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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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nichts mehr zu sehen; das Wasser stand schon über einen halben Meter hoch und stieg weiter, schmutzig braun, mit Schaumblasen an der Oberfläche. Das ganze Zimmer stank nach Schlamm und Fäkalien. Leon warf einen Blick auf die Bescherung und stapfte wieder die Treppe hinauf, während Fenton schnaufend und jammernd hinterhereilte.
    »Leon, bitte. Ich kann das nicht genug betonen: Wir sind hier nicht mehr sicher.«
    »Scheiß drauf. Auf eine Stunde mehr oder weniger kommt’s jetzt auch nicht mehr an. Versuch es weiter bei Glenn.«
    Fenton seufzte. »Bitte, versteh doch, dass ich ganz ehrlich nur das Beste für dich will …«
    »Wenn Glenn sich in den nächsten zehn Minuten nicht meldet, kannst du dich auf die Suche nach ihm machen. Bring ihn her, und dann reden wir über die Evakuierung, okay?«
    Aufgewühlt durch seinen Wutausbruch steuerte Leon noch einmal den Videoraum an. Obwohl er wusste, dass die Schäden durch das Unwetter verursacht worden waren, kontrollierte er immer wieder die Monitore, von der fixen Idee besessen, dass er belagert wurde. Als er ins Zimmer trat, huschte gerade ein Schatten unter dem Blickwinkel der Kamera hindurch, die einen Teil der Einfahrt abdeckte.
    »Hast du das gesehen?«
    »Was?« Fenton war wie üblich zu langsam.
    Leon wechselte zu einer anderen Kamera, die einen wesentlich größeren Schatten in der Nähe der Eingangstür erfasste. Eine verschwommene Bewegung, gefolgt von einem lauten Krachen – und dann wurde der Bildschirm schwarz.
    Das Geräusch von splitterndem Glas war das Signal für Joe. Die Hintertür war mit einem soliden Schloss versehen und hatte ein kleines Doppelglasfenster. Um möglichst schnell hineinzugelangen, nahm Joe das Stemmeisen und hebelte damit die Tür aus dem Rahmen. Keine sehr elegante Methode und auch nicht gerade leise, aber er hoffte, das Ablenkungsmanöver vor dem Haus würde ihn vor Entdeckung bewahren.
    Er durchquerte die Küche und spähte hinaus in die Diele. Die Haustür stand offen – jemand war hinausgegangen, um zu erkunden, woher der Krach kam. Doch es war niemand zu sehen.
    Als Joe die Tür zur Kellertreppe öffnete, schlug ihm sofort der Gestank entgegen: nach Abwasser und verrottenden Pflanzenteilen. Er war schon auf halbem Weg nach unten, als ihm auffiel, dass die Schatten zu hoch waren, zu gleichmäßig, als ob der Boden angehoben worden wäre. Da platschte sein Fuß auch schon ins Wasser.
    Er hielt inne, holte seine Taschenlampe hervor und knipste sie an. Das Zimmer stand gut einen halben Meter hoch unter Wasser.
    Ertrinken. Du hast geträumt, dass du in einem Tunnel ertrinkst.
    Joe schob den Gedanken beiseite. Alles hing von einer einfachen Frage ab: Glaubte er wirklich, dass Kamila hier unten sein könnte?
    Die Antwort war: Ja. Und damit war ihm die Entscheidung abgenommen.
    Er stürzte sich ins Wasser, spürte die eisige Kälte, die durch seine Kleider und Schuhe drang. Er atmete in kurzen, flachen Zügen und versuchte, nicht zu genau darüber nachzudenken, was den Gestank verursachte, während er zur Toilette watete. Ihm fiel ein, dass Glenn gesagt hatte, die Spülung funktioniere nicht richtig. War das ein Bluff gewesen, um die anderen davon abzuhalten, das Klo zu benutzen?
    Er inspizierte gerade die Wand über dem Spülkasten, als er von oben tumultartige Geräusche hörte. Er hoffte, dass Davy nicht in allzu großen Schwierigkeiten war – der Australier hatte ihm das Versprechen abgenommen, sich durch nichts von der Suche nach Kamila abbringen zu lassen.
    Joe entdeckte eine Lücke am Rand der Blechplatte und machte sich mit dem Brecheisen ans Werk, um die Platte von der Wand abzuhebeln. Zuerst dehnte und bog sie sich, dann lösten sich zwei kleine Schrauben, und sie sprang heraus.
    Der Einstieg zum Tunnel war ungefähr sechzig Zentimeter breit und einen knappen Meter hoch; er befand sich in Brusthöhe, war aber über die Toilettenschüssel und den Spülkasten bequem zu erreichen. Joe nahm die Taschenlampe zwischen die Zähne, kletterte hinauf, zwängte sich durch die Öffnung und ließ sich wieder ins Wasser hinunter.
    Er konnte den unebenen Steinboden des Tunnels unter seinen Füßen spüren. Wände und Decke waren ebenfalls blanker Fels, aber direkt über ihm war eine einzelne schwache Glühbirne montiert. Jenseits ihres Lichtkegels verschwand der Tunnel in einem engen schwarzen Rund.
    Joe schauderte. Schon sah er sich wieder in der Muschelhöhle, die Wände drohten ihn zu zermalmen, quetschten die Luft aus seiner Lunge

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