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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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reißen.«
    »Ich an Ihrer Stelle würde nichts überstürzen. Vielleicht ändert sich hier sehr bald so einiges.«
    »Freut mich zu hören.« Davy betrachtete ihn argwöhnisch. »Und wie kommt es, dass Sie sich Leon Race zum Feind gemacht haben?«
    »Zum einen habe ich herausgefunden, was mit Alise passiert ist.« Joe gab ihm eine knappe Zusammenfassung der Geschehnisse und schilderte, wie sie ihn auf die gleiche Weise hatten beseitigen wollen. »Tut mir leid, dass ich neulich in einem von Leons Transportern aufgekreuzt bin.«
    »Nein, ich bin es, der sich entschuldigen sollte. Ich habe mich hinterher schon gefragt, ob Sie vielleicht undercover ermitteln. Und ich wusste nicht recht, ob ich das nun besonders mutig oder besonders dumm finden sollte.«
    »Beides.«
    Davy lachte, doch sein Blick war ernst. »Und wie geht es nun weiter?«
    »Ich will mir Leon schnappen. Und ich brauche Ihre Hilfe.«
    Die Ironie ihrer Lage war für Jenny nahezu unerträglich. Sie war fast verdurstet, und jetzt drohte ihr der Tod durch Ertrinken.
    Das Wasser stieg stetig an, sowohl in ihrer Zelle als auch in dem Tunnel jenseits der Wand. Sie hatte genug von dem durchweichten Gipskarton herausreißen können, um zu erkennen, dass eine Flucht unmöglich war. Das Ständerwerk bestand aus dicken Holzbrettern – Kanthölzern, wie ihr Vater dazu gesagt hätte. Die horizontalen Bretter waren mit jeweils acht bis zehn Zentimeter Zwischenraum montiert wie die Gitterstäbe eines Käfigs. Sie konnte kaum die Hand hindurchstecken.
    Soweit sie erkennen konnte, befand die Zelle sich in einer natürlichen Nische in einem niedrigen, engen Tunnel. Von rechts kam ein sehr schwaches Licht, gerade so viel, dass sie die dunklen Fluten erkennen konnte, die aus der anderen Richtung rauschend und gurgelnd durch den Tunnel strömten. Das Geräusch der Wassermassen, die gegen die Felswand klatschten, war entsetzlich laut.
    Sie war so schwach, dass sie kaum aufrecht stehen konnte. Das Wasser reichte ihr bis zu den Knien und stieg unmerklich an, wenn sie es anstarrte, aber alarmierend schnell, wenn sie die Augen schloss und so tat, als ob es nicht passierte.
    Und es war kalt. Sie konnte ihre Füße nicht mehr spüren. Ihre Waden schmerzten und pochten. Sie schlang sich die Arme um den Leib und zitterte und betete, zitterte und betete.
    Die Gebete ergaben keinen Sinn, aber das störte Gott wohl nicht, oder? In einer Situation wie dieser würde er doch sicher ein Auge zudrücken.
    Sie hatte getan, was sie konnte, um zu entkommen. Aber es hatte nicht gereicht.
    Patrick Davy bestätigte, was Ellie über den Zustand der High Street gesagt hatte, meinte aber, dass sie es mit seinem Landrover wahrscheinlich den Berg hinauf schaffen würden. Er zog eine Barbour-Wachsjacke an und setzte einen ledernen Schlapphut auf.
    »Ein praktisches Zugeständnis an meine Herkunft«, erklärte er, als er Joes vielsagenden Blick bemerkte. »Aber auf die Korken habe ich verzichtet, wie Sie sehen.«
    Bevor er abschloss, trat er noch rasch hinter den Tresen und schnappte sich seinen Kricketschläger. Joe grinste, sagte aber nichts.
    Sie brauchten fast fünfzehn Minuten, um sich über Seitenstraßen den Hang hinaufzuarbeiten, vorbei an überfluteten und verwüsteten Gärten, an Bäumen und Hecken, die der Sturm zerzaust hatte. Viele Straßen waren teilweise überflutet, doch Davys verbeulter alter Landrover kam mit den Bedingungen mühelos zurecht.
    Als sie oben anlangten und über die Brücke fuhren, sahen sie, dass der Flusspegel bis auf einen halben Meter unterhalb der Straße angestiegen war. Die umliegenden Wiesen und Felder hatten sich in riesige Seen verwandelt, die den reißenden Strom noch verstärkten. Zum ersten Mal sahen sie andere Autos; fast alle fuhren in die entgegengesetzte Richtung.
    »Die sind vernünftig und sehen zu, dass sie hier rauskommen«, murmelte Davy.
    »Ich war noch nie besonders vernünftig«, sagte Joe. »Aber lassen Sie mich ruhig aussteigen, und kehren Sie um, wenn es Ihnen zu heikel ist.«
    Davy lachte. »Kommt nicht infrage. Ehrlich gesagt bin ich ganz froh um die Gelegenheit, es denen heimzuzahlen.«
    Als sie die Abzweigung zu Leons Haus erreichten, konnten sie unter sich die Biegung der High Street sehen. Der Fluss war ungefähr an der Stelle aus seinem Bett ausgebrochen, wo Joe damals angehalten hatte, um Maz anzurufen. Von dort stürzten die Wassermassen die Straße hinunter, überfluteten Büros und Läden und rissen alles um, was sich ihnen in den Weg

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