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FebruarNachtsTraum

FebruarNachtsTraum

Titel: FebruarNachtsTraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Sowade
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Nase zu ziehen. Ich halte mich lieber an die Figuren. Ich habe etwas lernen wollen und brauche meine ganze Konzentration, um dabei nicht hinzufallen.
    »Spüren Sie Ihre innere Göttin in sich!« Das Gesicht der Yogalehrerin strahlt wie bei einer Zehnjährigen, die ein Meet and Greet mit ihrem Lieblingsstar gewonnen hat.
    Der Spruch kommt mir bekannt vor. Als mir einfällt woher, schüttle ich meinen verkrampften Körper. Was für ein schlechtes Timing, jetzt meine innere Göttin zu wecken! Immerhin ist der Mann meiner Träume außer Reichweite. Und wer weiß, worauf sie sich dann stürzt.
    »Sie sehnt sich nach Berührung, nach Zuneigung, nach Anerkennung. Fühlen Sie sie!« Unsere Vorturnerin öffnet ihre Arme weit. Ich meine diese Figur bei Tante Lina auch mal gesehen zu haben, kurz bevor ihre Oberweite aus ihrem Shirt gerutscht ist.
    Langsam gerate ich aus der Balance. Kann die Frau nicht damit aufhören?
    »Kommt schon Ladys, lasst sie raus! Mit eurem Atem!«, chantet sie wie wild, als stünde sie kurz vorm Orgasmus.
    Hoppla! Ich rutsche aus und knalle mit dem Kinn auf die Matte. »Arghh!« Jetzt atme ich gar nicht mehr. Mir bleibt die Luft weg. Das beruhigende Singsang der Yogalehrerin bricht sofort ab und in die Stille hinein wird eine Tür aufgerissen. Ich höre Schritte. Dann folgt tiefes, männliches Lachen, das sich mehr und mehr steigert. Frei und unbeschwert und ehrlicher als jeder Kommentar, den ich bis jetzt von Alexander kassiert habe. Schließlich kichert Sabine neben mir und immer mehr Damen stimmen gackernd mit ein. Ich kann nicht lachen. Ich bin gerade mit mir selbst verknotet und würde explodieren, wenn ich könnte.
    »Entschuldigen Sie! Ich wollte nicht stören. Aber ich bin für dieses Elend verantwortlich und ihr darf nichts passieren!«
    Vom Parkettboden aus sehe ich Alexanders Sneakers, die zur Yoga-Lehrerin treten. Neugierig drehe ich meinen Kopf. Sie reichen sich die Hand. Außerdem starren alle Frauen im Raum auf meinen Bodyguard. Dann fassungslos auf mich. Dann wieder auf meinen Bodyguard. Alexander sollte besser wieder verschwinden. 20 Grazien haben gerade ihre innere Göttin erweckt.
    »Sie sind die Yogalehrerin. Wie kriegen wir Elizabeth wieder raus?«
    »Also, wenn Sie die Beine greifen, dann schnapp ich mir die Arme!«
    »Abgemacht!«
    Wie unkompliziert Alexander plötzlich klingt. Keine Spur zweideutig, sondern einfach nur höflich und kultiviert, so wie Roman ihn angepriesen hat. Mit gemischten Gefühlen beobachte ich, wie sich zwei paar Füße um mich herum positionieren. Mehrere Hände packen und entknoten mich. »Au!«
    »Ladys, tut mir leid, aber wir müssen den Kurs für heute abbrechen. Üben Sie weiter, mit Ihrer inneren Göttin zu kommunizieren! Bine, Sie haben das heute wirklich ausgezeichnet geschafft.« Nun beugt sie sich zu mir. »Und Sie bleiben besser noch einen Moment auf der Matte liegen.« Sie greift mit groben Händen an meinem Rücken. Vermutlich führt sie neben Yoga auch einen Kurs in Krafttraining durch.
    »Aua!«, jaule ich schmerzerfüllt.
    »Kein Wunder, dass Sie sich verletzt haben! Ich verstehe das nicht. Alle ihre Muskeln sind hart wie Stein, dabei haben Sie die Erwärmung mitgemacht!« Der Kursleiterin ist der Vorfall vor Alexander furchtbar unangenehm.
    Vielleicht hat die innere Göttin mich dazu gebracht, mich zu verkrampfen. Ich drehe mich auf der Matte, um zu sehen, wo mein Bodyguard steckt. Er tippt auf seinem Smartphone. »Was machst du da?«
    »Roman Bescheid geben.« Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.
    »Roman Bescheid geben?!« Jetzt sind meine Muskeln für die Ewigkeit angespannt. Ist er irre?! Sobald ich mich aufrichten will, drücken mich die knetenden Hände der Yogalehrerin wieder auf den Boden. »Und was soll das bringen?« Alexander starrt auf sein Handy und knirscht mit den Zähnen. Ihm gefällt nicht, was er sieht.
    »Glaub mir, so hatte ich mir das nicht vorgestellt.« Er geht in die Hocke und hält mir das Handy vor die Nase.
    Lautlos lese ich Romans Antwort: Du solltest sie keine Sekunde aus den Augen lassen. Ich muss mich auf dich verlassen können. Das nächste Mal schmuggelst du dich dazu. Sie würde es genauso machen.
    Dann reicht mir Alexander mein Smartphone. Dir geht es gut, Sweetheart? , fragt Roman.
    Ja , tippe ich und versuche das Ziehen im Rücken zu ignorieren. Logisch, dass ich weiß, wovon wir reden.
    Er schreibt wieder an Alexanders Handy: Sorg dafür, dass es ihr wirklich gut geht. Und sorg dafür, dass sie

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