wieder auf Ellie richtete. »Sag mal, hast du denn nun Zukunftspläne mit Joe?«
»Nicht direkt.«
»Dann war er also doch nicht dein Traumprinz?« Glenn lachte. Diana fand, dass es unnötig verletzend klang.
Ohne von ihrer Zeitschrift aufzublicken, sagte Ellie: »Jeder Idiot kann sehen, was du hier abzuziehen versuchst, Glenn. Ich falle nicht darauf rein und Diana auch nicht.«
Verlegen murmelte Glenn etwas in seinen Bart – es klang wie » Du und dein freches Mundwerk « –, dann zog er sein Handy aus der Tasche und starrte es sehnsüchtig an. Diana merkte, wie ihr Puls sich beschleunigte. Jetzt ist es so weit …
Aber zu ihrer Erleichterung steckte er es wieder weg. Er seufzte und sah auf seine Uhr.
»Nervös?«, fragte Diana, bemüht, keine feindselige Stimmung aufkommen zu lassen.
»Mmmh.«
»Ich mache mir solche Sorgen um Joe. Glaubst du, dass er es schaffen wird?«
»Er muss es schaffen«, sagte Glenn mit unvermuteter Überzeugung. »Er muss es schaffen.«
Leon wollte sich vor Fenton nicht anmerken lassen, dass er sich Sorgen machte. Aber wo zum Teufel steckten Reece, Todd und Bruce? Sie waren die Einzigen, denen er vertraute, wenn es wirklich ernst wurde – bei den illegalen Geschichten. Er brauchte sie hier und jetzt.
Widerstrebend ließ er sich von Fenton noch einmal den Keller zeigen. Von den Sofas war fast
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